Schauspieler Till Demtrøder spricht im Interview über sein Leben als "Filmpolizist", den Unterschied zwischen dem "Großstadtrevier" und dem "Küstenrevier" sowie seine Schlittenhunderennen.

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"Kleinstadtromantik mit einem Schuss von Chicago": So beschreibt Till Demtrøder die neue Vorabendserie "Das Küstenrevier", die an diesem Donnerstag bei Sat.1 (montags bis freitags um 19.00 Uhr) startet. Unsere Redaktion hat mit dem Hamburger Schauspieler gesprochen, der im "Großstadtrevier" als Zivilfahnder Henning Schulz an der Seite von Jan Fedder, Maria Ketikidou und Co. eine Ära prägte und nun mit seiner neuen Figur Harry Stein zum Kriminalhauptkommissar befördert wurde.

Herr Demtrøder, sind Sie gut ins neue Jahr gekommen? Wurde im kleinen oder im großen Rahmen gefeiert?

Till Demtrøder: Herrlich entspannt und lustig mit lieben Freunden und Schauspielkollegen bei gutem Wein und leckerem Essen in unserer großen Scheunen-Küche. Und am Neujahrstag mit eiskaltem Bad in der Ostsee. Da war der Kater dann schnell wieder weg.

Ab 11. Januar werden Sie in der neuen Sat.1-Vorabendserie "Das Küstenrevier" ermitteln. Der Küstenort Küstritz klingt zunächst einmal nach Idylle pur. Doch der Schein trügt ein wenig, richtig?

Oh, ja. In Küstritz geht es in krimineller Hinsicht richtig zur Sache. Auf sehr unterschiedliche und zum Teil sehr kreative Weise. Doch die Verbrecher haben nicht mit der Spürnase und dem richtigen Bauchgefühl meiner Figur Harry Stein gerechnet. Wenn "Das Küstenrevier" bei den Zuschauerinnen und Zuschauern gut ankommt und wir in eine weitere Staffel starten, dürfte sich die Einwohnerzahl der beschaulichen Insel Rügen wohl mittelfristig deutlich minimieren. Man darf somit "Kleinstadtromantik mit einem Schuss von Chicago" erwarten, das macht die Serie so spannend.

Wie gefällt Ihnen das beschauliche Küstritz an der Ostsee? Auf dem Lande fühlen Sie sich grundsätzlich wohl, wenn man an Ihr Leben auf einem Hof denkt. Leben Sie dort nach wie vor und betreiben Sie Landwirtschaft?

Ich habe ein Bedürfnis nach Weite, nach Natur und uneingezäunten Flächen und Wäldern. So hat es mich von Hamburg hinaus vor die Tore der Stadt verschlagen. Ich liebe die herrlichen Felder, die wunderbaren Seen in direkter Umgebung. Aber auch die Nähe zur Ostsee, den weiteren Hansestädten, die Motorradtouren durch den Norden. Dass ich Landwirtschaft betreibe, so möchte ich es nicht nennen, aber in unserem Garten wachsen das ein oder andere Gemüse und Früchte, aber nur für den Eigenverbrauch. Und die Gummistiefel stehen immer vor der Tür. Und ich mag den Geruch der feuchten Wiesen, wenn ich abends nach meinem Pferd sehe.

Was reizt Sie eigentlich besonders an Vorabendserien, vor allem mit Blick auf "Das Küstenrevier"?

Das Konzept von "Das Küstenrevier" gab es so in der Tat noch nie im deutschen Fernsehen. Zur besten Feierabendzeit servieren wir von Montag bis Freitag jeden Tag einen neuen, in sich abgeschlossenen Fall. Und das innerhalb von 35 Minuten. So werden die Zuschauerinnen und Zuschauer beim Abendessen mitraten können, wer nun den gutaussehenden Yogalehrer ums Leben gebracht hat. Der Immobilienhai? Oder doch die Juweliers-Gattin? Die Auflösung gibt es dann zum Dessert! Zudem dreht sich vieles auch um die Themen Liebe und Familie. Diese Geschichten bilden eine übergreifende Handlung, sodass man vor dem Bildschirm eine Beziehung zu den Figuren aufbauen kann.

Viele Serien-Fans kennen Sie natürlich aus dem "Großstadtrevier" als Henning Schulz. Inwiefern unterscheidet sich Ihre neue Figur Harry Stein von der altbekannten?

Ich muss gestehen, dass ich mich über diese Anfrage sehr gefreut habe, nachdem ich meine Rolle als Zivilfahnder Henning Schulz im Großstadtrevier immer noch fest im Herzen getragen habe. Verständlich, diese Rolle habe ich 20 Jahre lang gespielt, das legt man nie so wirklich ab. Jetzt ziehe ich aber nicht nur von der Großstadt an die Küste, ich bin sogar befördert worden – zum Kriminalhauptkommissar im "Küstenrevier". Viele meiner Fans schrieben mir sehr oft, ich sollte doch als Polizist ins Fernsehen zurückkehren. Das hat mich stets berührt, diese Treue und Verbundenheit auch nach so langer Zeit. Wie schön, dass Sat.1 mir nun diese neue Rolle geschenkt hat, die ich zum Leben erwecken darf und die Zuschauer mit in meine neue TV-Welt als Harry Stein eintauchen können. Und natürlich nehme ich viele der Erfahrungen mit, die Henning seinerzeit machen durfte.

Die Autoren haben dieser Figur so einige Eigenschaften mitgeben, die mich von Anbeginn gereizt haben. Harry ist emphatisch, respektvoll, selbstsicher, eine treue Seele, allseits beliebt und hat ein Herz aus Gold. Ein absoluter Bauchmensch. Er liebt seine verstorbene Frau bis lange über ihren Tod hinaus und hält ihr die Treue. Das hat mich selbst sehr berührt und macht mir umso mehr Freude im Spiel, diese und seine anderen wunderbaren Eigenschaften zu verkörpern.

Till Demtrøder: "Meiner Hochachtung kann sich die Polizei sicher sein"

Mit polizeilicher Arbeit sind Sie jedenfalls bestens vertraut. Mussten Sie lange überlegen, um in diese neue Rolle zu schlüpfen? Oder hatten Sie eigentlich genug von der Polizeiarbeit?

Ich mag Polizisten und habe diesen Beruf – wenn auch stets privat – hautnah mit allen Facetten des Alltags erleben dürfen. In Hamburg durfte ich die "echten Kollegen" auf vielen Nachtschichten begleiten und habe dort Dinge erlebt, die sich kein Autor oder Regisseur so vorstellen kann. Von anrührenden Momenten über hochgefährliche Situationen bis hin zu schockierenden und traumatischen Erlebnissen habe ich die volle Bandbreite gesehen. Aus diesen Erfahrungen schöpfe ich und lasse sie in meine Rolle als Kriminalhauptkommissar Harry Stein einfließen.

Da in meiner Arbeit als Schauspieler der wichtigste Leitfaden die "absolute Authentizität" ist, nehme ich die Verantwortung als "Filmpolizist" immer schon sehr ernst. Auch, um so das Ansehen des Berufsbildes des Polizisten in unserer Gesellschaft zu schützen. Die Kunst liegt im Detail, oft sind es die kleinen Nuancen, routinierte Handgriffe oder der richtige, autoritäre Ton, der hier den schwierigen Spagat zwischen Filmwelt und Realität für den Zuschauer etwas vergessener macht.

Wenn mir echte Polizisten anerkennend auf die Schulter klopfen, weil sie mir meine Rolle voll abgenommen haben, dann ist das oftmals mehr wert als ein Fernsehpreis. Und macht mich stolz. Ebenso wie meine Ernennung zum "Ehrenkommissar der Hansestadt Hamburg".

Wären Sie auch gerne ein "Tatort"-Kommissar und falls ja: In welcher Stadt sollte dieser ermitteln und welche Charaktereigenschaften sollte er mitbringen?

Bisher kam die ARD noch nicht auf die Idee, mich als "Tatort"-Kommissar anzufragen, jetzt war Sat.1 schneller. Und gibt mir in 80 Folgen mit 80 Tatorten "light" eine viel größere Spielwiese. Allerdings müssen wir bei uns viel schneller ermitteln und aufklären als die Kollegen. Die meistens dann auch nur maximal zwei Tatorte pro Stadt drehen. Im Jahr.

"Das mit der Kritik an der Polizei ist so eine Sache"

Wie stehen Sie grundsätzlich zur Arbeit der Polizei, die ja hin und wieder auch stark in die Kritik gerät?

Das mit der Kritik an der Polizei ist so eine Sache. Wollen Sie den Job machen? Sich täglich engagieren für andere, für Sicherheit und Ordnung sorgen, Ihr Leben oder Ihre Gesundheit riskieren für andere? Und dabei so viel Spott, Hohn und zum Teil Respektlosigkeit hinnehmen? Viel mehr in die Kritik geraten sollten Moral und Anstand vieler Menschen aus unserer Mitte. Meiner Hochachtung kann sich die Polizei sicher sein. Nur die Kollegen Blitz, Laser & Co. mag ich auch nicht so.

Haben Sie eigentlich noch häufig Kontakt zu Ihrer ehemaligen "Großstadtrevier"-Truppe, insbesondere zu Maria Ketikidou? Sie beide galten schließlich als Serien-Dreamteam …

Nein, leider gar nicht mehr. Was ich auch sehr bedaure. Maria hält sich privat auch stets sehr zurück. Nach dem Tod von Jan Fedder hat sich auch vieles geändert im "Großstadtrevier". Den einen oder andern aus dem alten Team habe ich bei anderen Dreharbeiten dann aber wiedergetroffen und in den guten alten Zeiten geschwelgt.

Harry Stein ermittelt an der Seite seiner Tochter Hanna (gespielt von Vanessa Eckart). Sie selbst haben drei Töchter. Könnten Sie sich vorstellen, mit Ihren eigenen Kindern zusammenzuarbeiten, falls Sie es nicht sogar bereits tun?

Oh ja, natürlich kann ich mir das vorstellen und darf dieses bereits auch als meine eigene, gute Erfahrung verbuchen. Was gibt es Schöneres, als dass sich die beruflichen Wünsche der eigenen Kinder erfüllen und den Eltern somit alle Förderungen, Erziehungsbemühungen und natürlich auch Sorgen gedankt werden, mit denen man seine Kinder begleitet hat? Wenn es sich dann noch ergibt, dass man die Kompetenz und das Geschick der eigenen Kinder in einer beruflichen Zusammenarbeit erleben und schätzen darf, ist das ein großes Glück.

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Bei meiner letzten Veranstaltung "BALTIC LIGHTS" habe ich die gesamte Livebild-Übertragung in die Verantwortung meiner Tochter Natalie gegeben, die als Kamerafrau und Bildregisseurin bereits große Produktionen begleitet hat. Das war für mich ein tolles Gefühl und hat mich sehr stolz gemacht. Beeindruckt hat mich vor allem, wie locker und kompetent sie ein Team von zwölf gestandenen Männern koordiniert hat.

Die Konstellation im "Küstenrevier" mit einer erwachsenen Kommissarin als Tochter ist für mich auch eine neue Spielerfahrung. Mit der wunderbaren Vanessa Eckart als Kollegin geht das aber perfekt und harmonisch auf. Von Anfang an war dieses Zusammenspiel von einer sehr schönen Wärme geprägt, die sehr familiär und natürlich wirkt. Gerade das ist bei einem solchen Format besonders wichtig, die Zuschauerinnen und Zuschauer sollen die Figuren ins Herz schließen können und sich identifizieren. Und so wird man vielleicht spüren, dass ich auch in den privaten Handlungssträngen viel auf eigene Erziehungserfahrungen zurückgreifen kann.

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"Wer aufmerksam bei der TV- oder Radiowerbung zuhört, wird meine Stimme oft erkennen"

Welchen Beruf würden Sie sich für Ihre Töchter eher wünschen: Polizistin oder Schauspielerin?

Keinen von beiden. Die Schauspielerei konnte ich meinen großen Töchtern erfolgreich ausreden und das Gen einer Polizistin hatten sie zum Glück auch nicht im Blut. Ich würde mir jeden Tag viel zu viele Sorgen machen.

Man kennt Sie nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Synchron- und Hörbuchsprecher. Gibt es bald Neues von Ihnen zu hören?

Ha, wer aufmerksam bei der TV- oder Radiowerbung zuhört, wird meine Stimme oft erkennen. Das mache ich viel, genauso wie Synchronisationen von Spielfilmen. Für dieses Jahr plane ich ein neues Leseprojekt über Stürme und alte Kapitäne, gemeinsam mit dem Ankerherz Verlag – zu Gunsten der Seenotretter. Eigentlich möchte ich behaupten, dass mir jede meiner Sprechrollen sehr am Herzen liegt. Und ich stets alles gebe, um meine Zuhörerinnen und Zuhörer zu begeistern und mit meiner Stimme zu entführen.

Die Winterzeit dürfte für einen Musher, der Sie ja sind, eigentlich die beste Jahreszeit sein. Waren Sie bereits mit dem Hundeschlitten unterwegs?

Um Schlittenhunde dreht sich für mich wieder alles vom 1. bis 3. März. Dann startet erneut meine wunderbare Veranstaltung "BALTIC LIGHTS" – ein Schlittenhunderennen mit über 60.000 Zuschauern am Strand der Kaiserbäder auf der Insel Usedom, mit vielen meiner prominenten Kolleginnen und Kollegen und zu Gunsten der Welthungerhilfe. Jahrelang habe ich diese Rennen in Tirol veranstaltet, inspiriert durch Dreharbeiten in Alaska. Dort dann natürlich auf Schnee, doch irgendwann entstand die verrückte Idee für das "nördlichste Schlittenhunderennen Deutschlands". So satteln wir am Strand Usedoms auf Ballonreifen um und sind vollkommen unabhängig davon, ob ausreichend Schnee für das Charity-Rennen fällt.

Mit welchen Vorsätzen sind Sie ins neue Jahr gestartet und welche haben Sie bereits wieder beerdigt?

Weniger schlechte Nachrichten lesen, gesund zu leben und meinen unbändigen Optimismus nicht zu verlieren, denn die Welt ist schön! Was ich anpacke, ziehe ich meistens durch, hier wird also gar nichts beerdigt.

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