- FDP und Grüne haben sich oft in der Vergangenheit heftig attackiert.
- Die gemeinsame Aussicht aufs Regieren ändert nun den Blickwinkel - von Respekt und Vertrauen ist plötzlich die Rede.
- Haarig wird es erst, wenn es um die Inhalte geht.
Nach den ersten Vorgesprächen mit der FDP zur Regierungsbildung für Deutschland zeigen sich führende Grünen-Politiker zuversichtlich, Differenzen zwischen beiden Seiten überbrücken zu können. Grünen-Fraktionschefin
Führende Mitglieder von Grünen und FDP hatten sich am Dienstag getroffen, ein weiteres Treffen in größerer Runde ist für Freitag anberaumt. Geplant sind auch separate Gespräche mit SPD und Union.
Für eine Koalition kommt es auf beide Parteien an
Für die beiden wahrscheinlichsten Machtoptionen nach der Bundestagswahl kommt es auf Grüne und FDP an, weshalb sich beide Parteien auf Vorgespräche verständigten. Ein erstes Treffen am Dienstagabend machte das grüngelbe Quartett aus den Parteichefs Robert Habeck und Annalena Baerbock sowie FDP-Chef Christian Lindner und Generalsekretär Volker Wissing via Instagram publik.
SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz, dessen Partei am Sonntag mit 25,7 Prozent die meisten Stimmen bekam, will mit Grünen und FDP eine sogenannte Ampel-Koalition schmieden. Unionskanzlerkandidat und CDU-Chef
Göring-Eckardt: Lage hat sich im Vergleich zu vor vier Jahren geändert
Göring-Eckardt lobte das persönliche Verhältnis zwischen Grünen und FDP. "Vor vier Jahren, als die Jamaika-Verhandlungen gescheitert sind, hatten wir mit der FDP nicht gerade ein Vertrauensverhältnis. Das hat sich seither aber geändert - weil beide Seiten es wollten", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Abgeordnete hätten miteinander geredet, es habe gemeinsame Gesetzentwürfe gegeben, man habe persönliche Vertrauensverhältnisse aufgebaut.
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Auch Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer schlug versöhnliche Töne in Richtung FDP an. In der "Welt" verwies der Verkehrsexperte darauf, dass auch die FDP mehr Klimaschutz im Verkehr wolle.
"Wenn uns jemand sinnvollere Maßnahmen als unsere vorschlägt, sind die Grünen die letzten, die sich verweigern", sagte Krischer. Die Grünen sprächen auch nicht bewusst nicht von Aus für Verbrenner-Autos, sondern davon, dass ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos neu zugelassen werden sollen. "Wir können gerne bei den Symbolbegriffen abrüsten", sagte Krischer.
Trittin: "Die FDP hat dazugelernt"
Der frühere Grünen-Fraktionschef und Bundesumweltminister Jürgen Trittin ging ebenfalls auf die Liberalen zu. "Die FDP hat dazugelernt", sagte Trittin den Partnerzeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft .
"Zum zweiten glaube ich, dass die FDP tatsächlich den Schritt in die Regierung machen möchte. Insofern sprechen wir auf einer anderen Grundlage miteinander", sagte Trittin. "Die FDP will keinen Stillstand der Gesellschaft mehr. Sie lehnt auch die Methode der Politik ab, sich erst dann zu bewegen, wenn nichts Anderes mehr geht", hob Trittin hervor.
Die ehemalige Grünen-Chefin Claudia Roth sagte in der ARD-Sendung "Maischberger": "Man muss sich nicht lieben, aber man muss respektvoll miteinander umgehen." Ähnlich äußerte sich FDP-Bundesvorstandsmitglied Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Es gehe darum, Vertrauen aufzubauen.
Einzig die Grüne Jugend warnt
Die Grüne Jugend warnt allerdings vor zu viel Vertrauen in den Markt. "Hinter dem frischen Image der FDP steckt aber leider bisher nur die alte Leier der wundersamen Kräfte des Marktes", sagte der Bundessprecher der Grünen Jugend, Georg Kurz, der Deutschen Presse-Agentur. "Die Klimakrise den Profitlogiken und Wachstumszwängen zu überlassen, die uns in diese Krise erst geführt haben, ist keine Option", betonte Kurz.
Der FDP-Haushaltsexperte Otto Fricke lehnte eine Präferenz für ein Ampel- oder Jamaika-Bündnis ab. "Die beiden Optionen sind weiter gleichrangig", sagte Fricke der "Passauer Neuen Presse". Es sei es "fair und vernünftig", dass die beiden kleineren, potenziellen Koalitionspartner sich besprechen, ehe sie mit den bisher Regierenden in Gespräche eintreten.
Mit Blick auf die künftige Regierung warnte Fricke davor, dass "beim Schuldenmachen leicht ein Gewöhnungseffekt entsteht". In der Corona-Krise sei Ausgabendisziplin schwieriger geworden. "Die Haushälterfrage für die Zukunft wird lauten: Auf was kann ich, auf was sollte ich und auf was muss ich verzichten", sagte Fricke.
Der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans sprach sich für zügige Gespräche mit Grünen und FDP aus. "Wir als SPD wollen nichts überstürzen, aber auch nicht unnötig Zeit verlieren", sagte Walter-Borjans der "Augsburger Allgemeinen". "Dass sich die potenziellen Partner untereinander austauschen wollen, ist zu respektieren", fügte er hinzu. Klar sei dabei aber, dass der Auftrag zur Regierungsbildung bei der SPD liege. (dpa/ank)
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