In der neuen ProSieben-Show "Lucky Stars - Alles auf die Fünf!" machen die Prominenten Nichtwissen mit körperlichem Einsatz wett. Evelyn Burdecki flirtet lieber mit dem Kandidaten.

Eine Kritik
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Das lineare Fernsehen ist tot. Da waren sich alle in den letzten Jahren einig. Wieso zu einer bestimmten Zeit vor der Glotze versammeln, wenn doch alles jederzeit verfügbar ist? Serien, Kinofilme, Krimis, was auch immer. Auf Netflix, Prime, in Mediatheken, bei YouTube. Und doch zeigen die Quoten-Entwicklungen das, was wohl niemand für möglich gehalten hätte: Unterhaltungsshows erleben eine Renaissance. Sei es in der schnöden Neuauflage von Klassikern wie "Wetten, dass …?" und "Geh aufs Ganze!" oder in vollkommen neuen Formaten, die auf einmal wieder die Familie vor dem Bildschirm versammeln.

Einer der Gründe dürfte sein: Das zeitgleiche Fernsehen verbindet. Die neueste Netflix-Serie mag noch so gut sein, aber worin liegt der Spaß, wenn man mit niemandem am nächsten Tag darüber reden kann? Weil der Kollege zwei Folgen zurückhängt? Oder etwas vollkommen anderes sieht?

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Deswegen setzten die Sender wieder vermehrt auf das, was eben nur das Fernsehen leisten kann: Unmittelbarkeit. ProSieben ist in diesem Bereich ganz vorne dabei und hat mit frischen Ideen schon längst den Platzhirsch RTL oder auch die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten abgehängt.

Die neue Show "Lucky Stars - Alles auf die Fünf!" tritt gleich ein schweres Erbe an: Sie läuft zunächst fünfmal am Dienstagabend auf dem ehemaligen Sendeplatz von "The Masked Singer", das wegen des großen Erfolgs auf den Samstag gewechselt ist.

"Lucky Stars": Kandidat trifft auf Stars

Das Konzept ist im Prinzip identisch zu fast allen aktuellen Unterhaltungsshows: Kandidat trifft auf Stars, die für ihn antreten. In der ersten Ausgabe von "Lucky Stars" ist das eine durchaus heterogene Auswahl an ProSieben-kompatiblen Prominenten. Neben den Schauspielern Oliver Korittke und Moritz Bleibtreu sind Oliver Pocher, Wigald Boning und Evelyn Burdecki dabei.

In fünf Runden treten sie für Kandidat Sebastian an. Zunächst beantworten sie Fragen, dann gilt es eine Geschicklichkeitsaufgabe zu meistern. Für jede Quiz-Runde gibt es Geld, das der Kandidat noch einmal setzen kann, um es in der Challenge zu verdoppeln. Maximal sind 200.000 Euro möglich, wie viel der Kandidat bekommt, entscheidet sich erst im Finale.

Der Abend lässt sich zumindest launig an. Was vor allem an Evelyn Burdecki liegt, die gewohnt dauerquasselnd durch Nichtwissen glänzt. Die Gewinnerin von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" 2019 scheitert beim Ordnen von James-Bond-Songs und kennt bis auf Daniel Craig keinen Darsteller der Filmreihe. Selbst als das Publikum ihr einen Namen zuruft, fragt sie nur: "Wer ist Roger Moore?"

Kandidat Sebastian Pfeifer ist das offensichtlich egal, er flirtet lieber mit dem Reality-Star. "Wenn du die Frage jetzt nicht beantworten kannst, dann gehst du mit mir ins Kino", fordert er. Burdecki kontert: "Ich gehe auch so gerne mit dir ins Kino." Und fügt noch hinzu, dass sie ungeschminkt "sogar noch süßer" aussehe. Das tröstet Kandidat Sebastian offenbar darüber hinweg, dass sie nur 7.000 statt der möglichen 20.000 Euro für ihn gewinnt.

Wer es nicht im Kopf hat, muss eben trinken

Als nächster ist Oliver Korittke dran. Der redet zwar nicht so viel wie seine Promi-Kollegin, jammert aber umso mehr. An der Geografie Mallorcas scheitert er genauso wie Sebastian selbst. Wie Burdecki macht es Korritke aber bei der anschließenden Geschicklichkeitsaufgabe wett. Er muss aus drei Dosen so viel wegtrinken, dass sie schräg auf dem Tisch stehen bleiben.

So geht es "Lucky Stars" von Runde zu Runde weiter. Quizshow-Profi Wigald Boning beeindruckt mit Wissen zu Angela Merkel und fängt mit seiner Strickjacke herabregnende Stofftiere auf. Oliver Pocher beantwortet souverän Musik-Fragen und sortiert unter Zeitdruck Socken, entkorkt eine Flasche und bläst einen Luftballon auf.

Moritz Bleibtreu hangelt sich durch sein Halbwissen zu Europas Adligen. Bis zum Finale erspielen sie 46.000 Euro für Kandidat Sebastian Pfeifer. Doch Geld bekommt er nur, wenn die Prominenten jeweils einen "Lucky Shot" meistern.

Zittern mit jedem Domino-Stein

Dabei handelt es sich um eine weitere Geschicklichkeitsaufgabe für jeden Prominenten. Gut sieht es am Anfang zumindest nicht aus. Moritz Bleibtreu scheitert daran, einen Nagel mit einem Hammerschlag zu versenken. Evelyn Burdecki soll eine Münze auf einen Tisch werfen und zielt komplett vorbei. Genauso wie Oliver Pocher, dessen Fußball-Lupfer das Eishockey-Tor verfehlt.

Viel besser sieht es auch nicht bei Oliver Korittke aus. Der vergräbt schon vor seiner Aufgabe das Gesicht in seiner Hand. Er muss in einer Minute so viele Domino-Steine aufbauen, dass jeweils der erste und der letzte Stein in der Reihe umkippt. Dabei lässt er sich so viel Zeit, dass es nach 60 Sekunden so aussieht, als würde ihm tatsächlich genau ein Domino fehlen. Nach nervenaufreibenden Momenten gelingt es trotzdem.

Wigald Boning gibt weniger Grund zum Zweifeln. Wenig überraschend lernt er in kürzester Zeit ein Gedicht auswendig und sagt es fehlerfrei auf. Das reicht für 52.000 Euro, die Kandidat Sebastian Pfeifer mit nach Hause nehmen kann. Der grinst breit, so wie schon den restlichen Verlauf der Sendung.

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Gutes Konzept, aber zu lang und zu spät

Nur ist das jetzt der nächste große Wurf von ProSieben? Nach Folge eins von "Lucky Stars" ist auf jeden Fall klar: Das Konzept funktioniert, die Show ist unterhaltsam, der Moderator Christian Düren souverän, aber unauffällig. Ein wenig mehr Tempo könnte dem Format nicht schaden, vielleicht auch eine weitere Kandidatin oder ein Kandidat, sodass diese gegeneinander antreten können.

Das größte Manko ist wohl die Länge: Mit mehr als zweieinhalb Stunden könnte "Lucky Stars" wie viele Abendshows mittlerweile straffer sein, wegen einer Sondersendung zur Ukraine endet die Quiz-Show erst nach 23:00 Uhr. Zu spät für viele Zuschauer, die am nächsten Tag wieder zur Arbeit müssen.

Ein Trost bleibt ihnen aber: Diesmal haben sie zumindest etwas im Büro zu erzählen, über das sie gemeinsam mit ihren Kollegen sprechen können. (dpa/msc)

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