- Nicht nur die Fußball-Profis, sondern auch ihre Freundinnen und Ehefrauen stehen bei großen Turnieren wie Europa- und Weltmeisterschaften im Blickpunkt.
- Berühmt und berüchtigt sind die WAGs, die "Wives and Girlfriends" der englischen Nationalmannschaft, die es vor allem bei der WM 2006 ordentlich krachen ließen.
- Victoria Beckham brachte damals den Status der Spielerfrau auf ein neues Level. Die aktuelle Generation der englischen WAGs steht vor dem Spiel gegen Deutschland am Dienstag allerdings deutlich in ihrem Schatten.
England gilt als Mutterland des Fußballs. Die Grundlagen des weltweit beliebtesten Sports wurden dort geschaffen. Auf der Insel wurde schon Profifußball gespielt, als in den meisten anderen Länder noch ein bisschen locker im Park gekickt wurde.
Da passt es ganz gut, dass Engländer auch in anderen Bereichen der Entwicklung des Fußballs Vorreiter waren. Oder besser Vorreiterinnen. Denn es waren die Freundinnen und Ehefrauen der Spieler der englischen Nationalmannschaft, die den Status "Spielerfrau" auf ein neues Level hoben und professionalisierten.
Begonnen hatte diese Entwicklung bereits um die Jahrtausendwende, ihren Höhepunkt erlebte sie während der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Auf dem Spielfeld stand die oft beschworene Goldene Generation der "Three Lions", die von einer nicht weniger außergewöhnlichen Ansammlung an Lebensabschnittsgefährtinnen zu dem Turnier begleitet wurde.
Coleen Rooney,
Victoria Beckham brachte den Begriff Spielerfrau auf ein neues Level
Bis heute ist nicht ganz klar, ob der "Sunday Telegraph" oder die "Mail on Sunday" den Begriff "WAGs" erstmals benutzte. Aber die Abkürzung für "Wives and Girlfriends" wurde 2006 weltweit populär und auch in andere Sprachen übernommen.
Zu erkennen waren die WAGs der "Three Lions" an viel zu großen Sonnenbrillen, viel zu kurzen Röcken und viel zu teuren Handtaschen. Auf ihren ausgedehnten Shoppingtouren, bei ihren Champagner-Partys in der Hotelbar und natürlich auf der VIP-Tribüne im Stadion waren sie äußert beliebte Motive für Paparazzi und Klatschpresse.
Als England im Viertelfinale der WM an Portugal scheiterte (natürlich im Elfmeterschießen), wurde den Spielerfrauen eine Mitschuld gegeben. Er sei sich das ganze Turnier über wie in einer Zirkusvorstellung vorgekommen, erklärte Verteidiger Rio Ferdinand später.
Angeführt wurde die legendäre "WAG-Class of 2006" natürlich von
Zwar war Victoria als Popstar selbst äußert erfolgreich, als aber ihre Solokarriere nach der Trennung der Spice Girls nicht so richtig in Fahrt kam, war es die Beziehung zu dem Fußballer, durch die sie im Gespräch und in der Öffentlichkeit relevant blieb.
Victoria Beckham steigerte Davids Marktwert
Gleichzeit verpasste sie David Beckham den Glamour, der ihm einen weitaus höheren Marktwert bescherte, als es seine bloßen fußballerischen Fähigkeiten jemals hätten tun können. Bis heute führen die Beckhams ein außergewöhnlich erfolgreiches Familienunternehmen, das sich vor allem um sie selbst und ihre eigene Berühmtheit dreht.
Davon profitieren auch die Kinder, dem ältesten Sohn Brooklyn Beckham folgen 12,4 Millionen Menschen bei Instagram. Und zwar nicht in erster Linie, weil er ein so erfolgreiches Männer-Model und Fotograf ist, sondern weil er eben der Sohn der Beckhams ist.
Das Rad neu erfunden hat Victoria Beckham natürlich nicht, Spielerfrauen standen schon immer im Fokus der Sport- und Boulevard-Berichterstattung, wie auch der Blick nach Deutschland zeigt. Schon über Fritz Walters Ehefrau Italia wurde immer wieder berichtet, Bernd Schusters Ehefrau Gaby galt genauso wie Bodo Illgners Frau Bianca als knallharte und schlagzeilenträchtige Managerin ihres Mannes. In den 90er Jahren sorgte Lothar Matthäus' zweite Ehefrau Lolita Morena für eine Menge Aufsehen in Münchens Schickeria und ganz Deutschland.
Social Media befeuert den Ruhm der Spielerfrauen
Eine Entwicklung der letzten knapp 20 Jahre ist es aber, dass der Beziehungsstatus "Spielerfrau" die Chance bietet, eine eigene Karriere neben den kickenden Männern aufzubauen. Was die englischen Spielerfrauen um die Jahrtausendwende auf den Weg brachten, wurde in den letzten Jahren durch Social Media extrem befeuert.
Ein prominentes Beispiel dafür ist etwa Cathy Hummels, die zunächst nur für ihre Beziehung zu Mats Hummels bekannt war, mittlerweile aber eine erfolgreiche Influencerin mit fast 600.000 Followern auf Instagram ist und sowohl als Moderatorin wie auch als Kandidatin in diversen TV-Formaten in Erscheinung trat.
Während Profifußballer nach Toren, gewonnenen Zweikämpfen oder Passquoten bewertet werden, geben bei Spielerfrauen die Follower-Zahlen auf Instagram Aufschluss darüber, wer gerade besonders gut im Geschäft ist. Die aktuelle Generation der englischen WAGs, deren Männer am Dienstag im Achtelfinale der Europameisterschaft auf Deutschland treffen (Anpfiff 18 Uhr), steht diesbezüglich tief im Schatten der Spielerfrauen von 2006.
Die aktuelle Generation der WAGs sorgt für wenig Aufsehen
Kate Kane, die Frau von Kapitän Harry Kane, hat 162.000 Follower, Megan Davison, die Freundin von Torwart Jordan Pickford gerade mal knapp 54.000, Harry Maguires Lebensabschnittsgefährtin Fern Hawkins bringt es auf 48.000 Follower. Den Glamour und die Extravaganz ihrer Vorgängerinnen sucht man bei den aktuellen Spielerfrauen der "Three Lions" vergeblich.
Victoria Beckham, die als Designerin in Los Angeles gut im Geschäft ist, dient da immer noch als Vorbild. 29 Millionen Menschen lässt die Ex-Popsängerin auf Instagram an ihrem Leben teilhaben, auch mit mittlerweile 47 Jahren steckt Beckham, die das Bild der modernen Spielerfrau wie keine andere prägte, ihre Nachfolgerinnen als WAGs der "Three Lions" locker in die Tasche.
Verwendete Quellen:
- mirror.co.uk: Remember the WAGs from World Cup 2006? Here's how their lives have changed over the last decade
- theguardian.com: Wags made us a circus, says Rio
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