Acht Jahre und einen Tag nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz ereignet sich ein ähnlicher Vorfall in Magdeburg. Der Täter handelte wohl allein. Er wird direkt nach der Tat festgenommen.
Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. Die Behörden gehen von einem Anschlag aus. Der Täter wurde laut Polizei festgenommen.
Laut Sachsen-Anhalts Ministerpräsident
Der Verdächtige war nach Informationen aus Sicherheitskreisen bislang nicht als Islamist bekannt. Laut Landesinnenministerin Tamara Zieschang hat der Mann einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Nach Aussage von Haseloff handelte es sich bei dem Auto um einen Leihwagen mit Münchner Kennzeichen.
Zum Motiv konnte die Polizei am späten Freitagabend keine Angaben machen. Das Geschehen könne "noch nicht abschließend klassifiziert" werden, teilte die Polizei mit. "Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht", sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage der dpa.
Was wir wissen:
- Ein Auto fährt am frühen Abend auf dem Weihnachtsmarkt in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt in die Menschenmenge.
- Der Fahrer wurde festgenommen.
- Stadtsprecher Michael Reif sagte, es sei nach erstem Stand "ein Anschlag".
- Mindestens zwei Menschen sind bei der Tat gestorben, darunter ein Kleinkind.
- Laut der Leitstelle des Rettungsdienstes gibt es "60 bis 80 Verletzte". Bürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz sprach von mehr als 50 Verletzten.
- Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff geht von einem Einzeltäter aus.
- Der Täter stammt aus Saudi-Arabien und war bislang nicht als Islamist bekannt.
- Die Polizei spricht von umfangreichen Einsatzmaßnahmen.
Der Weihnachtsmarkt ist geschlossen.
Was wir nicht wissen:
- Wie viele Tote es genau sind, ist noch nicht klar - in einigen Medienberichten ist von elf Toten die Rede, diese Zahl ist jedoch noch nicht bestätigt.
- Auch die genaue Zahl von Verletzten ist noch unklar.
- Der Name des Täters ist noch nicht bekannt gegeben worden.
- Der Hintergrund des Vorfalls oder das Motiv des Täters sind noch unklar.
Mindestens zwei Tote, darunter ein Kleinkind
Laut Haseloff sind bei dem Anschlag mindestens zwei Personen gestorben, ein Erwachsener und ein Kleinkind. Haseloff zufolge wurden mindestens 60 Menschen verletzt. "Und wir können derzeit nicht ausschließen, weil es sich auch um Schwerverletzte handelt, dass wir noch weitere Menschenleben zu beklagen haben könnten."
Die "Magdeburger Volksstimme" berichtete sogar von elf Toten. Die Polizei hat diese Informationen allerdings noch nicht bestätigt.
Der Stadtsprecher von Magdeburg sprach von "zahlreichen Verletzten". "Die Bilder sind schrecklich. Nach meinem Kenntnisstand ist ein Pkw in die Weihnachtsmarktbesucherinnen und -besucher gefahren - aber aus welcher Richtung und wie weit kann ich noch nicht sagen", sagte Michael Reif.
Nach Angaben der Stadt gibt es 15 Schwerstverletzte, 37 mittelschwer Verletzte und 16 Leichtverletzte. Im Einsatz seien etwa 100 Feuerwehr- und 50 Rettungskräfte.
Haseloff kündigt Besuch von Scholz an
"Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland", sagte Haseloff. Gerade im Zusammenhang mit Weihnachten sei dies "eines der schlimmsten Dinge, die man sich nur vorstellen kann".
Der Täter wird dem Regierungschef zufolge derzeit von der Polizei verhört. Er arbeitet demnach als Arzt bei einem Unternehmen. Er habe angesichts der Schwere des Anschlags auch Signale, dass der Generalbundesanwalt tätig werden könnte, sagte Haseloff.
Der CDU-Politiker kündigte an, dass Bundeskanzler
Der Weihnachtsmarkt wurde nach der Tat geschlossen, auch der Straßenbahnverkehr wurde eingestellt. Auf der Plattform X wurden am Abend Videos geteilt, in denen zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu sehen waren.
Der Vorfall weckt Erinnerungen an den Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz vor acht Jahren. Am Donnerstag jährte sich die Tat in Berlin zum achten Mal. Am 19. Dezember 2016 steuerte der Islamist Anis Amri einen gekaperten Sattelschlepper auf den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Er tötete zwölf Menschen und verletzte Dutzende.
Innenministerin sagt Unterstützung des Bundes zu
Bundesinnenministerin
Sie stehe mit den Sicherheitsbehörden des Bundes hierzu in engem Austausch, sagte Faeser weiter. Das Bundeskriminalamt unterstütze die Ermittlungen der Behörden in Sachsen-Anhalt bereits.
"Die erschütternde Tat in Magdeburg wenige Tage vor Weihnachten trifft uns ins Herz", sagte Faeser. "Wir bangen weiter um das Leben der Schwerverletzten und trauern um die Menschen, die durch diese furchtbare Tat aus dem Leben gerissen wurden."
Die Innenministerin kündigte an, sie werde am Samstag gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Magdeburg kommen, "um unser tiefes Mitgefühl auszudrücken und den Einsatzkräften zu danken".
Polizei Magdeburg richtet Bürgertelefon ein – Uniklinik bereitet sich auf Verletzte vor
Die Polizei Magdeburg hat unterdessen ein Bürgertelefon für betroffene Angehörige eingerichtet. Es ist unter der Rufnummer 0391 – 546 1690 zu erreichen.
Zudem bittet die Polizei die Bevölkerung um Hinweise, Fotos und Videos rund um den tödlichen Anschlag. Zeuginnen und Zeugen können diese direkt im Hinweisportal der Polizei Sachsen-Anhalt hochladen, wie die Polizeiinspektion Magdeburg informiert.
Die Uniklinik Magdeburg bereitete sich unterdessen auf viele Verletzte vor. Die ersten zehn bis 20 Patienten würden aktuell versorgt, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Man stelle sich jedoch auf deutlich mehr Verletzte ein. "Wir rüsten gerade auf", sagte der Sprecher der Uniklinik. "Intensivbetten stehen bereit."
Die Uniklinik steht mit anderen Krankenhäusern aus Sachsen-Anhalt in Kontakt, um sich bei der Versorgung der Verletzten abzustimmen. Außerdem wurde im Haus 8 ein psychologischer Dienst für Angehörige eingerichtet.
Am Samstagabend um 19:00 Uhr soll es im Dom der Stadt eine Gedenkstunde geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris am Abend unter Tränen vor Journalisten. "Wir werden eine lange Zeit zum Trauern brauchen", sagte sie sichtlich fassungslos. "Wir werden das alles umfassend aufarbeiten."
Steinmeier: "Vorfreude auf friedliches Weihnachtsfest jäh unterbrochen"
Viele Politikerinnen und Politiker äußerten am Freitagabend ihre Bestürzung. "Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen", schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf Facebook. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Ich danke allen Rettungskräften für ihren Einsatz."
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich betroffen. "Die Meldungen aus Magdeburg lassen Schlimmes erahnen", schrieb Scholz am Freitagabend im Online-Dienst X. Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen, sein Dank gelte "den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden".
Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz schrieb auf X: "Das sind sehr bedrückende Nachrichten aus Magdeburg. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Ich danke allen Einsatzkräften, die sich vor Ort um die Verletzten kümmern. (dpa/bearbeitet von jst und ank)
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