Donald Trump ist der nächste Präsident der USA. Im Vorfeld war ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und Harris erwartet worden, nun ist der Sieg deutlicher als angenommen. Ein Politikwissenschaftler analysiert, wo Trump besonders gut abgeschnitten hat, warum der größte Verlierer aus seiner Sicht nicht Kamala Harris ist und worauf sich Deutschland einstellen muss.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Marie Illner sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Donald Trump hat sich gegen Kamala Harris durchgesetzt und wird wieder ins Weiße Haus einziehen, internationale Glückwünsche hat er bereits empfangen. Doch damit ist der Siegeszug der Republikaner noch nicht vorbei, auch eine Mehrheit im Senat haben sie sich für die nächsten beiden Jahre erobert. Hier kommen sie nach aktuellem Stand auf 51 von 100 Sitzen.

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Trump war Harris in den Swing States weit voraus

"Alleine das würde einer Präsidentin Harris das Regieren enorm erschweren", sagt Politikwissenschaftler Martin Thunert unserer Redaktion. Bereits seit etwa 5:00 Uhr deutscher Zeit lag Trump in den meisten Swing States vorne. Die Swing States sind die Staaten, auf die es besonders ankommt, weil sie nicht traditionell in der Hand einer der beiden Parteien liegen. Trump hat ausreichend viele dieser Staaten geholt und sich von Kamala Harris abgesetzt. Deutlicher, als dies vorher erwartet worden war.

Pennsylvania etwa hat republikanisch gewählt. Bereits im Vorfeld der Wahl hatte es von Wahlbeobachtern geheißen: 'Wer Pennsylvania gewinnt, gewinnt die Wahl'. 2020 hatte hier noch Joe Biden vorne gelegen. Auch Georgia war 2020 an die Demokraten gegangen, diesmal konnten die Republikaner die Wahl für sich entscheiden.

Schlechteres Ergebnis als Joe Biden

"Die Harris-Kampagne hoffte noch auf nicht vollständig ausgezählte Großstadtstimmen - etwa in den Metropolen Detroit, Philadelphia oder Milwaukee -, aber Vergleiche mit den Ergebnissen von 2020 zeigen, dass Kamala Harris auch gerade in den Hochburgern der Demokraten hinter den Werten von Joe Biden aus dem Jahr 2020 zurückbleibt", analysiert Thunert. Ersten Zahlen zufolge schneidet sie rund 3 bis 5 Prozent schlechter ab als Joe Biden im Jahr 2020.

Donald Trump habe in den Hochburgen der Republikaner sehr gut abgeschnitten und in den urbanen Hochburgen der Demokraten besser als erwartet – und auch besser als 2020. "Man kann vielleicht schon jetzt ahnen, dass Trumps Kampagne um die Stimmen von Männern, auch von jüngeren Männern der Minderheiten, erfolgreicher war als gedacht", sagt der Politikwissenschaftler.

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Die letzten Vorwahlbefragungen hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris prognostiziert. Beobachter glaubten gar, dass es am 6. November kein Ergebnis geben könnte. Doch es kam anders, Trump hat sich noch am Tag der Wahl durchgesetzt. "War der Weg zur absoluten Mehrheit von 270 aus 538 Wahlleuten vor der Wahl für Trump steiniger als für Harris, so sieht es nun umgekehrt aus", sagt Thunert.

Selbst wenn Harris noch in Arizona und Nevada gewinnen würde, könne sie einen Verlust der "Blue Wall States" dadurch nicht mehr kompensieren. Bei den sogenannten "Blue Wall States" handelt es sich um Staaten, die ein republikanischer Kandidat seit 1984 nur einmal gewonnen hat, im Jahr 2016. "Bill Clinton hatte diese Staaten gewonnen, genauso wie Obama und selbst Michael Dukakis 1988 und Biden 2020", erklärt Thunert.

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Zu den "Blue Wall States" zählen Michigan, Pennsylvania und Wisconsin. Ein republikanischer Sieg hier sei für die Demokraten ein "niederschmetternder Befund", sagt Thunert. Denn: "Beide Kandidaten, die dort verloren haben, waren die Kandidatinnen Hillary Clinton und Kamala Harris."

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Trump baute für Niederlage vor

Zu 100 Prozent schien aber auch Trump sich des eigenen Sieges noch nicht sicher: Immer wieder hatte er mit der Erzählung eines möglichen Wahlbetrugs vorgebaut. "Damit wollte er sich vermutlich absichern, falls es wieder zu einem späten Umschwung zugunsten der Demokraten kommt", schätzt Experte Thunert. Der blieb dieses Mal jedoch aus.

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2020 sei dies auch dem Umstand geschuldet gewesen, dass die Republikaner die Dummheit begangen hatten, ihre Wähler während einer großen Pandemie nicht zum Briefwählen oder zum frühen Wählen aufzurufen, sondern eher davon abzuhalten. "Diesen Fehler haben sie 2024 korrigiert, sodass sich durch die Auszählung der Briefwähler dieses Jahr nicht so viel zugunsten der Demokraten ändern dürfte", erklärt Thunert.

Biden als großer Verlierer der US-Wahl 2024

Auch wenn Harris schlechter als Biden abschneidet, hält Thunert dennoch den noch amtierenden Präsidenten für den größten Verlierer. "Mit seinem Festhalten an einer zweiten Kandidatur hat er den Demokraten einen Bärendienst erwiesen, da die Partei durch den Last-Minute-Rückzug keinen basisdemokratischen Auswahlprozess mehr durchführen konnte." Von seiner Präsidentschaft werde eher die Inflation als der "Inflation Reduction Act" übrigbleiben. "Der hat so gut wie nichts mit Inflationsbekämpfung zu tun. Biden wurde meines Erachtens in Deutschland völlig überbewertet. Von großen Teilen der Politik, aber auch von den meisten Medien", sagt Thunert.

In Deutschland sei es nun die Aufgabe einer Regierung, mit jedweder US-Regierung eng zusammenzuarbeiten, zumindest auf der Arbeitsebene, "egal, was man von der Regierung und dem Präsidenten hält".

Mit Donald Trump als 47. Präsidenten werde das nicht einfacher. "Gleichzeitig ist das der Weckruf, nun auch darüber nachzudenken, wie man Sicherheit in Europa notfalls auch ohne direkte Beteiligung der USA organisiert", mahnt der Politikwissenschaftler. Das bedeute nicht, sich gegen die USA zu stellen, aber damit zu rechnen, dass sie ihre Prioritäten unwiderruflich im indo-pazifischen Raum haben werden. "Europa bleibt für viele US-Politiker wichtig, ist aber vielleicht keine Herzensangelegenheit mehr."

Über den Gesprächspartner

  • Dr. Martin Thunert ist Politikwissenschaftler und Dozent am Heidelberg Center for American Studies (HCA) der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
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