Österreichs Skirennläufer sind vor den Rennen in Kitzbühel und bei der Heim-WM so erfolglos wie zuletzt vor mehr als 30 Jahren.
Es sind düstere Zeiten für die stolze Skination Österreich. Hoffnungsschimmer werden da fast begeistert wahrgenommen, zumal jetzt, da am Wochenende in Kitzbühel und eineinhalb Wochen später bei der WM in Saalbach-Hinterglemm gefahren wird. Im ersten Training für die Abfahrt auf der Streif am Samstag fuhr überraschend Stefan Babinsky auf Rang zwei, im zweiten dann Stefan Eichberger. Geht da was?
Tatsächlich ist die Lage trostlos. Österreichs Männer gäben ein "jämmerliches Bild" ab, schimpfte der "Kurier", jetzt, sekundierte die "Kleine Zeitung", könne nur noch "Feenstaub" helfen. Seit mittlerweile 26 Rennen warten die Erben von Franz Klammer und
Schweizer räumen Woche für Woche ab
Als wäre alles nicht schon schlimm genug, räumen die Erzrivalen aus der Schweiz um Marco Odermatt Woche für Woche ab – sie belegten etwa bei allen bisherigen vier Abfahrten die Plätze eins und zwei. "Das Schlimmste ist das Mitleid der Schweizer", sagte am vergangenen Wochenende in Wengen mit einem Augenzwinkern Vincent Kriechmayr. Der Doppel-Weltmeister von 2021 stürzte am Lauberhorn. Sein Start bei der Heim-WM (4. bis 16. Februar) scheint aber nicht gefährdet.
Die Krise der einst alles dominierenden Alpin-Nation ist kein plötzlich auftretendes Phänomen: Sie hatte sich abgezeichnet. In der Saison 2019/20 musste Österreich in der Nationenwertung des Weltcups erstmals wieder den Schweizern Platz eins überlassen, was seit den späten Achtzigern nicht mehr vorgekommen war. Nur einmal war Team Austria seitdem noch vorne: nach dem Winter 2021/22.
Das Ende der Dominanz von Rot-Weiß-Rot begann nicht ganz zufällig mit dem zwischenzeitlichen Rücktritt von Ausnahmefahrer Hirscher im Frühjahr 2020. Hirscher, der in diesem Winter unter niederländischer Flagge ein kurzes, von einem Kreuzbandriss jäh unterbrochenes Comeback gab, verdeckte mit seinen Erfolgen die schon damals abnehmenden Leistungen. Der Rekord-Gesamtweltcupsieger hat eine Lücke hinterlassen, die nicht zu schließen scheint.
Nachwuchstalente sind beim ÖSV Mangelware
Hinzu kommt, dass die verbliebenen Spitzenfahrer Kriechmayr (33) und Manuel Feller (32) nicht mehr zu den Jüngsten gehören, vielversprechende Nachwuchstalente sind beim ÖSV derzeit Mangelware. Ein Blick auf die vergangenen beiden Junioren-Weltmeisterschaften in Haute-Savoie (2024) und St. Anton (2023) zeigt: Den Medaillenspiegel führen die Schweiz, Italien oder Schweden an, für Team Austria blieben nur die Plätze drei und zehn.
Dem öffentlichen Interesse in der Alpennation tut dies wohl keinen Abbruch. Die Rennen in Kitzbühel gelten beim übertragenden ORF als Quotengarant, Marktanteile um die 75 Prozent sind keine Seltenheit. Entsprechend groß ist die Enttäuschung über die zuletzt schwachen Leistungen. TV-Experte Hans Knauß, der in seiner aktiven Zeit sieben Weltcupsiege einfuhr, kritisierte: "Die Strukturen sind wie bei mir vor 40 Jahren. Die reichten für mich aus, an die Weltspitze zu kommen. Wir sind aber stehen geblieben."
Bei all den negativen Vorzeichen können sich die österreichischen Ski-Fans zumindest mit einem Blick in die Historie trösten. In der Saison 1992/93 fuhren die ÖSV-Herren ohne Saisonsieg zu den Olympischen Spielen in Albertville. In Frankreich holten die Männer in Rot-Weiß-Rot dann eine Gold- und zwei Bronzemedaillen. (SID/bearbeitet von tas)
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