Der Hamas-Führer Ismail Hanija ist nach Angaben der islamistischen Terrororganisation bei einem israelischen Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet worden. Er lebte im Luxus und baute sich ein Milliardenimperium aus. Sein Hauptsponsor war Katar.

Dr. Wolfram Weimer
Eine Kolumne
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Er hatte am 7. Oktober 2023 den Massaker-Befehl gegeben, bei dem etwa 1.400 Menschen mit großer Brutalität hingeschlachtet und ein Krieg mit Israel ausgelöst wurde: Ismail Hanija, Chef der Terrororganisation Hamas. Während auf sein Geheiß in Israel ein Blutbad angerichtet wurde, lebte er selbst abgeschirmt im Emirat Katar. Und er lebte blendend dort. Der jetzt in Teheran getötete Terrorfürst war ein außergewöhnlich reicher Mann.

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Das Vermögen seiner Familie (Hanija hat 13 Kinder) wird weithin auf mehr als eine Milliarde Dollar beziffert. Das israelische Außenministerium behauptet gar, dass Hanija mittlerweile vier Milliarden Dollar angehäuft habe. In jedem Fall stand sein persönlicher Reichtum in krassem Gegensatz zu der bitteren Armut, in der die Menschen im Gazastreifen seit Jahren leben.

Hanija lebte im Luxus

Hanija flog im Privatjet zwischen Teheran, Istanbul, Doha und Kairo hin und her. In Katar besaß er eine Luxusvilla in Strandnähe für die Großfamilie. Seine Söhne Maaz und Abdel Salam posierten für Instagram-Stories schon mal mit Luxusautos und in Suiten von Luxushotels. Die Hanijas gelten als Immobilien- und Korruptions-Mogule. Maaz Hanija läßt sich im Gazastreifen als "Vater der Häuser" preisen. Abdel Salam machte Schlagzeilen, weil er als Sport-Beauftragter der Hamas Geld unterschlagen haben soll.

Dem Clan ist es gelungen, sich am Waffenhandel und an den Einfuhrzöllen für Waren nach Gaza ebenso zu bereichern wie an den Hilfszahlungen aus Katar und Iran. Hanija hat Terrorismus zu einem lukrativen Geschäft gemacht und verfügt über ein Fundraising-Büro in der katarischen Hauptstadt Doha und luxuriöse Anwesen in der Türkei, die zusammen ein "riesiges Immobilienvermögen" bilden, wie es der "Corriere della Sera" beschreibt.

Der Vater managt den Terror, die Söhne das Vermögen

Dieser Reichtum kommt nicht von ungefähr. Hanija betrieb neben seiner Terrorpolitik mit seinen Söhnen auch einen familieneigenen Investmentkonzern, der der Mehrung des Privatvermögens diente. Zwei Söhne sollen die Anlagespekulationen der Familie von Istanbul aus verwalten. Einem arabischen Medienbericht zufolge hat Maaz Hanija sogar einen türkischen Pass erhalten und pflegt einen dekadenten Lebensstil.

Das Middle East Research Institute hat Details dazu publiziert. Die Geschichten über das Luxusleben der Hanijas sind inzwischen arabisch legendär, sodass auch allerlei Falschmeldungen im Umlauf sind. Etwa, dass Ismail Hanija in Doha eine Spa-Rechnung im Hotel Mandarin Oriental über 26.000 Dollar verursacht haben soll. Das Dokument ist inzwischen als Fälschung enttarnt.

Katar war einer seiner Unterstützer

Richtig ist aber, dass Hanija die volle finanzielle und politische Rückendeckung Katars und Irans genoss. Am Tag nach dem Massaker in Israel traf er in Katars Hauptstadt Doha den damaligen iranischen Außenminister Hossein Amirabdollahian und sprach von einem "historischen Sieg" der Hamas. Immer wieder ist Hanija für Gespräche in die iranische Hauptstadt gereist. Dabei besprach er auch mit Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei die militärische Lage.

Mithilfe von Katar und Iran baute er ein globales Finanzierungsnetzwerk auf, um Unterstützung von "Wohltätigkeitsorganisationen" und befreundeten Staaten zu erhalten. Dabei spielten auch Kryptowährungen eine Rolle, um internationale Sanktionen zu umgehen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. "Die Hamas ist einer der erfolgreichsten Nutzer von Kryptowährungen für die Finanzierung des Terrorismus", sagt Tom Robinson, Mitbegründer des Blockchain-Forschungsunternehmens Elliptic.

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Die beiden Hauptsponsoren von Hanijas Hamas-Geschäften blieben jedoch Iran und Katar. Der Direktor des Center for Middle East and Global Order, Ali Fathollah-Nejad, beziffert die Zahlungen aus Teheran auf jährlich 150 Millionen US-Dollar - und das seit 30 Jahren. Hinzu kommen Waffenlieferungen und militärische Ausbildungen. Von Katar aus sind ebenfalls Milliardensummen an die Hamas geflossen. "Ihre finanzielle Unterstützung in Höhe von 30 Millionen Dollar pro Monat ist bewiesen und öffentlich", sagt Didier Billion, Vize-Direktor des französischen Instituts für internationale und strategische Angelegenheiten (IRIS).

Katar ist ein wichtiger Handelspartner Deutschlands

Die US-Regierung müht sich unterdessen um die Trockenlegung von Hanijas Finanzquellen. "Die Vereinigten Staaten ergreifen nach dem brutalen und skrupellosen Massaker an israelischen Zivilisten, darunter auch Kinder, rasche und entschlossene Maßnahmen, um die Finanziers und Vermittler der Hamas ins Visier zu nehmen", verkündete Finanzministerin Janet Yellen nach dem Massaker vom 7. Oktober.

"Das US-Finanzministerium hat eine lange Tradition in der wirksamen Unterbindung der Terrorfinanzierung, und wir werden nicht zögern, unsere Mittel gegen die Hamas einzusetzen. Dazu gehört auch, dass wir Sanktionen verhängen und uns mit Verbündeten und Partnern abstimmen, um alle mit der Hamas in Verbindung stehenden Vermögenswerte in deren Zuständigkeitsbereich zu verfolgen, einzufrieren und zu beschlagnahmen." Das Problem der westlichen Sanktionen und Drohgebärden liegt allerdings daran, dass man mit dem größten Hamas-Finanzier Katar ansonsten beste geschäftliche und politische Beziehungen pflegt.

Von der Fußballweltmeisterschaft über den Besuch Robert Habecks bis zum Empfang des Emirs in Berlin reicht die jüngste Politik der Handreichung. Zudem hält Katar direkt erhebliche Aktienpakete an deutschen Konzernen wie Volkswagen, Deutsche Bank, HapagLloyd, RWE oder Siemens. Katar gilt als wichtiger Handelspartner Deutschlands, allein 300 deutsche Unternehmen sind in Doha ansässig. Finanzexperten halten es daher für sehr unwahrscheinlich, dass die aus Washington angedrohten Sanktionen in Doha auch nur im Ansatz realisiert würden.

Israel wählte daher einen anderen Weg und hatte schon vor Monaten angekündigt, Hanija persönlich zur Verantwortung zu ziehen und zu "eliminieren". Der Armeesprecher Daniel Hagari unterstrich, dass die Eliminierung hochrangiger Hamas-Funktionäre höchste Priorität habe.

Verwendete Quellen

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