Die Enthüllungen rund um die FDP sorgen noch immer für Furore. Bei "Markus Lanz" (ZDF) schoss Katharina Dröge scharf gegen Christian Lindner und sprach von einem harten Vertrauensbruch. CDU-Politiker Johannes Volkmann hingegen sinnierte über eine schwarz-gelbe Regierung.

Eine Kritik
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Der Wahlkampf in Deutschland ist bereits in vollem Gange. Bei "Markus Lanz" (ZDF) wetterte die Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge gegen die FDP und warf ihr vor, nicht regierungsfähig zu sein. Gleichzeitig äußerte sich CDU-Politiker Johannes Volkmann skeptisch, was eine mögliche schwarz-grüne Koalition angeht.

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Das war das Thema bei "Markus Lanz"

In knapp über 90 Tagen wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Neben den Grünen rüsten sich daher auch SPD, FDP und CDU bereits mit Nachdruck für den anstehenden Turbo-Wahlkampf. Schon jetzt wird über mögliche Koalitionen spekuliert - darunter auch Schwarz-Gelb.

Markus Lanz wollte daher am Donnerstagabend von seinen Gästen wissen, inwieweit die jüngsten FDP-Enthüllungen das Vertrauen in die Freien Demokraten geschwächt haben könnten. Gleichzeitig blickte er auf die Wahrscheinlichkeit einer Zusammenarbeit von Grünen und Union.

Das waren die Gäste

  • Katharina Dröge, Grünen-Fraktionschefin: "Ich habe das FDP-Papier als bewusste Provokation empfunden"
  • Johannes Volkmann, CDU-Politiker: "Demokraten sollten untereinander immer gesprächsfähig sein"
  • Helene Bubrowski, Journalistin: "Das ist für die politische Kultur in Deutschland natürlich ein Drama"
  • Julian Olk, Wirtschaftsjournalist: "Die deutsche Wirtschaft steht gerade am Scheideweg"
Katharina Dröge, Johannes Volkmann, Markus Lanz, Helene Bubrowski, Julian Olk
Am Donnerstagabend diskutierte Markus Lanz mit (v.l.n.r.): Katharina Dröge, Johannes Volkmann, Helene Bubrowski und Julian Olk. © ZDF/Markus Hertrich

Das war der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

ZDF-Moderator Markus Lanz wollte zu Beginn der Sendung von der Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge wissen: "Wie haben Sie das Drama rund um die FDP wahrgenommen?" Dröge antwortete zunächst schwammig: "Diese Koalition ist ja nicht an einem Tag gescheitert, sondern ganz schleichend, langsam zerbrochen. Und wir Grünen haben da bis zum Schluss darum gekämpft." Die Politikerin ergänzte mit strengem Blick, dass sie es "für verantwortungslos" gehalten habe, das Bündnis am Tag des Wahlsieges von Donald Trump zu beenden, "aber das hat die FDP anders gesehen". Daraufhin wurde Dröge deutlicher, als sie klarstellte, dass sie seitens der FDP "nie eine Aussage" gehört habe, "dass es zu Ende geht".

Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte: "Fühlen Sie sich belogen?" Dröge atmete tief durch und gab zu: "Dass das Ganze vorbereitet war und inszeniert war (...), das Ende zu provozieren, das hat mich schon schwer enttäuscht, muss ich sagen." Die Grünen-Politikerin fügte hinzu, dass sie in gewisser Weise eiskalt von den heimlichen Plänen der FDP erwischt wurde, da es bis zum Koalitionsbruch "auch eine andere Zusammenarbeit" gegeben habe, "die auch vertraulich war".

In Bezug auf die Recherchen der "Zeit" und "Süddeutschen Zeitung" sagte Dröge daher deutlich: "Wenn das so stimmen sollte, dann ist das schon ein harter Vertrauensbruch." Sie wetterte weiter, dass sie die FDP mit diesem Verhalten für "strukturell regierungsunfähig" halte, denn: "Wer nicht verbindlich und verlässlich arbeitet, der kann ein Land nicht regieren!"

Markus Lanz hakte prompt nach, ob die Grünen-Fraktionschefin das FDP-Wirtschaftspapier vorab als "Scheidungspapier" verstanden habe. Dröge wiegelte zwar ab, gab jedoch zu: "Ich habe dieses Papier als bewusste Provokation empfunden." Der Grund: "Da standen am Ende Dinge drinnen, von denen die FDP natürlich genau wusste - das geht mit den Grünen nicht, den Klimaschutz zu schreddern."

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Die Politikerin erklärte weiter, dass sie das FDP-Papier daher als ein Papier verstanden habe, mit dem sich die FDP "mit sich selbst profilieren" und gleichzeitig "auch die Koalitionspartner ärgern" wollte. Laut Dröge sei dies jedoch nichts Neues gewesen, da die FDP "immer versucht hat, die Koalitionspartner zu provozieren und den Streit auch auszulösen". Ein Fakt, der Helene Bubrowski die Sorgenfalten auf die Stirn trieb. "Das ist für die politische Kultur in Deutschland natürlich ein Drama", so die Journalistin. Sie ergänzte nachdenklich: "Das ist ja auch eine Art von Verrat." Es sei "ein Schaden für das gesamte Land und für alle Demokraten in diesem Land" entstanden.

Das ist das Rede-Duell des Abends

CDU-Politiker Johannes Volkmann sah die heimlichen Pläne der FDP weniger kritisch. Der Enkel von Helmut Kohl gab zwar zu, dass Politik "nur über Vertrauen" gehe. Er machte jedoch deutlich, dass er sich eine künftige Koalition zwischen CDU und FDP vorstellen könne. In Bezug auf den Ampel-Streit sagte er: "Ich glaube, das passiert dann, wenn der inhaltliche Fokus verloren geht und es vor allem um Machtfragen geht. Und das hat man erlebt bei der Ampel. Es gab wenig inhaltliche Gemeinsamkeiten."

Dies sei bei der FDP und CDU nicht der Fall, so Volkmann. Wirtschaftsjournalist Julian Olk konterte jedoch: "Jetzt zu sagen, eine schwarz-gelbe Regierung wäre am Ende besser, weil es da nicht um Machtfragen geht, finde ich ehrlich gesagt zu dünn." Volkmann wehrte sich prompt: "Das wäre auch verkürzt von dem, was ich gesagt habe. Ich glaube, dass die inhaltliche Schnittmenge größer ist und man daraus im Zweifelsfall besser zusammenarbeiten kann." Katharina Dröge wollte dies nicht unkommentiert lassen und stellte klar, dass die inhaltlichen Differenzen am Ende nicht das Problem in der Ampel gewesen seien. Die FDP sei laut Dröge "im Kern nicht vertragstreu" gewesen "und der Kanzler nicht führungsstark genug, um geschlossene Verträge dann auch am Ende durchzusetzen".

Mit Blick auf Johannes Volkmann fügte die Grünen-Politikerin lachend hinzu: "Good luck, wenn Sie vorhaben, mit denen zu regieren!" Volkmann machte daraufhin keinen Hehl daraus, dass er das Verhalten der FDP durchaus für "bedauerlich" halte. "Das ist das Härteste, was Ihnen dazu einfällt?", fragte Lanz irritiert. Der CDU-Politiker ließ sich davon jedoch nicht beirren: "Am Ende des Tages bringt es doch auch jetzt nichts, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, sondern wir als CDU müssen zeigen, was wir selbst drauf haben."

Markus Lanz ließ es sich nicht nehmen, den CDU-Politiker nach seiner ehrlichen Meinung zu den Grünen zu fragen. "Sind Sie Team Merz oder Team Söder?", wollte er wissen. Volkmann antwortete knapp: "Ich bin Team CDU." Lanz stichelte daraufhin: "Also Team Merz." Eine Aussage, auf die der Politiker genervt reagierte: "Das ist doch keine Team-Sportart, Herr Lanz!" Der ZDF-Moderator ließ jedoch nicht locker und fragte erneut: "Wo stehen Sie in dieser Frage?"

Volkmann wurde plötzlich deutlicher und gab zu: "Wenn die Grünen sich in Fragen der Migration, in Fragen des Industriestandorts Deutschlands, komplett neu positionieren, dann ist es auch eine neue Ausgangslage, aber mir fehlt die Fantasie." Am Ende des Tages gehe es laut Volkmann "um die Frage, mit welcher Partei wir nach der Wahl die größten inhaltlichen Schnittmengen haben". Abschließend hakte der ZDF-Moderator erneut nach, ob Volkmann damit eine Zusammenarbeit mit den Grünen nicht kategorisch ausschließe. Der CDU-Mann antwortete trocken: "Mit diesen Grünen ist es schwer vorstellbar." Ein Satz, auf den Lanz zufrieden konterte: "Schwer vorstellbar ist anders als 'ich schließe es aus'."

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Im Laufe der Sendung versuchte Markus Lanz immer wieder, seinen Gästen eine schwarz-grüne Regierung schmackhaft zu machen und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Parteien zu finden. Es gelang ihm jedoch nur bedingt, Katharina Dröge und Johannes Volkmann zusammenzubringen.

Das war das Fazit bei "Markus Lanz"

Bei "Markus Lanz" wurde einmal mehr deutlich, dass sowohl die Grünen als auch die CDU in vielen Kernpunkten völlig unterschiedliche Auffassungen haben. Eines davon: die Energieversorgung in Deutschland. Als Johannes Volkmann beispielsweise über die Forschung in der Kernfusion sprach, fragte Katharina Dröge vorwurfsvoll: "Warum wehren Sie sich so gegen die Erneuerbaren?" Volkmann konterte darauf, dass er "ein Konzept" haben wolle, wenn es um "die Versorgungssicherheit" gehe. Dröge ließ sich davon jedoch nicht überzeugen und stellte klar: "Unser Ziel ist 100 Prozent Erneuerbare!"  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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