Zwölf Jahre und drei Wahlkämpfe konnte kein SPD-Politiker der ewigen Kanzlerin Angela Merkel das Wasser reichen. Dann kam Martin Schulz - und überraschte mit starken Umfragewerten. Doch vorbeiziehen kann auch er an Merkel bislang nicht. Mittlerweile deutet sich sogar ein Abflauen des Schulz-Effektes an. Das Wochenende wird es zeigen.

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Am Sonntag sind Wahlen im Saarland - und der Bundestagswahlkampf strahlt auch in das kleinste Bundesland Deutschlands aus.

Im Saarland sah es lange nach einem klaren Sieg der amtierenden Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer von der CDU aus.

... und dann kam Martin Schulz

Doch mit der Ausrufung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten der SPD wendete sich das Blatt - und wandelten sich die Ergebnisse der Umfragen.

Aktuell sehen diese ein denkbar knappes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kramp-Karrenbauer und Anke Rehlinger von der SPD.

Sukzessive legten die Sozialdemokraten zu, mal um sieben, mal um acht, dann sogar um neun Prozentpunkte. Die SPD kommt mittlerweile auf bis zu 34 Prozent.

Rot-rote Koalition im Saarland eine Option

Die CDU liegt zwar mit 35 bis 37 Prozent weiterhin vorne. Dennoch bahnt sich ein Machtwechsel an. Denn die Linke landet in den Umfragen bei 12 bis 13 Prozent.

Und weil die AfD wohl mit 7 Prozent in den Landtag einziehen dürfte - im Gegensatz zu Grünen und FDP - stünde einer rot-roten-Koalition rechnerisch nichts mehr im Weg.

Einer der Gründe für die SPD-Aufholjagd ist Martin Schulz. Ein "paar Prozentpunkte" zusätzlich werde die Saar-SPD mit dem "Schulz-Hype" wohl holen, meint der Parteienforscher Uwe Jun von der Universität Trier zur Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Es dürften genau die Prozentpunkte sein, die eine linke Landesregierung möglich machen könnten.

Für Jun wird die dann kommen. "Da wird der Druck aus der Partei groß sein: Es dürfte Rehlinger dann schwerfallen, das Amt der Ministerpräsidentin auszuschlagen", sagt der Politikwissenschaftler.

Nur ein kurzer Schulz-Hype - oder mehr?

Das Saarland mit weniger als einer Million Einwohner ist zwar nicht das Land, das einen bundesweiten Trend auslöst. Dennoch - gewinnt die SPD hier, hat der Schulz-Hype das erste Mal einen wirklichen Effekt erzielt.

Denn bislang ist außer guten Umfrageergebnissen nichts passiert. Und an Merkel in der Direktwahlfrage überzeugend vorbeiziehen, konnte der SPD-Kanzlerkandidat bisher auch nicht.

Es sieht vielmehr so aus, als würde der Schulz-Effekt langsam abflauen und mit ihm die SPD bei knapp über 30 Prozent stagnieren - und damit hinter der CDU.

Das legt zumindest der von Forsa durchgeführte aktuelle Stern-RTL-Wahltrend nahe. Demzufolge fällt die SPD um einen Prozentpunkt auf 31, die Union legt um einen Punkt auf 34 zu.

Wenn der Regierungschef direkt gewählt werden würde, würden sich nur noch 33 Prozent für Schulz entscheiden. Kanzlerin Angela Merkel könnte mit 41 Prozent rechnen. Vor zwei Wochen war Schulz mit 37 Prozent nur einen Prozentpunkt hinter Merkel.

Ein ähnliches Kräfteverhältnis legt eine Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag" nahe. Merkel käme demnach auf 46, Schulz auf 38 Prozent. Anfang Februar hatte Schulz noch vorne gelegen.

Beide Umfragen wurden vergangene Woche durchgeführt, und somit vor dem 100-Prozent-Nominierungsparteitag, mit dem Schulz am Wochenende große mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

Ein möglicher Effekt durch die offizielle Schulz-Nominierung wurde in den jüngsten Umfragen also noch nicht berücksichtigt. Das bedeutet, dass sich am Sonntag zeigen dürfte, wie nachhaltig der Schulz-Hype wirklich ist.

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