Maybrit Illner diskutierte am Donnerstagabend (19. Dezember) mit Ampel- und Unionsvertretern über den Stil im Wahlkampf, künftige Bündnisse und die bestimmenden Themen vor den Neuwahlen.
Vor allem ging es dabei um die wirtschaftliche Zukunft des Landes und um Entlastungen für die Bürger. An einer Stelle sagte Journalistin Helene Bubrowski: "Man hat ein sehr ungutes Gefühl als Wähler oder Wählerin, wenn man das sieht."
Das ist das Thema bei "Maybrit Illner"
Ein großer Teil der Sendung drehte sich um den Stil des Wahlkampfes und die Frage, welche Versprechen die Parteien in der Lage sind, im Nachgang auch zu halten. Konkret kamen dabei auch Entlastungen bei der Steuer oder den hohen Energiekosten, mehr Geld für Sozialkassen und Infrastruktur sowie neue Wirtschaftsförderung und Klimaprojekte auf den Tisch. Diskussionspunkt ebenso: In welcher Koalition ließen sich die Pläne inhaltlich überhaupt umsetzen?
Das sind die Gäste
Lars Klingbeil (SPD): "Wir können stolz darauf sein, dass wir noch ein breites Angebot in der demokratischen Mitte haben", sagte Klingbeil. In anderen Ländern gebe es oft nur noch einen Kandidaten, der die Demokratie verkörpere und einen, der sie abschaffen wolle. Deutschland habe ein Problem, was wirtschaftliches Wachstum angehe. Es könne gelingen, einen "rein inhaltlichen" Wahlkampf zu führen.Alexander Dobrindt (CSU): Laut Dobrindt habe "den Ton in der Debatte hat der Bundeskanzler gesetzt", als er beispielsweise Lindner die "sittliche Reife" abgesprochen habe. Darauf bekomme er nun eine entsprechende Antwort. Scholz fehle es an Selbstkritik. "Er selbst hat die Regierung gesprengt", so Dobrindt.- Juli Zeh: Die Autorin und SPD-Mitglied war sich sicher: "Jetzt haben alle Dampf abgelassen, ich glaube nicht, dass das der Tenor der nächsten Wochen sein wird." Es sei besorgniserregend, dass auch in der Mitte viel Vertrauen verloren gegangen sei und immer weniger Menschen glauben, Politik könne effektiv die Zukunft gestalten.
- Felix Banaszak (Grüne): "Söder redet mehr über die Grünen als über die eigenen Inhalte", so der Parteivorsitzende. Die beiden Parteien würden große inhaltliche Unterschiede trennen, doch in einer Demokratie müsse man gesprächsfähig bleiben. Wenn Klimaschutz etwas bewirken solle, brauche er eine breite gesellschaftliche Akzeptanz.
- Helene Bubrowski: Die Journalistin von "TableMedia" sagte: "Die gegenseitige Schuldzuschieberei hat das Niveau einer Sandkiste und ist der deutschen Politik in diesen Zeiten nicht würdig." Später erklärte sie, seit dem Heizungsgesetz gebe es bei den Grünen das Trauma, den Leuten bloß nichts mehr zuzumuten. "Die große Wende geht nicht ohne Zumutungen."
Das ist der Moment des Abends bei "Maybrit Illner"
Bubrowski analysierte: "Union und FDP hoffen auf den Wirtschaftsaufschwung. Das ist eine sehr kühne Hoffnung." Das sei unseriös. Die Politik könne für die Wirtschaft die Rahmenbedingungen setzen, aber sie könne nicht den Aufschwung diktieren. Es sei eine Rechnung mit vielen Unbekannten, gleichzeitig wollten die genannten Parteien nicht an die Schuldenbremse ran. "Man hat ein sehr ungutes Gefühl als Wähler oder Wählerin, wenn man das sieht", so die Journalistin.
Das ist das Rede-Duell des Abends
Es ging um den Streit über die Position zu den Grünen zwischen Söder und Merz. Er sehe nicht, dass es in dieser Frage große Unterschiede gebe, meinte CSU-Mann Dobrindt. Bubrowski reagierte: "Merz hat gesagt, er teilt in der Sache die Kritik an den Grünen, würde es aber anders formulieren."
In Richtung Dobrindt fragte sie: "Warum wiederholen Sie eigentlich den Fehler von 2021? Sie laufen in eine strategische Falle." Die SPD könne am Ende den Koalitionsvertrag herüberschieben und die Union müsse unterschreiben.
So hat sich Maybrit Illner geschlagen
Das ist das Ergebnis bei "Maybrit Illner"
Wie auch immer der Ton des jetzigen Wahlkampfes weitergeht, für die Runde stand fest: In Zukunft muss es pragmatischer werden in der Zusammenarbeit. Die Gäste erinnerten aber auch daran, dass Kommentatoren von außerhalb wohl nie zufrieden seien. Letztlich kam die Debatte auch immer wieder darauf zurück: Belastungen und Zumutungen müssen ehrlicher benannt werden und die Frage, wo verplantes Geld herkommen soll, muss beantwortet werden.
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