Die "Letzte Generation" greift mitunter zu drastischen Mitteln, um auf die Klimakrise hinzuweisen. Bei "Markus Lanz" äußerte sich nun "Fridays for Future"-Aktivistin Luisa Neubauer überraschend verständnisvoll zu den Aktionen der Klimakleber und machte gleichzeitig der Union schwere Vorwürfe, die Stimmung im Land anzuheizen.
Die "Letzte Generation" ist ein rotes Tuch für die Union. CSU-Landesgruppenchef
Mit ihren scharfen Verbalattacken gegen die "Letzte Generation" würden die Politiker jedoch ein "Riesenproblem" erzeugen, glaubt "Fridays For Future"-Aktivistin
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Die geplante deutsche Energiewende und die weltweite Klimakrise setzten der Gesellschaft zu. Während sich die Ampelkoalition weiterhin wegen des geplanten Heizgesetzes streitet, sorgen immer mehr Klimakleber der "Letzten Generation" für gewaltvolle Auseinandersetzungen auf offener Straße. Auch bei "Markus Lanz" wurde es am Donnerstagabend hitzig, als sich Klimaaktivistin Luisa Neubauer zu den Aktionen der "Letzten Generation" äußerte und gleichzeitig in der Debatte mit
Das sind die Gäste
- Thorsten Frei, Politiker und Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion: "Ich habe grundsätzlich nichts gegen zugespitzte Äußerungen."
- Hajo Schumacher, Publizist, über die "Letzte Generation": "Es geht nicht mehr um Klima. Es geht einfach nur um: 'Wir wollen nerven.'"
- Luisa Neubauer, Klimaaktivistin: "Die Politik könnte den Druck der Klimabewegung nutzen, die Klimaziele einzuhalten."
- Liv von Boetticher, RTL-Investigativ-Journalistin: "Bei der 'Letzten Generation' wird gezielt die blutige Hand in Kauf genommen, weil das die Spendengelder generiert."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Zu Beginn der Sendung wollte Markus Lanz von Thorsten Frei, dem Ersten Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, wissen, ob es heutzutage besser funktioniere, sich über
Der Politiker wollte darauf jedoch nicht genau eingehen und antwortete nüchtern: "Wir regen uns nicht über Habeck auf, sondern wir regen uns über seine Politik auf." Er erklärte weiter: "Die Bundesregierung macht Vorschläge darüber, wie man die Ziele des Klimaschutzgesetzes erreichen kann. Und wir sind der Auffassung, dass sie keine guten Vorschläge macht."
Laut Frei gebe es im Gebäudeenergiegesetz einige Punkte, auf die man sich stürzen könne. Lanz ließ jedoch nicht locker und lenkte den Fokus auf Klimaprotestler der "Letzten Generation". Dazu sagte Thorsten Frei: "Bei den Klimaklebern haben wir es mit einem anderen Problem zu tun." Er nannte die Aktivisten "Straftäter, die eine ganze Reihe von Straftaten verüben" würden. Laut dem Politiker gehe es dabei um Sachbeschädigung, Nötigung, Sabotage und um einen "gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr".
Markus Lanz hakte daraufhin interessiert nach und wollte von Frei wissen, ob es ihm gefalle, dass seine Unions-Kollegen mit Blick auf die "Letzte Generation" Begriffe wie "Klima-RAF" nutzen. Statt Ausreden zu suchen, antwortete der Politiker prompt: "Ich habe grundsätzlich nichts gegen zugespitzte Äußerungen."
Gleichzeitig stellte er jedoch klar: "Energie-Stasi würde ich nicht sagen." Er ergänzte jedoch, dass "die Botschaft", die mit den Begriffen gesendet werde, zutreffend sei - "nämlich die zunehmende Radikalisierung" der "Letzten Generation". Lanz reagierte fassungslos und kommentierte mit ernstem Blick: "Wenn Sie so ein Ding rauswerfen, das verfängt dann ja auch." Als Thorsten Frei mit den Worten "Ja, aber wo ist das Problem?" konterte, entgegnete Lanz genervt: "Verharmlosung ist das Problem!"
Der ZDF-Moderator wurde deshalb direkter und vermutete, dass hinter der fehlenden Distanzierung ein Plan stecke, Wähler von der AfD abzuwerben. Statt sich dagegen zu wehren, gab der Politiker offen zu, dass man "in der Demokratie immer auch einen Seitenblick auf andere haben" sollte. Es besorge ihn demnach, "dass die AfD Umfragewerte" habe, "die höher sind als von Linke, von FDP, höher als von Grünen und nahe bei der SPD."
Das ist das Rede-Duell des Abends
Beim Thema Radikalisierung wurde auch Klimaaktivistin Luisa Neubauer hellhörig, die bei "Markus Lanz" ihrem Ärger Luft machte: "Jedes Jahr wächst die Lücke von dem, was wir politisch machen müssen, und dem, was politisch gemacht wird. Jedes Jahr wird es unwahrscheinlicher, dass wir die gefährlichen Kipppunkte im Klimasystem noch verhindern. Das ist dort, wo wir die große Radikalisierung erleben."
Als Markus Lanz die Klimaaktivistin zum wiederholten Male nach ihrer Meinung zu den Klimaklebern fragte, stellte sie zwar klar, dass sie sich nicht selbst auf die Straße kleben und "auch nicht mit Tomatensuppe in ein Museum gehen" würde, das alles aber "ein gewaltfreier Protest" sei. Eine Aussage, die bei allen übrigen Gästen für Fassungslosigkeit sorgte. Hajo Schumacher konterte nüchtern: "Definiere Gewalt."
Neubauer warnte mit Blick auf die großangelegte Razzia gegen die "Letzte Generation", bei der Polizei und Staatsanwaltschaft am 24. Mai insgesamt 15 Objekte in sieben Bundesländern durchsuchte, vor einem derart brachialen und pauschalen politischen Vorgehen, das "vor allem Misstrauen" in der Gesellschaft schüre. "Das sorgt dafür, dass die Stimmung aufgeheizt wird, dass ich mit Personenschutz Vorträge halten muss", so Neubauer.
Die übrigen Talk-Gäste sahen den Auslöser für eine aufgeheizte Gesellschaft vielmehr in den teils drastischen Aktionen der "Letzten Generation". Journalistin Liv von Boetticher, die für eine Undercover-Reportage bei einem Seminar der "Letzten Generation" dabei war, erklärte: "Da wird gezielt die blutige Hand am Ende in Kauf genommen, weil das (...) die Spendengelder generiert."
Laut Neubauer sei dies dennoch "kein Freifahrtschein", die "Letzte Generation" mit der RAF und den Taliban gleichzustellen und die Gesellschaft somit "aufzuheizen": "Was ich verurteile, ist, dass man politisch kalkuliert ein gesellschaftliches Klima aufheizt mit völlig unangemessenen Vergleichen."
Ein Argument, das Liv von Boetticher nicht gelten lassen wollte: "Aber das tut ja die 'Letzte Generation' auch!" Thorsten Frei ergänzte erbost: "Und sie erklärt Illegales für legitim!" Publizist Hajo Schumacher stimmte zu und wetterte weiter, dass Klimakleber die Gesellschaft auch nicht zusammenhalten würden: "Es geht nicht mehr um Klima. Es geht einfach nur um: Wir wollen nerven." Schumacher weiter: "Ich habe das Problem, zu verstehen, was die Botschaft, was das Ziel ist."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Markus Lanz schaffte es am Donnerstagabend, trotz der aufgeheizten Stimmung in der Runde einen roten Faden durch die Sendung laufen zu lassen. Zunächst knöpfte er sich den Unions-Politiker Thorsten Frei vor und versuchte, ihm mit kritischen Nachfragen steile Thesen zu entlocken. Auch Klimaaktivistin Luisa Neubauer musste sich einige provokante Fragen des ZDF-Moderators gefallen lassen, sodass sie am Ende der Sendung einen fehlenden Debattenschwerpunkt zur Politik und den nötigen Maßnahmen bemängelte.
Dabei ging Neubauer die CDU und die Einstellung zum geplanten Gebäudeenergiegesetz direkt an: "Ihre Antwort von Ihrer Partei war eine unerträgliche monatelange Kampagne, die dieses ganze Thema behandelt hat, als würde Robert Habeck in unsere Keller einbrechen, die Heizung rausmontieren und nebenbei die Würde der Menschen missachten."
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Nicht nur die Debatten rund um das Heizungsgesetz, sondern auch die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" erhitzen die Gemüter der Deutschen. Bei "Markus Lanz" wurde am Donnerstagabend deutlich, wie weit die Meinungen auseinanderliegen, als Luisa Neubauer sich zwar grundsätzlich von den Klimaklebern distanzierte, die teils drastischen Aktionen jedoch gleichzeitig als "legitimen" und "gewaltfreien Protest" betitelte. Eine Aussage, die nicht nur bei dem ZDF-Moderator, sondern auch bei den übrigen Gästen für ein erstauntes Raunen sorgte.
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