Das erste TV-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris läutet die finale Phase des US-Präsidentschaftswahlkampfs ein. Harris dürfte vor Millionenpublikum auf die berüchtigten verbalen Aussetzer des Ex-Präsidenten lauern – und dessen Agenda als radikal brandmarken.

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Die Amerikaner wählen am 5. November einen Nachfolger für den greisen US-Präsidenten Joe Biden. Der frühere Amtsinhaber Donald Trump von den Republikanern und die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris treffen in der Nacht auf Mittwoch im TV-Duell aufeinander.

Biden hatte seine Kandidatur Ende Juli nach Widerstand in der eigenen Partei zurückgezogen. Grund war seine desaströse Leistung im ersten TV-Duell gegen Trump. Harris sorgte nach ihrer Kür zur Kandidatin für frischen Wind und neue Energie im Wahlkampf der Demokraten. Sie will nach der Niederlage von Hillary Clinton gegen Trump im Jahr 2016 als erste Frau ins Weiße Haus einziehen.

Wo kann man das Duell in Deutschland, Österreich und der Schweiz im TV und Stream sehen?

Die ARD überträgt das Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump in der Nacht vom 10. auf den 11. September live im TV. Auch RTL sowie die Nachrichtensender ntv und Welt zeigen das mit Spannung erwartete Aufeinandertreffen im deutschen Fernsehen. In Österreich sendet ORF 2 ein "ZiB Spezial", im Schweizer TV überträgt SRF 1. Auf ABC News Live kann das Duell im Livestream auf YouTube kostenfrei auf Englisch verfolgt werden. In Deutschland gibt es einen Stream in der ARD-Mediathek.

Wann beginnt die Übertragung und wie lange dauert sie?

Das Duell wird in der ARD am 11. September live ab 02:50 Uhr gezeigt. RTL und ntv steigen um 02:45 mit ihrer Vorberichterstattung ein, genau wie die Sender in Österreich und der Schweiz. Das eigentliche Streitgespräch beginnt um 03:00 Uhr MESZ (21:00 Uhr Ortszeit) und dauert 90 Minuten. Moderiert wird die Auseinandersetzung im National Constitution Center in Philadelphia von den ABC-Journalisten David Muir und Linsey Davis.

Was erwartet uns beim Duell?

Der Rückzug von Präsident Joe Biden aus dem Rennen ums Weiße Haus hat die Wahlkampfstrategie Donald Trumps über den Haufen geworfen. Viele Angriffe hatten sich zuvor gegen das Alter des Präsidenten (81) gerichtet, dem die Mehrheit der Amerikaner eine zweite Amtszeit nicht mehr zutraute. Plötzlich ist Trump (78) im Vergleich zur fast 20 Jahre jüngeren Harris (59) selbst der Opa im Rennen.

Eine wirkliche Strategie hat Trump bis heute nicht gegen seine neue Widersacherin entwickelt. Anstatt sich, wie von seinen Beratern und führenden Republikanern gefordert, auf die politische Bilanz der Demokraten zu konzentrieren, lässt Trump seinen Instinkten wieder mal freien Lauf. Er attackiert Harris gern und häufig persönlich – teilweise unter der Gürtellinie oder mit rassistischen Andeutungen.

So behauptete er in einem Interview, die Tochter jamaikanischer und indischer Einwanderer habe sich vor einigen Jahren plötzlich dazu entschieden, schwarz zu sein. Weil dies – so der unterschwellige Vorwurf – ihrer politischen Karriere dienlich gewesen sei. Zuletzt stellte Trump in den Raum, Harris habe ihre Laufbahn durch sexuelle Dienste vorangetrieben. Eine Anspielung auf die Beziehung zu einem ihrer früheren Förderer in Kalifornien.

Trumps Berater werden darauf drängen, dass er sich im TV-Duell diszipliniert auf politische Inhalte konzentriert. Packt er gegen die erst zweite Präsidentschaftskandidatin der US-Geschichte den verbalen Vorschlaghammer aus, könnte ihm das bei noch unentschlossenen Wählern Stimmen kosten.

Harris, die nicht als begnadete Rhetorikerin bekannt ist, dürfte auf jeden Aussetzer Trumps lauern. Oder diese sogar provozieren, damit sie neben dem impulsiven Ex-Präsidenten präsidialer erscheinen kann. Inhaltlich wird sie Trumps Agenda als radikal brandmarken, etwa beim Abtreibungsrecht oder seinen Deportationsplänen für Millionen illegaler Immigranten. Zudem muss sie auf der großen Bühne Wechselwähler überzeugen. Das könnte jedoch nach hinten losgehen, weil Harris bei harten Journalistenfragen in der Vergangenheit nicht immer souverän wirkte und solche Auftritte in den letzten Jahren vermied.

Welche Themen sind im US-Wahlkampf wichtig?

Trumps zentrale Wahlkampfthemen sind die deutlich gestiegenen Lebenshaltungskosten durch die Inflation und die illegale Migration an der Grenze zu Mexiko. Harris ist scharfe Kritikerin des Verbots des landesweiten Rechts auf Abtreibung, das der dank Trumps Ernennungen konservativ dominierte Oberste Gerichtshof vor zwei Jahren abgeschafft hatte. Eine Entscheidung, die gerade unter Frauen – auch in vielen republikanisch geprägten Bundesstaaten – nicht beliebt ist.

Die zahlreichen Anklagen gegen Trump waren ebenfalls ein Dauerthema. Fast schon vergessen ist Trumps unrühmliche Rolle beim Sturm auf das Kapitol, für den er nie politische Verantwortung übernehmen musste. Außenpolitisch sind der Ukraine-Krieg sowie das Verhältnis der USA zur Nato und zu den europäischen Verbündeten wichtige Punkte, in denen sich Harris und Trump teilweise stark unterscheiden.

Welche Regeln gibt es beim TV-Duell?

Eine wochenlange Debatte zwischen den Lagern der Kandidaten über den Sender und die Regeln des Duells beschäftigte zuletzt die amerikanische Öffentlichkeit. Trump hat sich mit seiner Forderung, dass die Mikrofone wie beim TV-Duell mit Biden stummgeschaltet bleiben, wenn der Kontrahent spricht, durchgesetzt. Davon könnte der als unbeherrscht geltende Ex-Präsident profitieren.

Die Kandidaten haben zwei Minuten Zeit für die Beantwortung von Fragen, zwei Minuten für Widerlegungen und eine weitere Minute für Nachfragen, Klarstellungen oder Antworten. Von den Themenblöcken oder Fragen hat das Duo im Vorfeld keine Kenntnis. Vorformulierte Notizen sind auf der Bühne nicht erlaubt, beide erhalten nur einen Stift, einen Block Papier und eine Flasche Wasser. Die 90-minütige Debatte wird von zwei Werbepausen unterbrochen, in denen die Kandidaten keinen Kontakt zu ihren Mitarbeitern haben dürfen.

Die Moderatoren werden die einzigen sein, die Fragen stellen. Gegenseitiges Nachhaken ist nicht erlaubt. Trump spricht nach dem Gewinn eines virtuellen Münzwurfs das zweite Schlussstatement, während Harris auf der rechten Seite der Bühne platziert werden wollte.

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