Daniel Baier ist einer der prägenden Spieler beim FC Augsburg und damit mitverantwortlich für den Höhenflug der Schwaben. Im exklusiven Interview mit unserem Portal erklärt er, weshalb ihn die überragende Leistung des FCA nicht unbedingt überrascht, nimmt seine Kritik an den eigenen Fans zurück - und träumt ein kleines bisschen von der Champions League.

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Der FC Augsburg spielt eine überragende Saison. Das scheint für alle Experten überraschend zu sein – für Sie auch?

Daniel Baier: Ja, natürlich – in dieser Form ist das schon eine Überraschung. Vor der Saison haben wir nicht damit gerechnet, dass wir nach 22 Spieltagen schon 35 Punkte haben und uns auch in der Tabelle oben festgesetzt haben. Aber was die Leistungen und die Entwicklung unserer Mannschaft betrifft, ist das keine so große Überraschung.

Die FAZ nennt Sie den "unauffälligsten Star der Bundesliga". Empfinden Sie es als Fluch oder Segen nicht den Bekanntheitsgrad z.B. eines Bastian Schweinsteigers zu haben?

Ich habe den Artikel auch gelesen, war schön. Das ehrt mich natürlich schon. Aber ich will einfach für meine Mannschaft das Beste geben und das mache ich Woche für Woche. Und das klappt auch seit Jahren ganz gut. Alles andere liegt eh nicht in meiner Macht. Für mich ist es okay, so wie es ist.

Manchmal hat man das Gefühl, Siege des FC Augsburg wie gegen den BVB werden in der Berichterstattung noch immer als große Überraschung hingestellt. Ärgert Sie das?

Wie jeder berichtet, darauf haben wir natürlich keinen Einfluss. Aber wir wollen schon die Leute davon überzeugen, dass wir gut kicken können und eine gute Qualität haben. Das haben wir in den letzten Jahren und Monaten auch gemacht. Wenn man ehrlich ist, dann ist es ja auch eine Überraschung, wenn wir in Dortmund mit zehn Mann gewinnen, denn Dortmund hat natürlich einen überragenden Kader hat. Es ist etwas ganz Besonderes in Dortmund zu gewinnen - auch in der Konstellation. Das wird man auch so schnell nicht vergessen in Augsburg.

Sie erleben beim FC Augsburg die Hochphase Ihrer Karriere – wie hoch ist der Anteil von Trainer Markus Weinzierl an Ihrer Entwicklung?

Er ist der Trainer. Er ist der, der die Entscheidung trifft, wer spielt, wie jemand trainiert, welches System wir spielen. Er hat also einen sehr großen Anteil. Er ist derjenige, der vorneweg geht und wir folgen ihm, wollen das Beste für den Verein, wollen das umsetzen, was er vorgibt. Und bisher klappt das ganz gut.

Das Wichtigste für mich ist, dass er mir sehr großes Vertrauen gibt und dass ich auf der Position spiele, auf der ich mich am wohlsten fühle. Wir haben schon ein sehr gutes, vertrauensvolles Verhältnis. Wir reden auch über viele Themen, er hört meine Meinung und ich bin froh in dieser Konstellation zu arbeiten. Mir macht es riesigen Spaß und für mich ist es das Wichtigste, dass ich Vertrauen bekomme. Und das ist wohl auch der Hauptgrund für meine gute Leistung.

Bei allem Erfolg des FC Augsburg: Haben Sie nicht ein bisschen Angst, dass finanzstärkere Vereine Markus Weinzierl aus seinem Vertrag kaufen könnten?

Das ist der Fußball. Das ist das Geschäft. Das haben wir schon vergangenes Jahr miterlebt. Ob es André Hahn war, Matthias Ostrzolek, Kevin Vogt – wenn man gute Leistungen bringt, dann ist es normal, dass Begehrlichkeiten geweckt werden. Und dann muss jeder Spieler und jeder Trainer das für sich selbst entscheiden, was er für den richtigen Weg hält. Ich weiß, dass unser Trainer sich hier sehr wohl fühlt und dass er Vertrag bis 2017 hat. Aber das ist natürlich keine Garantie. Aber ich bin guter Dinge, dass das alles noch längerfristig so bleibt, auch mit unserem Trainer.

Nach dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt haben Sie die nicht vorhandene Stimmung im Augsburger Stadion kritisiert. Ist das nicht Jammern auf hohem Niveau? Ich erinnere mich noch an Spiele in der zweiten, aber auch in der ersten Liga, als wesentlich weniger Leute im Stadion waren.

Das heißt doch nicht, dass ich die Fans kritisiert habe. Ich habe nur angemerkt, dass gerade mal 27.000 im Stadion waren und das war Fakt. Und das bin ich in dieser Saison einfach nicht gewöhnt. Es war immer volles Haus, außer bei den beiden Sonntagsspielen. Das kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass es Sonntagsspiele waren. Aber ich als Fußballer spiele natürlich lieber vor ausverkauftem Haus. Dazu stehe ich auch. Und ich weiß natürlich, was wir an unseren Fans haben. Und ich weiß auch um die Entwicklung, die der Verein genommen hat. Ich habe auch in der zweiten Liga noch im Rosenaustadion gespielt und es macht in der SGL-Arena vor ausverkauftem Haus natürlich viel mehr Spaß. Wir haben so geile Erlebnisse gehabt, hier im Stadion. Geile Heimspiele. Und für mich ist es das Schönste vor ausverkauftem Haus zu spielen, am besten noch mit einer Choreographie. Aber wie gesagt, das war nicht so böse gemeint, wie es vielleicht rüberkam.

Haben Sie auch schon Begehrlichkeiten geweckt bzw. können sich vorstellen, den FC Augsburg noch einmal zu verlassen?

Ich bin keiner, der hausieren geht. Ich habe mich klar positioniert. Ich fühle mich sehr wohl in Augsburg. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, innerhalb Deutschlands zu wechseln. Ich habe einen langfristigen Vertrag hier, die Entwicklung vom Verein passt. Ich weiß aber auch nicht, was in der Zukunft ist. Ich habe immer gesagt, dass ich vielleicht nochmal im Ausland spielen möchte, dass mich das reizt. Aber ich habe mir keine Gedanken gemacht, weil ich mich hier sehr wohl fühle und meine Zukunft auch hier sehe.

Träumt man als Spieler in der jetzigen Situation manchmal von großen Duellen gegen Cristiano Ronaldo oder Zlatan Ibrahimovic?

Träumen kann man. Träumen ist erlaubt. Jeder Fußballer will doch immer das Maximum, das Größtmögliche. Das ist doch klar. Ich habe auch vor zwei Jahren gesagt, dass ich nochmal in der Nationalmannschaft spielen will, dass ich das noch nicht erlebt habe, und dass das ein Traum von mir ist. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert und wir müssen uns das jede Woche hart erarbeiten. Und es sind noch einige Spiele zu spielen. Und von daher haben wir noch viel vor uns. Aber träumen darf jeder.

Auch wenn das Leben kein Wunschkonzert ist: Gibt es trotzdem einen Spieler, gegen den Sie gerne nochmal in den Zweikampf gehen würden?

Nein. (lacht) Wie gesagt, ich denke, wenn du auf höchstem Niveau spielen willst und kannst, dann ist die Champions League das Maß aller Dinge. Und wenn du da spielst, dann genießt du, glaube ich, jeden Augenblick. Nicht nur speziell gegen Spieler, sondern gegen die besten Mannschaften aus dem Ausland. Das ist einfach die Champions League. Und es ist natürlich für jeden Fußballer ein Traum da zu spielen. Unabhängig natürlich davon, was das jetzt mit dem FC Augsburg zu tun hat (lacht).

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