Mit "Rent a Pocher" wurde Oliver Pocher als Komiker bekannt. Jetzt ist das Format mit der Unterstützung von anderen Comedians zurück. Lustiger wird es dadurch nicht.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Mit "Rent a Pocher" fing seine Karriere richtig an: 2003 wechselte Oliver Pocher vom Musiksender Viva quasi zum echten Fernsehen. Es war seine erste eigene Show auf ProSieben. Drei Jahre lang vermietete er sich an seine Zuschauerinnen und Zuschauer. Als Müllmann, Nachhilfelehrer oder ADAC-Engel. In den Ausschnitten der Show, die es heute noch auf YouTube gibt, sieht man einen sehr jungen Pocher, der seinen Stil sucht. Die Grundlagen sind bereits zu erkennen: Der Comedian sorgt für Chaos und blamiert sich und alle um ihn herum.

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Nach einem kurzen Revival bei RTL vor vier Jahren ist die Show auf ProSieben zurück. Mit Oliver Pocher, aber nicht alleine: "Rent a Comedian" heißt das Format jetzt, neben Pocher treten in der ersten Folge Tahnee und Luke Mockridge auf. In weiteren Episoden schlüpfen Wigald Boning, Negah Amiri, Maxi Gstettenbauer und Lutz van der Horst in ungewohnte Rollen.

Für ProSieben soll "Rent a Comedian" der Auftakt einer großen Comedy-Offensive sein. Im Windschatten des Erfolgs von "TV total" am Mittwochabend versuchen insgesamt drei neue Shows vergessen zu machen, dass der Talk "Zervakis & Opdenhövel. Live" floppte. Nach "Rent a Comedian" folgen im Frühjahr noch die TV-Version des Podcasts "Bratwurst & Baklava" und die "Quatsch Comedy Show", eine Variante des "Quatsch Comedy Club".

"Rent a Comedian" wirkt wie eine VOX-Doku

Dass das alles ein wenig verwirrend ist, scheint auch dem Sender klar zu sein. Er erklärt in der Neuauflage erstmal, warum "Rent a Pocher" nicht mehr so heißt, Oliver Pocher aber immer noch dabei ist. Danach ist der Zuschauer genauso schlau wie vorher.

Schnell wird klar, dass die Verdreifachung der Comedians dem Format nicht guttut. War die RTL-Variante eine ziemlich muntere Angelegenheit, in der Pocher seine Spontanität im Zusammenspiel mit überforderten Normalos ausspielen konnte, wirkt "Rent a Comedian" wie eine völlig austauschbare VOX-Doku, die zwischen unterschiedlichen Schauplätzen wechselt: Oliver Pocher verdingt sich in der Therme Erding, Tahnee im Supermarkt und Luke Mockridge ackert im Zoo. Fehlt nur noch, dass alle drei am Ende beschließen, eine Dönerbude in Thailand zu eröffnen.

Die Lacher sind eher Schmunzler

Ob es daran liegt, dass die Comedians zu wenig Zeit in ihren Szenen haben oder nicht jeder Komiker spontan lustig ist: Die Lacher bei "Rent a Comedian" sind eher Schmunzler. Tahnee sortiert im Supermarkt Milchtüten, zählt Wurstsorten auf und imitiert an der Käsetheke einen holländischen Akzent. Oliver Pocher baggert Schwimmbad-Mitarbeiterinnen an, verrenkt sich als Animateur bei der Wassergymnastik und klatscht Schnaps auf Crêpe-Teig.

Wie wenig das zündet, zeigt eine Szene besonders eindrucksvoll: Luke Mockridge und ein Pfleger stehen im Zoo Gelsenkirchen und schaufeln Bärenscheiße. Der Pfleger sagt zu den beiden Tieren vor ihm: "Das sind Brüder. Kolja ist ein bisschen ruhiger." Mockridge antwortet: "Das ist wie bei Bill und Tom." Der Pfleger macht nur: "Mhhh." Besser lässt sich die erste Folge von "Rent a Comedian" nicht zusammenfassen.

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Harter Cut am komödiantischen Höhepunkt

Als das Tempo endlich anzieht, ist die Sendung schon fast vorbei. Oliver Pocher hat in der Schwitzhütte des Saunabereichs ein williges Publikum gefunden. Er zieht oben herum blank und verkündet, in Anspielung auf seine öffentliche Trennung: "Da ist Amira jetzt stinksauer, dass sie das nicht mehr hat." Johlen im Publikum, die Schwimmbad-Mitarbeiterin beginnt einen Witz zu machen, die Saunabesucher auch, am Ende grölen alle.

Was grundsätzlich die Frage stellt, warum ProSieben "Rent a Comedian" nicht so belassen hat, wie es funktionierte: als One-Man-Show von Oliver Pocher. Aber da geht es schon wieder zu Luke Mockridge, der zwischen ein paar Erdmännchen sitzt. Das ist niedlich anzuschauen – nur leider nicht lustig.

Oliver Pocher weint auf der Bühne wegen seines Vaters

Oliver Pocher ist eigentlich bekannt dafür, bei seinen Liveshows gute Stimmung zu verbreiten. Doch nun wurde der Comedian sehr emotional. Und dieses Mal ging es nicht um seine Ex Amira Pocher. (Photocredit: picture alliance/Geisler-Fotopress/Nancy Heusel) © ProSiebenSat.1
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