Als von Isabel Gose der Ergebnis-Druck abfällt, lässt sie im Interview ihren Emotionen freien Lauf. Die deutsche Freistil-Schwimmerin verpasst über die 800-Meter-Distanz den zweiten Sprung aufs Podest - und bezeichnet sich selbst als "Heulsuse". Tags darauf erklärt sie ihre Verehrung für Rekord-Siegerin Katie Ledecky.

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An Isabel Goses emotionalen Reaktionen lässt sich exemplarisch der Druck ablesen, der auf vielen Athletinnen und Athleten bei Olympia lastet. Im Wettkampf agierte Gose konzentriert und cool, doch schon nach dem Triumph ihres Ex-Freundes Lukas Märtens hielt Gose ihre Tränen nicht zurück.

"Ich bin so eine Heulsuse. Es fällt gerade viel ab."

Isabel Gose im ZDF-Interview

Nicht anders sah es nach ihrem fünften Platz über die 800 Meter Freistil aus. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille über die 1.500-Meter-Distanz blieb Gose ein zweiter Podestplatz verwehrt. 6,78 Sekunden fehlten der 22-Jährigen letztlich auf den Bronze-Rang. "Ich hatte mir ein bisschen mehr erhofft, aber davon will ich mich nicht runterziehen lassen", sagte Gose im Interview im ZDF. Dann kamen ihr die Tränen. Sie dürfe jetzt unterdrückte Emotionen zulassen: "Ich bin so eine Heulsuse. Es fällt gerade viel ab."

Isabel Gose spürte die Erleichterung

Sie hatte die Emotionen nach ihrem Bronze-Coup über 1.500 Meter nur weggepackt. "Bei den 1.500 Metern gehen dir extrem viele Gedanken durch den Kopf, dadurch, dass du so viel alleine bist", erklärte sie im Rahmen einer Pressekonferenz am Tag nach den 800 Metern in Paris. Nachdem sie über die 1.500 Meter am Startblock angeschlagen hatte, sei das Erste, was ihr durch den Kopf gegangen sei, gewesen: "Ich habe es geschafft". Gose sprach von "Erleichterung pur. Ich war einfach nur happy."

Die Zeit, ihren erleichternden Erfolg über die 1.500 Meter zu feiern, habe sie wegen der Konzentration auf weitere Starts noch nicht gehabt. "Dadurch, dass es direkt weitergeht, versuchst du die ganze Euphorie in eine Art kleines Päckchen zu stecken, damit man sie später wieder rausholen kann." Nun, wo der ganze Druck abfalle, brauche sie "doch noch ein bis zwei Tage, um das alles zu realisieren".

Isabel Gose nach ihrem fünften Platz im Finale über 800 Meter Freistil
Isabel Gose nach ihrem fünften Platz im Finale über 800 Meter Freistil. Die erhoffte zweite Medaille bleibt aus. © picture alliance / Eibner-Pressefoto / Jo Kleindl

Zu Doppel-Siegerin Katie Ledecky - Gewinnerin der 800 Meter und der 1.500 Meter Freistil in Paris - schaut Gose auf. "Ledecky ist eine Nummer für sich. Die dominiert die Langstrecken seit 2012. Ich finde es schön, auch mit ihr auf dem Podium stehen zu dürfen. Ich bin ja auch ein kleines Fangirl von ihr."

Katie Ledecky wirkt als Motivation für Isabel Gose

Auf der gemeinsamen Pressekonferenz im Anschluss habe sie sie "angehimmelt und angelächelt". Dass sie 2028 in Los Angeles nochmal startet, sei auch "ein Ansporn, sich noch weiter nach vorne zu kämpfen". Ledecky hat nun neun olympische Goldemedaillen gewonnen.

Nach ihrem Bronze-Rennen über 1.500 Meter stand Gose erstmals mit Ledecky gemeinsam auf dem Podest, sie saß neben ihr in der Pressekonferenz - und verstand das Phänomen besser als je zuvor. "Sie ist auch nur ein Mensch. Man denkt immer, sie schwimmt wie eine Maschine und macht das alles so selbstverständlich. Sie hat dieselben Gedanken im Kopf, wie wir alle."

Katie Ledecky schreibt Olympia-Geschichte

Die 27-Jährige aus Washington D.C. ist nicht nur die beste Schwimmerin der Geschichte, die erste, die bei vier Sommerspielen Gold holte, sondern auch die erfolgreichste Olympionikin: Mit ihrem neunten Triumph zog Ledecky, der "weibliche Michael Phelps", mit der ehemaligen sowjetischen Turnerin Larissa Latynina gleich.

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