Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel glaubt, dass Friedrich Merz nächster Bundeskanzler Deutschlands werden will und räumt dem Juristen gute Chancen ein. Viele Bürger glauben zudem, dass er am ehesten imstande ist, den Abwärtstrend der CDU zu stoppen.

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Der einstige Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat nach Einschätzung von Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel gute Aussichten, Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Spitze der CDU zu beerben.

Im Rennen um den Parteivorsitz habe Merz "ganz sicher gute Chancen", sagte Gabriel der Deutschen Presse-Agentur am Rande eines Besuchs in Martinsburg im US-Bundesstaat West Virginia.

Gabriel: Merz will nächster Kanzler werden

Der frühere Vizekanzler und Außenminister ging davon aus, dass Merz auf das Kanzleramt spekuliert. "Ich glaube, jeder Vorsitzende der CDU hat im Kern den Anspruch, der nächste Kanzler zu werden", sagte Gabriel.

"Ob er es jetzt sagt oder nicht, ist eine andere Frage. Aber warum sollte jemand Vorsitzender der CDU werden wollen, wenn er nicht den Anspruch hat, Nachfolger von Angela Merkel zu werden?"

Merkel hatte am Montag nach schweren Stimmverlusten bei der hessischen Landtagswahl angekündigt, beim Parteitag im Dezember nicht mehr für den CDU-Vorsitz zu kandidieren. Sie will nach eigenen Angaben aber bis 2021 Kanzlerin bleiben.

Neben Merz haben Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Gesundheitsminister Jens Spahn ihre Kandidaturen für den CDU-Vorsitz angemeldet.

Bürger trauen Merz CDU-Aufschwung zu

Einer Umfrage zufolge dürften die meisten Bundesbürger dem Wirtschaftsjuristen das Amt zutrauen. Jedenfalls glaubt eine Mehrheit laut der Erhebung des Instituts Civey, dass Friedrich Merz von allen Kandidaten für den CDU-Vorsitz noch am ehesten imstande ist, die Wahlergebnisse der CDU zu verbessern. 49 Prozent äußerten sich entsprechend, wie die "Welt" als Auftraggeber mitteilte.

19 Prozent schrieben am ehesten Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer die Fähigkeit dazu zu und 6 Prozent Gesundheitsminister Jens Spahn. Etwa 22 Prozent der 5.045 online Befragten trauen demnach keinem der drei zu, die Wahlergebnisse zu verbessern.

Von den Unionsanhängern glauben sogar 63 Prozent, dass Merz am ehesten die CDU-Ergebnisse verbessern könnte. Bei den beiden anderen Kandidaten unterscheiden sich die Unionsanhänger nicht wesentlich von allen anderen Befragten (21 bzw. 5 Prozent).

Gabriel prophezeit Merkels Ende als Kanzlerin

Gabriel spekulierte, dass Merkel bereits nach der Europawahl im kommenden Mai auch das Amt der Regierungschefin aufgeben könnte. Er ging davon aus, dass die große Koalition dann vermutlich am Ende wäre.

"Die Sozialdemokratie ist aufgrund der Wahlergebnisse tief verunsichert, ob sie in dieser Koalition bleiben soll. Und ich glaube, es wäre außerordentlich schwierig, die SPD zu überzeugen, noch einmal im deutschen Parlament einen CDU-Kanzler zu wählen."

Der Ex-SPD-Chef sagte, im Fall eines Wechsels an der Regierungsspitze würde es sicher "Versuche geben aufseiten der Union, doch noch eine Koalition mit FDP und Grünen herbeizuführen. Und die FDP hat bereits erklärt, dass sie ohne Angela Merkel durchaus bereit wäre, nochmal darüber zu verhandeln."

Ob die Grünen zur Bildung einer solchen Jamaika-Koalition bereit wären, "hängt sicher sehr davon ab, welche politischen Positionen der oder die neue CDU-Vorsitzende vertritt".

Gabriel hält sich derzeit auf Einladung der Universität Harvard in den USA auf und hält dort Vorträge und Seminare.



(jwo/dpa)  © dpa

Friedrich Merz
Friedrich Merz kandidiert für das Amt des CDU-Vorsitzenden. © dpa
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