Auf dem vollen Musik-Show-Markt ist "My Hit. Your Song." nicht nur die jüngste Show, sondern auch die mit dem ungewöhnlichsten Konzept: Unbekannte Künstler covern vor den Augen der Stars deren Hits. Das ist ebenso spannend wie unterhaltsam. So auch in der vorerst letzten Folge.

Christian Vock
Eine Kritik

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Eigentlich hat das Nachmachen keinen guten Ruf. Schon kleinen Kindern bringt man bei, niemanden nachzuäffen, in der Schule ist abschreiben verpönt und wer mit Plagiaten erwischt wird, dem droht der Gesetzgeber mit Strafen.

In der Musik ist das mit dem Nachmachen ein bisschen anders, denn was wäre die Musikgeschichte ohne Cover-Songs? Würde man heute noch "I Will Always Love You" kennen, wenn nicht Whitney Houston den Song von Dolly Parton neu aufgenommen hätte? Und wer denkt bei "Girls Just Want to Have Fun" an Robert Hazard und nicht an Cyndi Lauper?

Nun kann man sich immer streiten, welche Version einem besser gefällt, das Original oder die Cover-Version. Was man aber mit Sicherheit sagen kann, dass manches Cover zumindest kommerziell erfolgreicher wurde als das Original. Diesen Beweis müssen die Künstler bei "My Hit. Your Song." erst noch antreten.

So klingt "Daylight" heute

Wer das Konzept von "My Hit. Your Song." noch nicht kennt: Jeannine Michaelsen lädt drei bekannte Künstler in die Show ein. Pro Star versuchen sich wenig bekannte Sänger oder Bands an jeweils zwei Neuinterpretationen von deren Hits. Der Promi entscheidet, welchen Cover-Künstler er ins Finale schickt. Der oder die kann dort dann 25.000 Euro per Publikumsentscheid gewinnen.

In den ersten beiden Folgen wurden bereits die Songs von Sido, Sasha, Jason Derulo, Namika, Ace of Base und Olly Murs durch den Wolf gedreht. Was hinten dabei raus kam, war oft schön, immer überraschend und nur in wenigen Fällen unnötig.

In Folge drei gaben sich gleich fünf Künstler auf dem "My Hit. Your Song."-Sofa von Moderatorin Jeannine Michaelsen die Ehre: DJ Bobo, Lucy und Sandy von den No Angels, PURs Hartmut Engler und Álvaro Soler.

Eine illustre Truppe also, die Michaelsen da für die letzte der nur drei Folgen der Show zusammengetrommelt hat. Genauso spannend war dann auch das, was auf der Bühne mit den Songs der prominenten Musiker passierte.

Das Cover eines Covers

Die Gruppe Mainfelt machte aus den Songs der No Angels Folk zum Mitstampfen, während die Hamburger Elektro-Indi-Pop-Band Aroma Lucy zur Verzückung brachte: "Das ist tatsächlich 'Daylight' 2018!". Hartmut Engler hingegen musste miterleben, wie seine Deutsch-Pop-Nummer "Abenteuerland" zu "Heavy Volksmusik" von den Troglauern mutierte.

Ein wenig skurril wurde es, als die Folkband Mainfelt "There Must Be An Angel" coverte, einen Song, den die No Angels selbst von den Eurythmics gecovert hatten. Kurzum: Auch die Songs in Folge drei waren unterhaltsam, überraschend, einfallsreich, mutig, lustig, ungewöhnlich.

Die spannendste Frage des Abends aber lautete: Können Songs von DJ Bobo überhaupt in irgendeiner Version gut klingen? Spaß beiseite - Eurodance ist Geschmackssache - aber um eine Antwort zu geben: ja, können sie.

Die Band Russkaja, manchen als Studio-Band der österreichischen Late-Night-Show "Willkommen Österreich" bekannt, drehte DJ Bobos Songs "Love is All Around" und "Pray" in eine Rock-Polka-Version, während The Makemakes aus "Love is All Around" und "Freedom" Softrock-Nummern machten.

In beiden Fällen blieb vom Original eigentlich nur der Text übrig und beide Versionen machten dem Zuschauer Spaß. Ein bisschen mehr Spaß empfand DJ Bobo allerdings bei den Softrockern und schickte sie ins Finale.

Begeisterung statt Wettbewerb

Das gewannen The Makemakes dann auch, aber das war am Ende gar nicht so wichtig. Dazu hat "My Hit. Your Song." viel zu wenig Wettbewerbscharakter. Stattdessen setzt die Show vor allem auf Begeisterung. "Ich bin jetzt schon völlig platt", schnaufte Hartmut Engler bereits nach den ersten Auftritten.

Álvaro Soler teilt Englers Glücksgefühle: "Ich bin echt happy, hier zu sein", erklärte der Deutsch-Spanier nach den Auftritten "seiner" Cover-Künstler und beiden nahm man ihre Begeisterung für die Kreativität der Interpreten ab.

Dazu gab es ein bisschen Smalltalk auf dem Sofa, man schwelgte in Erinnerungen, sparte aber auch nicht mit höflicher, aber ehrlicher Kritik, wenn eine Cover-Version vielleicht nicht vollends geglückt war.

Mit anderen Worten: "My Hit. Your Song." ist, oder vielmehr war, durchaus eine Bereicherung für den Donnerstagabend. Damit aber ist vorerst Schluss. Kommende Woche starte auf diesem Sendeplatz die neue Staffel von "Germany's next Topmodel."

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