Auch in Paris zog Raven Saunders wieder sämtliche Blicke im Stade de France auf sich. Die US-Kugelstoßerin hat eine bewegte Vergangenheit.
Am Donnerstag fand die Qualifikation der Kugelstoßerinnen im Stade de France statt – eine Athletin dürfte den Zuschauerinnen und Zuschauern vor Ort und am TV-Bildschirm dabei besonders ins Auge gestochen sein.
Denn wieder einmal trug die US-Amerikanerin Raven Saunders eine Maske – wie so oft in der Vergangenheit. Komplett verhüllt – mit schwarzer Maske und verspiegelter Brille – nahm sie am Wettbewerb teil und qualifizierte sich mit einer Weite von 18,62 Metern für das Finale. Grün und Lila gefärbte Haare komplettierten den ungewöhnlichen Olympia-Look – ein Bezug zur Comic-Figur Hulk.
Saunders-Bild in Tokio ging um die Welt
Saunders gewann 2021 bei den Sommerspielen in Tokio Silber, auch dort trug sie eine Maske, damals mit Hulk-Motiv. Bei der Siegerehrung formte sie ihre Arme über dem Kopf zu einem X. "Es ist der Schnittpunkt, an dem sich alle unterdrückten Menschen treffen", erklärte Saunders anschließend in einem Interview. Damit meinte sie Schwarze, Anhänger der LGBTQ-Bewegung sowie Menschen mit psychischen Problemen. All jene Gruppen, denen sich auch Saunders selbst zugehörig sieht bzw. sah.
Ihre extravaganten Outfits haben einen ernsten Hintergrund: Die Top-Athletin sprach in der Vergangenheit immer wieder über ihre mentalen Probleme. "Ich war jung, schwarz und lesbisch. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass es keinen Ausweg für mich gibt", sagte die US-Amerikanerin Anfang 2020, als sie ihre Probleme öffentlich machte, zu ihrer früheren Situation.
"Auf meinem Weg, vor allem im Umgang mit der psychischen Gesundheit und solchen Dingen, habe ich gelernt, mich abzugrenzen, so wie Bruce Banner gelernt hat, den Hulk zu kontrollieren", erklärte Saunders "Yahoo Sports" die Referenzen auf die bekannte Comic-Figur.
Daneben habe die Maske Saunders zufolge noch einen weiteren Vorteil: Vor und während der Wettkämpfe habe sie dadurch mehr Ruhe, weil ihre Kontrahentinnen sie durch die Maske seltener ansprechen würden. Das hilft der US-Amerikanerin zusätzlich, sich bei ihren Stößen besser zu konzentrieren.
"Ich hoffe wirklich, dass ich mit einer Medaille so viele Menschen in der LGBTQ-Gemeinschaft und so viele Menschen, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, inspirieren und motivieren kann", sagte die Kugelstoßerin weiter. Ob es für Saunders erneut für eine Medaille reicht, entscheidet sich am Freitagabend (19:37 Uhr), wenn das Kugelstoß-Finale der Frauen stattfindet.
Verwendete Quellen
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