Markus Eisenbichler verpasst zum ersten Mal seit acht Jahren den Weltcup-Auftakt der Skispringer. Zu instabil sind seine Leistungen. Doch es ist nicht der erste Rückschlag, von dem sich der Bayer erholen muss. Schafft es das Stehaufmännchen unter den Skispringern erneut?

Eine Analyse
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Es ist ein herber Schlag für Markus Eisenbichler. Erstmals seit acht Jahren wird der sechsmalige Skisprung-Weltmeister den Saisonauftakt verpassen. Bundestrainer Stefan Horngacher nominierte den 32-Jährigen nicht für das sechsköpfige Aufgebot des DSV für die Stationen in Kuusamo (Finnland) und Lillehammer (Norwegen).

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Die Entscheidung des Bundestrainers hatte sich abgezeichnet. Schon in der vergangenen Saison hatte Eisenbichler immer wieder mit Leistungsschwankungen zu kämpfen. Zwar landete er einige Male in den Top 10, sprang in Sapporo sogar aufs Treppchen, insgesamt blieb er jedoch immer wieder hinter den eigenen Erwartungen zurück.

Eisenbichlers Karriere hätte schon 2012 vorbei sein können

Nun muss er sich in der Trainingsgruppe B neu sortieren - mal wieder. Es wäre jedoch bei Weitem nicht das erste Mal, dass sich der willensstarke Bayer aus einem Formtief oder Schlimmerem befreit. Schon 2012 hätte Eisenbichlers Skisprungkarriere vorbei sein können. Bei einem Sturz auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf bricht er sich einen Brustwirbel. Vier weitere sind angebrochen. Kurze Zeit spürt er seinen Körper nicht mehr. Doch Eisenbichler kämpft sich zurück und springt in den kommenden Jahren mit der Elite um Titel. Sechsmal holt er Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften, fünfmal mit dem Team, in Seefeld krönt er sich 2019 zum Einzel-Weltmeister auf der Normalschanze. Zudem holt er 2020 in Planica Bronze im Skiflug-Einzel.

Geradlinig verläuft Eisenbichlers Karriere dennoch nicht. Unter anderem wird er bei den Olympischen Spielen 2018 zum Ersatzmann degradiert. Immer wieder erlebt er kleinere und größere Formtiefs, aus denen er sich jedoch mal schneller, mal etwas langsamer wieder herauskämpft. Nach der vergangenen - aus deutscher Sicht extrem enttäuschenden - Saison mit gerade einmal acht Einzel-Podestplätzen für das gesamte deutsche Team dachte Eisenbichler sogar an den Rücktritt. Wenn auch nur ganz kurz: Etwa "eine Woche" lang habe er gegrübelt: "Aber als ich wieder mit dem Springen angefangen habe, habe ich gemerkt, warum ich das so gerne machen." Aufgeben liegt Eisenbichler einfach nicht.

Auch deshalb will der ehemalige Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster Eisenbichler auch für diese Saison noch nicht abschreiben: "Wenn man glaubt, dass Markus Eisenbichler geschlagen ist, dann täuscht man sich! Er ist ein Stehaufmännchen. Ich glaube, dass er in diesem Winter noch seine Chance kriegen wird", sagte Schuster bei "Eurosport.de".

Es fehlt die Stabilität

Doch was die vergangene Saison und nun auch offenbar die Vorbereitung gezeigt hat: Ganz so einfach ist es für den 32-Jährigen offenbar nicht mehr, an das Niveau der vergangenen Jahre anzuknüpfen. Bei der Deutschen Meisterschaft im sächsischen Klingenthal landet Eisenbichler lediglich auf Platz zehn und damit weit hinter seinen eigenen Erwartungen.

"Er ist nicht mehr so stabil, wie er es einmal war. Seine Qualitäten hat er nach wie vor, aber leider nicht mehr die Stabilität", erklärt sein ehemaliger Trainer Schuster dazu. Dem pflichtet Martin Schmitt bei "Eurosport.de" bei: "Sein Können blitzt zwar immer wieder in Einzelsprüngen auf, aber er hat momentan leider nicht mehr die stabile Form, die er braucht, um im Weltcup die Leistungen zu bringen, die er auch von sich selbst erwartet."

Eisenbichler selbst hat sich zu seiner Nicht-Nominierung bislang nicht geäußert. Noch Ende Oktober hatte er im Gespräch mit dem Sportinformations-Dienst sid erklärt, sein "großes Ziel sind noch immer die Tournee und der Gesamtweltcupsieg". Etwas einschränkend hatte er damals jedoch bereits hinterhergeschoben: "Wenn nicht, habe ich trotzdem eine gute Karriere gehabt."

In seiner aktuellen Form wird es schwierig, diese Ziele zu erreichen. Aber wer weiß bei Eisenbichler schon, wie es in ein paar Wochen oder Monaten aussieht. Laut Martin Schmitt liegt es bei Eisenbichler selbst: "Markus muss zu seinem Sprung kommen. Er hat es selbst in der Hand - und das weiß er auch. Er muss sich auf seine Performance konzentrieren, er wird seine Chance bekommen und diese gilt es dann zu nutzen." Und auch Schuster versprüht bei "Eurosport.de" Hoffnung: "Seine guten Sprünge sind weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, es gilt sich hier zu stabilisieren. Dann kann er spätestens bei der Vierschanzentournee – wenn nicht sogar früher – wieder zur Mannschaft stoßen."

Verwendete Quellen:

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