Hamburg - Jule Niemeier hat die Diskussionen um die angeblich fehlenden deutschen Tennis-Talente für die Zeit nach den Top-Spielerinnen Angelique Kerber und Andrea Petkovic kritisiert.
"Ich finde es unfair, dass wir so an den Pranger gestellt werden und man sagt: Okay, da kommt niemand nach", sagte die 23-Jährige beim WTA-Turnier in Hamburg. Die Diskussion sei "ein bisschen unnötig. Das liegt nicht an uns, dass da nichts nachgekommen ist." Es habe da einige Generationen und einige Spielerinnen dazwischen gegeben, die aufgehört haben aus verschiedenen Gründen.
"Man muss uns auch Zeit geben, dass wir uns weiterentwickeln können", sagte die Dortmunderin. Es sei in Deutschland nicht so wie in anderen Ländern. "Wir machen normal Abitur, wir haben normal Schule. Und erst danach fangen wir eigentlich an, richtig zu spielen." Das brauche Zeit und man müsse geduldig sein. "Ich finde, wir sollten uns da nicht stressen, das ganze Land sollte sich nicht stressen, weil da viele junge Spielerinnen noch nachkommen werden."
Niemeier: "Wir haben was drauf"
Niemeier hatte am Mittwoch erstmals in diesem Jahr das Viertelfinale eines WTA-Turniers erreicht. Sie hatte sich gegen die an Nummer sechs gesetzte Julia Putinzewa aus Kasachstan durchgesetzt. Ebenfalls in der Runde der letzten Acht bei der mit 235.680 Euro dotierten Sandplatz-Veranstaltung steht die 19-jährige Noma Noha Akguue aus Reinbek bei Hamburg.
Ihr gelang gegen die Australierin Storm Hunter mit dem 0:6, 7:6 (7:2), 6:4 der bislang größte Erfolg ihrer Karriere und der erstmalige Einzug in ein Viertelfinale auf der WTA-Tour. Am Abend zog auch noch die 21 Jahre alte Hamburgerin Eva Lys nach, die die Ungarin Panna Udvardy mit 6:4, 6:1 souverän bezwang. Die in Kiew geborene Tennis-Hoffnung hatte schon in der ersten Runde die an Nummer zwei gesetzte Ägypterin Mayar Sherif aus dem Turnier geworfen.
"Natürlich kann man das nutzen, hier in Deutschland zu spielen", sagte Niemeier zur Motivation, im eigenen Land zu spielen. "Es ist auch ein Ansporn für uns deutsche Spielerinnen, dass wir da zeigen können: Wir haben was drauf und da kommt etwas nach."
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