Selbst der lange Zeit unfehlbare Pep Guardiola macht Fehler, Trainerentlassungen sind blöd und die Hoffenheimer zu unserer eigenen Überraschung doch ganz toll. Zum Abschluss der 51. Bundesliga-Saison ziehen wir ein letztes Mal die etwas anderen Lehren - dieses Mal nicht des Spieltags, sondern der ganzen Saison.

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1. Erkenntnis: Auch Guardiola macht Fehler

Pep Guardiola ist nicht unfehlbar. Das ist die wohl erschütterndste Erkenntnis dieser Saison. Der (bis Anfang April) gefühlt beste Bayern-Trainer aller bisherigen und zukünftigen Zeiten hat nicht nur die Meisterschale fallen lassen, sondern auch den Champions-League-Pokal weggeworfen. Letzteres zwar nur bildlich, dennoch war dies der eindeutig größere Fauxpas.

Und weil nicht nur Fußballfans, sondern schlichtweg alle im Nachhinein immer schlauer sind, weiß auch jeder, dass nicht etwa Sergio Ramos oder Cristiano Ronaldo, sondern sechs einfache Worte Guardiolas für die Halbfinal-Schmach gegen Real Madrid verantwortlich sind: "Die Bundesliga ist für uns vorbei".

Das sagte Guardiola im Vorfeld des bayerisch-schwäbischen Derbys gegen den FC Augsburg. Bayern war zu diesem Zeitpunkt bereits Meister und testete gegen den FCA den so oft zitierten "zweiten Anzug". Und dieser passte so gut wie Reiner Calmund ein Einteiler von der Stange. Die Bayern verloren nicht nur das Derby, sondern in der Folge auch Rhythmus und das Gefühl der Unbesiegbarkeit. Und da selbst die Rekord-Bayern als Normalsterbliche gegen die "Galaktischen" aus Madrid keine Chance haben, war der Schuldige schnell ausgemacht.

2. Erkenntnis: Man sollte die Trainer in Ruhe lassen

Trainerentlassungen - sie gehören zur Bundesliga wie das jährliche "Dinner for One"-Schauen zu Silvester, während die Freundin gestresst das Raclette vorbereitet (dem Autor ist bewusst, dass diese Erfahrungen nicht zwingend mit Ihrigen einhergehen - das ist ihm aber auch relativ egal). Und könnte man - wie Miss Sophie - die Bundesliga fragen: "The same procedure as last year?", würde auch diese höflich erwidern: "The same procedure as every year."

Natürlich rollten (Gott sei Dank nur metaphorisch) auch "as every year" die Trainerköpfe. Als erstes erwischte es Bruno Labbadia, gefolgt von Thorsten Fink, Michael Wiesinger, Mirko Slomka, Bert van Marwijk, Thomas Schneider, Sami Hyypiä und schließlich Gertjan Verbeek. Wer aufmerksam mitgezählt hat, kommt auf acht geschasste Trainer. Doch wer noch genauer kombiniert hat, kommt gerade einmal auf fünf Trainer-entlassende Vereine. Dass zu diesen die Kellerkinder VfB Stuttgart (Platz 15), Hamburger SV (Platz 16) und 1. FC Nürnberg (Platz 17) gleich mit zwei Entlassungen zählen, veranlasst uns zur folgenden, simplen Lehre, die sich die Klub-Verantwortlichen mal merken dürfen: Lasst die Trainer doch einfach mal in Ruhe arbeiten!

3. Erkenntnis: Bayer und S04 müssen gegen das Vize-Gen ankämpfen

Mensch, was war das für ein turbulentes Jahr für Bayer Leverkusen. Anfangs zwar nicht gefühlt, aber tabellarisch noch Bayern-Jäger, dann Kießlings Phantomtor, gefolgt vom großen Einbruch, der daraus resultierenden Hyypiä-Entlassung und am Ende doch noch die Sicherung von Rang vier. Zwischendurch wurde man dann noch von Manchester United und Paris St. Germain in der Champions League zweimal ganz übel verdroschen.

Und dieser Punkt bringt uns zu einer einfachen Idee, zu der wir auch - anlässlich eines 1:6-Debakels gegen Real Madrid - dem FC Schalke 04 raten. In der kommenden Saison in der Königsklasse bloß nicht Zweiter in der Gruppe werden - auch wenn dieses Vize-Gen tief in den Identitäten beider Klubs verwurzelt ist. Entweder gleich Erster werden und im Achtelfinale einen etwas schwächeren Gruppenzweiten aus dem Wettbewerb kegeln oder nach den eingestrichenen Champions-League-Millionen in die Europa League absteigen und versuchen, dort den Titel zu holen. Solche Pleiten wie gegen Paris und Real solltet ihr euch - und vor allem uns - einfach nicht mehr antun.

4. Erkenntnis: Hoffenheim ist irgendwie doch ganz toll

Was wurde in den vergangenen Jahren über 1899 Hoffenheim geschimpft. So ein Retortenklub dürfe gar nicht in der Bundesliga spielen, pöbelte das Fußballvolk, das sich nicht zur Metropole Sinsheim zählte. Eine vollkommen fehlerhafte Ansicht, wie sich spätestens in dieser Spielzeit herausstellte. Nicht, weil Hoffenheim plötzlich der Nabel der Fußballwelt geworden ist, nein, nein. Aber hätten wir 1899 nicht in der Bundesliga, wäre uns das eine oder andere Highlight schlicht nicht vergönnt gewesen.

Statt über Stefan Kießlings Phantomtor hätten wir bei unserem Fußball-Stammtisch möglicherweise zum wiederholten Male über die Vor- und Nachteile des passiven und aktiven Abseits' diskutieren müssen. Gäääääähn! Und als wir eines Sonntagabends auf der Couch lagen, hätten wir bei YouTube vielleicht das nächste "BEST GOAL EVER" angeklickt, statt uns darüber zu amüsieren, wie Hoffenheims Maskottchen-Elch "Hoffi" bei einem Torjubel über die Werbebande knallte.

Und: Insgesamt wären uns 142 (!) Tore durch die Lappen gegangen - denn so viele gab es mit Hoffenheimer Beteiligung. Deswegen sagen wir: Danke, Herr Hopp! Danke, "Hoffi"! Danke, Hoffenheim!

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