Durch seinen starken Auftritt beim Länderspieldebüt hat Serge Gnabry unfreiwillig wieder die Gerüchte um einen möglichen Wechsel zu den Bayern geschürt. Aber wäre der Youngster überhaupt eine echte Option für den Rekordmeister?

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Es war klar, dass es so kommen würde. Also beeilte sich Frank Baumann mit seinem Statement. "Es muss keiner Angst haben", wurde Werder Bremens Manager in der "Syker Kreiszeitung" zitiert. "Wir werden Serge nicht schon nach wenigen Monaten wieder abgeben - und er will auch gar nicht weg. Da bin ich mir ganz sicher." Gnabry selbst wollte sich zu den Gerüchten um seine Person nicht äußern.

Nach Serge Gnabrys Länderspieldebüt mit drei Toren sind die Diskussionen des Sommers aber wieder allgegenwärtig. Zwar wiederholt Baumann gebetsmühlenartig, dass Gnabry ausschließlich Spieler von Werder Bremen sei und kein anderer Klub an der Verpflichtung des Talents beteiligt gewesen sein soll. Und doch halten sich die Gerüchte, dass das nur ein Teil der Wahrheit gewesen sein könnte.

Angebliche Ausstiegsklausel im Vertrag

Am Wochenende hat die "Bild"-Zeitung prompt von einer Ausstiegsklausel berichtet, und findige Beobachter zählen nun wieder eins und eins zusammen und kommen zu dem - womöglich etwas voreiligen - Schluss: Gnabry ist ein Mann für die Bayern!

Abgesehen davon, was nun genau im Vertrag des Angreifers in Bremen steht, dürfte allen Beteiligten klar sein, dass ein Klub wie die Bayern einen Spieler wie Gnabry von einem Verein wie Werder problemlos loseisen könnte. Wenn sie denn wollten. Vielmehr ist daher die Frage entscheidend, ob Gnabry für die Bayern interessant ist oder bald sein wird?

Es gibt einige Anzeichen dafür, dass es Gnabry zumindest auf die Shortlist potenzieller Münchner Zugänge schaffen dürfte. Der 21-Jährige ruft seine Qualitäten seit Monaten stabil und konstant ab, die Spielpraxis lässt den Angreifer endlich jene Schritte machen, die ihm beim FC Arsenal verwehrt geblieben sind. Gnabry lernt viel - und er lernt schnell.

Gnabry hat einige Spezialwaffen

Er ist ein Spieler, der sich von der Masse abhebt. Er besitzt die im modernen Fußball immer wichtiger werdenden Spezialwaffen: einen fulminanten Antritt, ein explosives Dribbling und einen sauberen Torabschluss auch aus größerer Distanz. Dazu ist er erstmals seit Jahren wieder völlig fit und selbstbewusst nach seinem starken Einstand sowohl in Bremen als auch bei der Nationalmannschaft.

In München hadern sie derzeit mal wieder mit den Länderspielabstellungen: Arjen Robben hat sich beim Spiel der Niederlande gegen Luxemburg mal wieder verletzt. Aber auch wenn der Gegner nicht Luxemburg heißt, sondern Hoffenheim oder Frankfurt, bleibt die grundsätzliche Anfälligkeit des Niederländers.

Auf den Flügeln wäre (bald) Bedarf

Viele rechnen damit, dass die Vertragsverlängerung des bald 33-Jährigen auf der Jahreshauptversammlung Ende November verkündet werden soll. Aber auch dieses neue Arbeitspapier wird Robben nicht vor den immer häufiger auftretenden Blessuren schützen.

Und da auch Franck Ribéry immer mal wieder verletzt ausfällt und bereits 33 Jahre alt ist und Kingsley Coman in den letzten Monaten mehr verletzt war als dass er auf dem Platz gestanden wäre, hätten die Bayern zumindest auf mittelfristige Sicht durchaus Bedarf an frischen Kräften.

Die Bayern haben Gnabry zudem bereits zu seiner Zeit in London nicht aus den Augen gelassen, Kaderplaner Michael Reschke hatte dafür gesorgt, dass Gnabry den Scouts der Münchner nicht durchs Raster fällt.

Allerdings dürften die Bayern auch vorsichtig sein und zunächst abwarten, ob der Spieler die bisher starken Leistungen auch über einen längeren Zeitraum als drei, vier Monate wird konservieren können. Und ob er in einer Mannschaft wie Werder einen weiteren Leistungssprung machen kann.

Interessant für halb Europa

In wenigen Wochen wird ja sehr wahrscheinlich auch Uli Hoeneß wieder der mächtige Mann bei den Bayern sein - auf der Mitgliederversammlung wird Hoeneß wohl wieder zum Präsidenten gewählt werden. Hoeneß war es, der Ende der 90er-Jahre den "FC Bayern Deutschland" ausrief. Sein Klub sollte die erste Anlaufstelle für die Talente des Landes werden und das Gros der Nationalmannschaft stellen.

Ein Spieler wie Gnabry, jung, dynamisch, spektakulär in seinem Spiel und mit einem deutschen Pass ausgestattet, dürfte Hoeneß sehr gefallen. Eine Garantie für ein Münchner Interesse ist das zwar nicht, aber immerhin ein kleines Indiz.

Für Werder Bremen wird es auf jeden Fall eine Herkulesaufgabe werden, den Spieler zu halten. Längst hat Gnabry mit seinen Leistungen auch international für Aufsehen gesorgt. Den notorisch klammen und im Europapokal nicht aktiven Bremern werden irgendwann wohl die Argumente ausgehen, sollte Gnabry seine Leistungen konstant halten können. Dann dürfte halb Europa vor der Tür stehen. Nicht nur die Bayern.

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