In der vorletzten Folge der 10. Staffel von "Die Höhle der Löwen" war wieder einiges los: Ein Gründerpaar brachte Steaks zum Selbermachen mit, ein anderes wollte die Schule digitalisieren. Und einer der Teilnehmer parkte gleich seinen Porsche im Studio.

Eine Kritik
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Nachhaltigkeit ist das Thema dieser und auch der letzten Staffeln von "Die Höhle der Löwen". Wer in der Gründershow punkten will, sollte alles mitbedacht haben. Möglichst keine Kunststoffe, faire Produktion und ein klein wenig die Welt retten kann auch nicht schaden.

Vielleicht haben es deshalb Patrick Fuchs und Michael Gueth an diesem Montagabend als erstes Start-up besonders schwer - denn mit all diesen Themen haben sie nicht wirklich viel zu tun. Scooper heißt ihr Produkt, "The Energy Revolution". Passend dazu sitzt bei ihrer Präsentation ein ziemlich müder Mensch in einem Gorillakostüm am Rand. Zumindest so lange, bis er sich Scooper in den Mund steckt, aufspringt und sich auf die Brust trommelt.

Bei dem Produkt handelt es sich um ein mit Koffein gefülltes Beutelchen. Die Menge entspricht in etwa der einer Tasse Espresso, erklären die beiden Gründer. So weit, so gut - auch der Geruchstest der verschiedenen Geschmacksrichtungen läuft gut. Bis dann die Juroren eines der Beutelchen in den Mund nehmen. "Das ist kein schönes Erlebnis", sagt Judith Williams, die ein wenig so aussieht, als habe der Zahnarzt einen Wattebausch in ihrer Backe vergessen.

Genau so fühle es sich auch an, erklärt sie. Die Kritik ist jedenfalls groß. Es gebe schon viel zu viele Wachmacher auf dem Markt, merkt Carsten Maschmeyer an. Nils Glagau sagt gar: "Ich habe auch ein Produkt, das ist euch überlegen." Trotz der allgemeinen Ablehnung findet sich am Ende überraschenderweise doch ein Deal - Dagmar Wöhrl steigt mit 150.000 Euro für 50 Prozent der Firmenanteile ein.

Zwei Löwen streiten sich um Pulver-Fleischersatz

Größer ist die Begeisterung beim nächsten Paar - Stichwort: Nachhaltigkeit. Das Ehepaar Nicole und Bernd Sell hat Early Green entwickelt, einen Fleischersatz aus Pulver. Basis ist das Weizenprotein Seitan. Mit Wasser und Öl angerührt, ergibt es eine rote Masse, aus der Steak, Gyros und Burger geformt werden können.

Das Urteil der Löwen fällt begeistert aus: "Lecker", "Sehr interessant" und "Das sieht schon wirklich wie Fleisch aus", schallt es dem Ehepaar Sell entgegen. Nur Carsten Maschmeyer ist kritisch: "Ich spüre kein Fleisch im Mund", sagt er.

Außerdem sei sein Sohn "Hardcore-Veganer", er kenne daher bereits 15 bis 20 Alternativen auf dem Markt. Von der strahlenden Nicole Sell ist er aber so begeistert, dass er ihr einen Job im Vertrieb einer seiner Firmen anbietet - falls es mit Early Green nicht klappt.

Maschmeyers Chancen stehen aber schlecht. Fleischersatzprodukte boomen und gleich zwei Löwen interessieren sich für die Fertigmischung. Ralf Dümmel bietet 100.000 Euro für 30 Prozent an Early Green, doch er ist nicht der Einzige. Nervös reibt er sich die Finger, als ihn Nils Glagau unterbietet, indem er dieselbe Summe für nur 20 Prozent in den Ring wirft. Da sich Nicole und Bernd Sell aber von vornherein Dümmel als Partner gewünscht haben, handeln sie ihn auf 25 Prozent herunter und alle sind glücklich.

Der Porsche parkt im Studio

Mit Nachhaltigkeit scheinen die nächsten Gründer erst einmal nichts zu tun zu haben. Im Studio parkt nämlich der Porsche von Nils Freyberg und Partner Tiado Pieperhoff. Asphaltkind heißt ihr Unternehmen und der Name ist Programm.

Zwei Frauen haben ihn schon wegen seiner Autoleidenschaft verlassen, gesteht Nils Freyberg. Damit das nicht auch bei der dritten passiert und er trotz Kinderwunsch nicht auf seinen Porsche verzichten muss, hat er eine windschnittige Dachbox entwickelt, mit der er schneller als 130 km/h fahren kann. Moment, wie war das nochmal mit dem Klimawandel?

Egal, sein Partner Tiado Pieperhoff referiert über die Vorteile - bis er bei einem Blackout alles vergisst. Nach ein paar Anläufen fängt er sich aber wieder. Denn was zuerst wie eine Dachbox für Väter mit Bleifuß klingt, entpuppt sich durchaus als mehr. Das Interessante an dem Dachgepäckträger ist das Material, aus dem er gebaut ist.

Flachsfaser ist biologisch abbaubar, die beiden haben daher viele Anfragen aus anderen Branchen, die Probleme mit der Entsorgung ihrer Werkstoffe haben. Windräder könnten etwa daraus gefertigt werden, ebenso wie Boxen für Lkw. Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg werden hellhörig. Sie tun sich zusammen - und beteiligen sich mit 230.000 Euro für 25,1 Prozent an Asphaltkind.

Seife aus der Pfeffermühle

Skeptischer sind die Löwen beim nächsten Gründer Stefan Hinüber. Der hat eine Alternative zu Seifenspendern entwickelt, die jedes Jahr Unmengen an Plastikmüll produzieren. Sein Soapflaker sieht aus wie eine Pfeffermühle. Im Inneren befindet sich ein Stück Seife in Zylinderform.

Dreht der Benutzer daran, rieseln Flocken zum Händewaschen heraus. Der Geruchstest sorgt für Begeisterung; die legt sich aber, als Hinüber den Preis verrät. Der Spender selbst kostet 22 Euro, zwei Nachfüllseifen fast 13 Euro. "Ich find das ganz schön teuer", mäkelt Carsten Maschmeyer.

Die weitere Kritik ist ebenso gnadenlos: Nils Glagau und Dagmar Wöhrl finden das Produkt wenig praktikabel, Judith Williams hat schon in das Konkurrenzprodukt Sause investiert, das mit einer Tablette den Seifenspender auffüllt. Ralf Dümmel hingegen schreckt das Meckern seiner Kollegen nicht ab - er beteiligt sich mit 120.000 Euro für 30 Prozent der Firmenanteile.

Schüler wollen Apps, Lehrer Papier

An ein schmerzhaftes Thema für Eltern wagen sich die beiden letzten Teilnehmer an diesem Abend in "Die Höhle der Löwen": Digitalisierung in der Schule. Was Judith Williams zu einer Schimpftirade auf das Versagen der Regierung veranlasst.

Als sich die Aufregung gelegt hat, stellen Matthias Schadhauser und Philipp Kramer mit Wryte eine App vor, die das Zetteldurcheinander im Schulranzen beenden soll. Auf einem Tablet können die Schüler mitschreiben - und Wryte ordnet die Notizen automatisch den Fächern zu.

Klingt gut - nur so richtig durchdacht ist die Idee nicht. Die beiden Gründer sind zwar sehr motiviert, aber Geld haben sie keins. Und programmiert hat die App ein externer Anbieter. Das größte Problem ist aber: Schüler schreiben auf dem, was Lehrer vorgeben. Und "viele Lehrer wollen Papier", weiß Judith Williams.

Nils Glagau ist derselben Ansicht, er glaubt nicht, dass deutsche Schulen so progressiv sind. Ein passender Konter fällt den Gründern nicht ein. Ihre lapidare Antwort, wenn Lehrer die App nicht einsetzen wollen: "Da hab ich Pech gehabt." Das gilt leider auch für Wryte: Keiner der Löwen will sich an dem Unternehmen beteiligen. Aber irgendwie passt das dann auch wieder: Die Digitalisierung der Schulen lässt bekanntlich auch auf sich warten.

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