• Niedersachsen hat gewählt. Die letzte GroKo ist abgewählt. Stattdessen kommt nun Rot-Grün.
  • Doch wie genau waren die Wählerwanderungen bei dieser Wahl? Welche Bewegungen machten Rot-Grün erst möglich?
  • Und warum ist der Verlust der CDU für die Partei so dramatisch?
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Freckmann sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die SPD ist die Wahlgewinnerin, obwohl sie im Vergleich zur Wahl 2017 einige Prozente abgeben musste. Die größten Verluste von 55.000 Stimmen gehen von der SPD zu den Grünen, wie aus der Wahlanalyse von Infratest Dimap hervorgeht. Dies dürfte für die SPD aber nur halb so schmerzlich sein, denn letztlich bleiben die Stimmen im eigenen Lager.

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Doch ein anderer Aspekt wird der SPD zukünftig mehr Kopfzerbrechen bescheren. Es ist ein Umstand, der auch bei vergangenen Landtagswahlen zu beobachten war: Unter den Jungwählern hat die SPD elf Prozent verloren. Besonders bei diesen jungen Wählern sind die Verluste an die Grünen besonders hoch gewesen.

Auch an die Nichtwähler hat die SPD einige Stimmen verloren. 35.000 Wähler, die beim letzten Mal SPD gewählt haben, sind bei dieser Wahl zu Hause geblieben. Somit hatte auch die SPD in Teilen Mobilisierungsprobleme. Ein Aspekt, der durch ihren Gesamterfolg etwas überdeckt worden ist.

Letztlich profitierte die SPD von einem entscheidenden Vorteil: "Unter den älteren Wählern und insbesondere älteren Wählerinnen hat der Ministerpräsident Stephan Weil seine größte Zugkraft entfalten können", sagt Stefan Merz von Infratest Dimap. Damit war der Kandidatenfaktor letztlich maßgeblich dafür, dass die SPD die Wahl gewinnen konnte.

Die Grünen können von fast allen Seiten gewinnen

Die Grünen konnten ihr Wahlergebnis fast verdoppeln, bleiben aber drittstärkste Kraft. Dass es nun für Rot-Grün reicht, liegt damit vor allem am Erfolg der Grünen. Ein Großteil derjenigen, die vor fünf Jahren noch nicht die Grünen gewählt hatten, stammte mit 55.000 Stimmen bei dieser Wahl von der SPD. Aber auch von der CDU kamen 45.000 Wähler zu den Grünen.

Den Grünen gelang es ebenso, aus dem Lager der Nichtwähler 30.000 Stimmen zu mobilisieren, obwohl die Wahlbeteiligung insgesamt gesunken ist. Damit konnten die Grünen von Parteien aus unterschiedlichen Lagern für sich mobilisieren. Besonders hoch waren die Gewinne der Grünen mit jeweils plus zehn Prozent bei Menschen mit Abitur und bei jüngeren Altersgruppen, erklärt Merz von Infratest Dimap.

Die Partei mit den zweithöchsten Zugewinnen bei dieser Landtagswahl ist die AfD. Die größten Anteile kamen von der CDU mit 40.000 Stimmen. Fast genauso viele Wähler kamen von der FDP zur AfD. Und dies, obwohl die FDP ohnehin auch bei der letzten Wahl nur relativ wenig Wähler hatte. Auch aus dem Lager der Nichtwähler konnte die AfD 25.000 Stimmen für sich gewinnen. Insgesamt konnte die AfD somit, außer von den Grünen, von allen Parteien für sich mobilisieren.

Die CDU hat ein Mobilisierungsproblem

Die CDU hat am gestrigen Sonntag ihr schlechtestes Ergebnis seit Jahrzehnten in Niedersachsen eingefahren. Allein von der FDP konnte die CDU noch 30.000 Stimmen hinzugewinnen, was ihre Verluste etwas eingegrenzt hat. Besonders hoch sind die Verluste in das Lager der Nichtwähler gewesen.

55.000 Menschen, die bei der Wahl 2017 noch die CDU gewählt haben, sind bei der Wahl fünf Jahre später nicht mehr zur Wahl gegangen. Durch den Generationenwechsel seien der Partei etwa 70.000 Wähler verloren gegangen, da die Partei bei den Neuwählern so schlecht abgeschnitten habe, erklärt Stefan Merz von Infratest Dimap. Somit hat die CDU starke Mobilisierungsprobleme bei dieser Wahl gehabt.

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Hinzu kommt, dass die Wählerschaft der CDU stark überaltert sei, fügt Stefan Merz hinzu. So verlor die CDU ohnehin in allen Altersgruppen. Jedoch nicht nur bei den Jüngeren, wie dies auch bei vergangenen Wahlen der Fall war. Auch bei den älteren Wählern, die bei dieser Wahl für die CDU noch die stärkste Gruppe darstellte, hat sie erheblich an Stimmen eingebüßt.

Bei der Analyse der Wählerwanderungen zeigt sich für die CDU ein besonderes Problem: Sie verlor in entgegengesetzte politische Richtungen. An die Grünen gingen 45.000 Stimmen und an die AfD 40.000. Dies macht eine zukünftige Profilierung für die CDU besonders schwierig. Das dürfte auch der Bundes-CDU für ihren zukünftigen Kurs zu denken geben.

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Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Stefan Merz von Infratest Dimap. Das Meinungsforschungsinstitut erstellte die Nachwahlbefragung und Wahlanalyse der Landtagswahl in Niedersachsen für die ARD.
  • Infratest Dimap: Daten zu den Wählerwanderungen der Landtagswahl in Niedersachsen 2022
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