Unionskanzlerkandidat Merz bezeichnet die Schuldenbremse als technisches Thema: Man könne sie prinzipiell reformieren. Das wirft Fragen auf. Die SPD macht ein Angebot, andere sind irritiert.
Unionskanzlerkandidat
Schuldenbremse laut Merz ein "technisches Thema"
Merz hatte am Vortag beim Wirtschaftsgipfel der "Süddeutschen Zeitung" gesagt, nur einige Artikel des Grundgesetzes seien unveränderbar. "Über alles andere kann man selbstverständlich reden."
Die Schuldenbremse sei ein technisches Thema, ergänzte er und fügte hinzu: "Selbstverständlich kann man das reformieren. Die Frage ist: Wozu? Mit welchem Zweck? Was ist das Ergebnis einer solchen Reform? Ist das Ergebnis, dass wir noch mehr Geld ausgeben für Konsum und Sozialpolitik? Dann ist die Antwort nein." Merz sagte weiter: "Ist das Ergebnis: Es ist wichtig für Investitionen, es ist wichtig für Fortschritt, es ist wichtig für Lebensgrundlage unserer Kinder? Dann kann die Antwort eine andere sein."
Bisher lehnten Union und FDP im Bund eine Lockerung der im Grundgesetz verankerten Schuldenregeln klar ab. Allerdings sieht das bei der CDU auf Landesebene anders aus: Mehrere CDU-Regierungschefs hatten sich für eine Reform offen gezeigt, Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte sich sogar sehr deutlich dafür ausgesprochen.
Miersch an Merz: Gemeinsam Schuldenbremse weiterentwickeln
SPD-Generalsekretär
Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP war auch wegen eines Streits über die Einhaltung der Schuldenbremse zerbrochen. Sie lässt nur in einem geringen Maße neue Schulden zu. Für eine Reform müsste das Grundgesetz geändert werden. Dafür ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat notwendig.
Lindner: Merz macht "Lockerungsübungen" Richtung Rot und Grün
FDP-Chef
"Der Friedrich Merz hat ja bis vor einer Woche auch die Schuldenbremse verteidigt. Der hat ja nicht seine ökonomischen Grundüberzeugungen über Nacht ausgetauscht", sagte Lindner in Berlin. "Das sind Lockerungsübungen in Richtung von SPD und Grünen."
Grüne zur Schuldenbremse: Merz windet sich
Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch warb erneut für eine Reform der Schuldenbremse. "Die deutsche Wirtschaft kommt nur in Schwung, wenn wir kräftig investieren, in Innovation und neue Technologien, in Schienen und Brücken, in Schulen und Kitas", sagte er der dpa. Er gehe fest davon aus, dass die Schuldenbremse in der nächsten Legislaturperiode reformiert werde.
"Friedrich Merz windet sich, weil er weiß, dass er blank ist, dass die Union keinerlei Antwort auf die Herausforderungen hat." Diejenigen, die in der CDU Regierungsverantwortung trügen, hätten längst erkannt, dass es eine Reform der Schuldenbremse brauche, um das Land in Schwung zu bringen. "Friedrich Merz muss endlich Antworten geben", forderte Audretsch. (dpa/bearbeitet von lag)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.