Melbourne - Als Belohnung für den erfolgreichen Start in seine Titel-Mission gab es für Alexander Zverev in den Katakomben der Rod Laver Arena ein Küsschen von Freundin Sophia Thomalla. Kurz vor Mitternacht (Ortszeit) holte der Tennisstar den Schläger noch einmal aus der Tasche und trainierte - obwohl er zuvor beim souveränen 6:4, 6:4, 6:4 gegen den Franzosen Lucas Pouille zum Auftakt der Australian Open schon 2:21 Stunden auf dem Platz gestanden hatte.

Mehr Tennis-News

"Ich hatte eine Armverletzung und habe nicht sonderlich viel Tennis gespielt", erklärte Zverev seine Extra-Schicht: "Ich möchte einfach noch ein paar Dinge verbessern."

Zverev will in Melbourne endlich seinen ersten Grand-Slam-Titel gewinnen. Er habe ein "relativ solides Match" abgeliefert, sagte Zverev bei Eurosport. Für den Start ins erste Grand-Slam-Turnier des Jahres sei es "eigentlich ganz okay" gewesen.

Auch Boris Becker fand "eigentlich alles gut" - nur eine Statistik beunruhigte den Eurosport-Experten ein wenig. Nur 3 von 18 Breakchancen konnte der Olympiasieger von 2021 nutzen. "Das war nicht toll", gab der 27-Jährige zu. Er erklärte dies aber auch mit der fehlenden Matchpraxis. "Viel wichtiger ist, dass ich nicht gebreakt wurde."

Zverev erreichte zum neunten Mal in Folge in Melbourne die zweite Runde. Dort ist der Hamburger im Duell mit Pedro Martinez aus Spanien ebenfalls klarer Favorit.

Unwetter bringt Spielplan durcheinander

Während Zverev in der Rod Laver Arena vor den äußeren Bedingungen geschützt war, wurden zwei deutsche Spielerinnen durch das Unwetter über Melbourne ausgebremst. Erst nach sechseinhalbstündiger Regen-Unterbrechung gewann Tatjana Maria gegen die Amerikanerin Bernarda Pera mit 7:6 (7:3), 6:4. In der zweiten Runde trifft die mit 37 Jahren älteste Spielerin des Hauptfelds auf die Dänin Clara Tauson.

Australian Open
Alexander Zverev steht in der zweiten Runde der Australian Open. © dpa / Frank Molter/dpa

Das Match der Dortmunderin Jule Niemeier gegen die Polin Maja Chwalinska wurde gestrichen und wird am Montag nachgeholt. Der Spielplan wurde durch das Gewitter und den Starkregen kräftig durcheinander gewirbelt. Die Entscheidung, das Turnier wie schon im Vorjahr erneut am Sonntag zu starten und damit die erste Runde auf drei Tage zu strecken, dürfte sich schon jetzt ausgezahlt haben.

Zverev vom Start weg Herr der Lage

Anders als oft in der Vergangenheit in Erstrunden-Matches fand Zverev sofort gut ins Turnier. Der Olympiasieger von 2021 agierte wie gewohnt aufschlagstark, den ersten Satz sicherte er sich aber mit einem Vorhand-Winner. Auch das Returnspiel des Hamburgers war gefährlich, so dass er sich gegen den Wild-Card-Inhaber Pouille bei dessen Aufschlag immer wieder Breakchancen herausspielen konnte.

Trainer und Vater Alexander Zverev Senior sowie Bruder Mischa Zverev, die durch die neue Box in der Ecke des Courts noch näher ans Spielgeschehen herangerückt sind, mussten von außen kaum korrigierend eingreifen. Allerdings ließ Zverev im zweiten und dritten Satz zu viele Breakchancen liegen.

Nach knapp zweieinhalb Stunden verwandelte er dennoch mit seinem 18. Ass seinen zweiten Matchball gegen Pouille, der 2019 bei den Australian Open im Halbfinale gestanden hatte.

Spritzen gegen Armverletzung

Körperlich wirkte Zverev topfit. Die Bizeps-Verletzung, wegen der er beim United Cup vor anderthalb Wochen im Viertelfinale ausgefallen war, schien ihn nicht mehr zu behindern. "Ich habe mich spritzen lassen nach dem United Cup", sagte Zverev bei Eurosport: "Ich hoffe, dass es jetzt auch die nächsten zwei Wochen hält."

Australian Open
Ein Zverev-Fan mit einem Plakat. © dpa / Frank Molter/dpa

Zverev spielt auch in Melbourne mit einem neuen Schläger, mit dem er noch druckvoller agieren kann. "Der Grund dahinter ist, dass die Tennisbälle so unfassbar langsam geworden sind und dass man eigentlich keine Kontrolle mehr im Tennisschläger braucht, sondern man braucht Power", erklärte Zverev. Schon im vergangenen Herbst war er auf das neue Racket umgestiegen.

Mit solchen Umstellungen setzt Zverev auch ein Zeichen. Als Nummer zwei der Welt wolle er "natürlich Grand Slams gewinnen" und "die Nummer eins der Welt werden. Das sind alles Träume, die ich mir immer noch erfüllen möchte. Ich hoffe, dass ich es dieses Jahr schaffen kann." Der Start ist ihm schon mal gelungen.  © Deutsche Presse-Agentur

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.