Marie-Agnes Strack-Zimmermann will sich bei Olaf Scholz nicht entschuldigen. Bei "Markus Lanz" verteidigte die FDP-Politikerin ihre Rhetorik und unterstellte dem Kanzler in der Taurus-Frage Wahlkampf-Kalkül.
Mit Slogans wie "Oma Courage" und "Eurofighterin" sorgte
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Im deutschen Bundestag gilt Marie-Agnes Strack-Zimmermann als eine der größten Unterstützerinnen der Ukraine und stellt häufig die Forderung nach mehr Waffenlieferungen. Mit ihrer Europawahlkampagne löste die FDP-Politikerin jedoch bei einigen ein ungutes Gefühl aus, den darin bezeichnete sie sich als "Oma Courage", was für viele eine Anlehnung an "Mutter Courage" war - eine von Bertolt Brecht erfundene Kriegsbefürworterin.
Markus Lanz analysierte aus diesem Grund die Europawahlplakate und die teils provokante Sprache von Strack-Zimmermann. Außerdem blickte er auf die Fußball-EM und die anhaltende Euphorie im Land.
Das sind die Gäste
- Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Politikerin: "Mit der EM ist endlich wieder gute Stimmung im Land."
- Fredi Bobic, Ex-Profi und Fußball-Funktionär: "Genau genommen bin ich der letzte deutsche Europameister."
- Kerstin Münstermann, Journalistin: "Ein Fußballspiel bringt immer das, was Politik auch hat: Leidenschaft, Macht, Angst, Existenzangst und Euphorie."
- Lucas Vogelsang, Sportjournalist: "Die EM ist ein buntes Fest der Völker."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Markus Lanz bezeichnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann am Mittwoch zunächst als "eine der streitbarsten Frauen in der deutschen Politik". Die FDP-Europaabgeordnete zeigte sich jedoch zunächst versöhnlich und schwärmte von der Fußball-Euphorie im Land: "Ich finde, das tut der Seele dieses Volkes gut, dieses Europas gut, dass man einfach sich mal konzentriert auf das Wichtigste, und Fußball ist ja wichtig."
In dem Zusammenhang ergänzte Ex-Europameister Fredi Bobic stolz: "Das macht so eine Freude, dass man einfach Menschen wieder sieht, die unterschiedlicher Kultur sind, unterschiedlicher Hautfarbe sind, andere Trikots anhaben, miteinander friedlich ein Fußballfest feiern." Strack-Zimmermann nickte, fügte jedoch hinzu, dass sie am Ende "natürlich" hoffe, "dass Deutschland Europameister wird". Diesen Optimismus teilte Bobic mit den Worten: "Die Chance von Deutschland ist sehr groß. Die ist da. Trotzdem, jetzt geht's erst richtig los. (...) Jetzt kommt die K.o.-Phase."
Grund genug für Lanz, den möglichen Tribünen-Auftritt von
Fredi Bobic stimmte zu: "Er kann's nicht so zeigen wie andere. (...) Er kommt halt dröge rüber, das muss man so sagen." Dennoch sah Lucas Vogelsang in der EM eine Chance für den deutschen Kanzler: "Es kann natürlich für Olaf Scholz nichts Besseres passieren, als nach dieser Europawahl eine Europameisterschaft zu haben, wo ein Fest der Völker stattfindet."
Das ist das Rede-Duell des Abends
Markus Lanz sprach mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann auch über ihren Europawahlkampf mit Plakatsprüchen wie "Oma Courage". Die FDP-Politikerin reagierte jedoch sofort genervt und sagte: "Ich wusste, dass das jetzt kommt." Als Lanz daraufhin einen Vergleich zu "Mutter Courage" zog, einer von Bertolt Brecht erfundenen Figur, die versucht, mit Krieg ihr Geschäft zu machen, wetterte Strack-Zimmermann weiter, dass sie es "weit hergeholt" finde, "dass man das in einem Kontext interpretiert".
Lanz konterte: "Warum weit hergeholt? Das finde ich jetzt nicht. Also ich finde, die Assoziation kann man schon haben." Strack-Zimmermann schüttelte mit dem Kopf: "Nein, ich bin eine Großmutter. Ich bin streitbar, und genau darum ging es." Laut der Politikerin müsse man im Wahlkampf "auch eine Diskussion auslösen", aber laut Strack-Zimmermann sei "Mutter Courage (...) überhaupt kein Thema" gewesen. Die Europaabgeordnete ergänzte wütend: "Wir sollten im Wahlkampf, wenn man polarisiert, wenn man Worte zusammensetzt, die Kirche im Dorf lassen oder den Wahlkampfbus zu Hause!"
Während sich Marie-Agnes Strack-Zimmermann über den Vorwurf, "mit Kriegsrhetorik" zu spielen, echauffierte, sagte Journalistin Kerstin Münstermann: "Aber dann lässt man es doch!" Strack-Zimmermann konterte: "Warum lässt man es?!" Münstermann antwortete deutlich, dass das Wortspiel "Oma Courage" nicht hätte sein müssen, denn: "Sie können mit so vielen Dingen werben, weil Sie ja wirklich auch viel mitbringen." Ein Argument, das die Politikerin nicht akzeptierte: "Ich kann mir doch nicht von außen oder von Journalisten sagen lassen, mit was ich in einen Wahlkampf gehe!"
Markus Lanz legte daraufhin den Fokus auf den harschen Umgang von Strack-Zimmermann mit Olaf Scholz. Den Kanzler hatte sie unter anderem als "verantwortungslos" bezeichnet und ihm "autistische Züge" unterstellt. Die FDP-Politikerin gab zwar zu, dass sie eine "sehr harte verbale Auseinandersetzung mit dem Kanzler" habe, sie sich aber bei Scholz nie entschuldigen würde, "weil ich Dinge sage und schon bei klaren Gedanken bin, wenn ich was sage".
Daraufhin erklärte die Politikerin, warum sie die "endlose Taurus-Diskussion" von Olaf Scholz für verantwortungslos hält: "Es geht hier um Leben und Tod in der Ukraine." Als Lanz mit "Das weiß er ja auch" antwortete, konterte Strack-Zimmermann: "Ich unterstelle ihm, (...) dass er keinen wirklichen Grund hat. Sondern, dass er letztendlich glaubt, dass, wenn er an der Stelle zurückhaltend ist, ihm das sozusagen zugute kommt."
Lanz hakte fassungslos nach: "Sie unterstellen ihm, er macht das aus politischem Kalkül?" Strack-Zimmermann antwortete knapp: "Na ja, er hat sich geriert als Friedens-Kanzler." Als Lanz erneut wissen wollte, ob sie Scholz "politisches Kalkül" vorwerfe, sagte die Politikerin, er handle in der Taurus-Debatte "aus dem Kalkül heraus, dass er der Annahme ist, dass eine Mehrheit der Deutschen es nicht will". Eine Aussage, die Kerstin Münstermann sprachlos machte: "Das halte ich schon für einen wahnsinnig harten Vorwurf!"
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Markus Lanz ging am Mittwochabend vor allem mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann ins Gericht und kritisierte sie für ihre harte Wortwahl in Bezug auf Bundeskanzler Olaf Scholz. Die FDP-Frau blieb jedoch standhaft und kritisierte umgekehrt Bundeskanzler Scholz dafür, dass er seine Entscheidungen nie öffentlich erkläre.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Bei "Markus Lanz" sorgte vor allem die Taurus-Debatte für erhitzte Gemüter. Marie-Agnes Strack-Zimmermann redete sich mit Blick auf Olaf Scholz in Rage und sagte, es gebe keine validen Gründe, auf Taurus-Lieferungen an die Ukraine zu verzichten. Strack-Zimmermann wetterte weiter, dass die Lage in der Ukraine heute eine andere wäre, "wenn er vor einem Jahr grünes Licht gegeben hätte, strategische Punkte zerstören zu lassen".
Eine Behauptung, die Kerstin Münstermann als "schwierig" empfand. Doch Strack-Zimmermann blieb bei ihrer Meinung und stellte klar: "Es geht um das Überleben eines Landes in Europa. Wenn die Ukraine diesen Krieg verliert, dann werden Georgien, Moldavien und letztlich auch die baltischen Staaten dran sein." © 1&1 Mail & Media/teleschau
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