Ereignisreicher Abend bei "Hart aber Fair" am Montagabend: Während Grünen-Politiker Audretsch und CDU-Abgeordneter Amthor in Sachen AfD aneinandergerieten, hatte SPD-Mann Wolfgang Schmidt einen dringenden Rat für Wahlsieger Friedrich Merz parat. Richtig still im Studio wurde es dann, als eine Bürgermeisterin aus Thüringen zu Wort kam.
Das Thema der Runde
Bei "Hart aber Fair" ging es am Montagabend um die Lage im Land nach der Wahl. Kommt es definitiv zu schwarz-rot und was würde eine Große Koalition bringen? Bedeutend war auch die Frage nach dem künftigen Umgang mit der AfD.
Die Gäste
Philipp Amthor (CDU): Der 32-Jährige ist Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Er sagte: "Wir können nicht sagen: 'Hätten wir das Thema Migration mal besser ignoriert'. Das ist ein merkwürdiges Demokratieverständnis." Die realen Probleme würden bestimmen, worüber diskutiert wird.Wolfgang Schmidt (SPD): Schmidt ist Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts. Er meinte: "Was jetzt gebraucht wird, ist die Fähigkeit zum Kompromiss." Und: "Ich sag mal vorsichtig als Rat: An dieser Fähigkeit sollte Merz noch arbeiten."- Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP): Die FDP-Politikerin ist Präsidiumsmitglied in ihrer Partei und gilt als Expertin für Verteidigungspolitik. Sie räumte ein: "Wir haben jetzt vier Jahre vor uns, die wirklich knallhart sind."
- Gilda Sahebi: Die deutsch-iranische Journalistin schreibt vor allem über die Situation im Nahen Osten sowie über Menschenrechte und Frauenpolitik. Sie kommentierte: "Die letzten Wochen Wahlkampf waren für mich Politiktheater." Es sei viel zu wenig um Inhalte gegangen.
- Andreas Audretsch (Grüne): Der Bundestagsabgeordnete ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Wahlkampfleiter der Grünen. "Wir sind nicht so abgestraft worden wie FDP und SPD, aber auch wir sind nicht zufrieden mit dem Ergebnis – wir hätten gerne mehr gehabt."
Das Wortgefecht
Es ging um die AfD, als Audretsch beklagte: "Die AfD wird in der Debatte immer weiter normalisiert." Deshalb müsse man weiterhin vor ihr warnen. "Dass
"Das hat bei mir wirklich Vertrauen zerstört", gab er zu. Die CDU müsse für die Zukunft ausschließen, dass das noch einmal passiere.
Amthor dementierte: "Wir brauchen keinen antifaschistischen Nachhilfeunterricht von Rot-Grün." Man habe versucht, der CDU ein braunes Mäntelchen umzulegen und sie im Wahlkampf in eine Ecke zu stellen. "Das hat der politischen Mitte schweren Schaden zugefügt." Die Union habe ihre Haltung in der Sache nicht geändert.
Die Offenbarung des Abends
Gegen Mitte der Sendung kam aus dem Publikum die parteilose Bürgermeisterin Liane Bach aus Dillstädt (Thüringen) zu Wort. Dort hatte die AfD überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. "Ich würde der Politik raten, dass sie mit der AfD zusammenarbeitet. Wenn man etwas ignoriert, wird es nur noch schlimmer. Sie sind demokratisch gewählt, bekommen ihr Geld vom deutschen Steuerzahler und sollen in den Entscheidungen mit einbezogen werden", sagte sie. Das Argument, dass die AfD in Teilen rechtsextrem ist, könne bei ihr "keiner mehr hören". Betretenes Schweigen im Publikum.
Die Reaktionen
In den sozialen Netzwerken blieb es nach Liane Bachs Statement nicht ruhig. Von Ex-AfD-Politiker Georg Pazderski bekam sie beispielsweise Zuspruch:
Der Erkenntnisgewinn
Eine Frage muss die Union dringend beantworten: Wann genau erachtet sie das "Migrationsproblem" als gelöst? Gleichzeitig hielt die Runde für alle Parteien gleichermaßen fest, in Zukunft mehr auf Inhalte statt auf Personen zu setzen. Als Amthor über die "Brandmauer" sprach, differenzierte er: Zu den AfD-Wählern dürfe es eine solche nicht geben – zu den Funktionären hingegen schon.