Nico Rosberg kann am Wochenende nicht mehr aus eigener Kraft Formel-1-Weltmeister werden. Im Duell mit seinem Teamkollegen Lewis Hamilton um die WM-Krone spricht allerdings manches für den Deutschen. Wir erklären Ihnen, wie es zum Wunder von Abu Dhabi kommen kann.

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Eigentlich liegen vor dem letzten Grand Prix der Saison in Abu Dhabi alle Trümpfe auf der Seite von Lewis Hamilton. Er führt mit 17 Punkten in der WM-Wertung vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg und hat die zweite Saisonhälfte mit fünf Siegen in Folge dominiert. Dennoch gibt es Gründe, warum Rosberg beim Formel-1-Finale doch noch den Spieß herumdrehen und den Weltmeister-Titel gewinnen kann.

Doppelte Punktevergabe beim letzten Rennen

Bis zuletzt gab es heftige Diskussion um die doppelte Punktevergabe beim letzten Grand Prix der Saison. Statt 25 erhält der Sieger 50 Punkte, der Zweite 36 statt 18, der Dritte 30 statt 15 und so weiter. Kritiker sehen in der neuen Regel eine Wettbewerbsverzerrung und halten es für unsportlich, dass der gesamte Verlauf der Saison durch diese Sonderregel auf den Kopf gestellt werden könnte. Auf der anderen Seite hat Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit der neuen Regel genau das erreicht, was er wollte: Die Saison bis zum letzten Rennen spannend zu halten.

Davon profitiert nun Rosberg. Nur durch die doppelte Punktevergabe hat er überhaupt noch realistische Chancen doch noch als Sieger aus dem teaminternen Duell mit Hamilton hervorzugehen. Er liegt aktuell 17 Punkte hinter Hamilton. Das heißt: Rosberg muss vor Hamilton ins Ziel kommen. Wenn er gewinnt, darf der Brite maximal Dritter werden, wenn der Deutsche Zweiter wird, darf sein Teamkollege maximal Sechster werden.

Rosberg hat weniger Druck als Hamilton

Rosberg weiß, dass er in Abu Dhabi gewinnen muss, um größtmöglichen Druck auf Hamilton aufzubauen. Damit ihm das gelingt, muss er am Samstag am besten gleich die Pole herausfahren. Und das ist in dieser Saison keinem anderen häufiger gelungen als dem Deutschen. Zehnmal fuhr er im Qualifying die schnellste Runde, Hamilton ist das siebenmal gelungen, einmal stand Felipe Massa in der Startaufstellung auf Platz eins.

Sollte Rosberg auch am Sonntag als Erster in die erste Kurve fahren, kann er sich auf sich konzentrieren und voll auf Sieg fahren. Alles weitere liegt nicht in seiner Hand. Anders sieht das bei Hamilton aus. Er führt die WM seit fünf Rennen an, hat mit zehn Siegen die meisten von allen auf seinem Konto. Der Brite schreibt auch deswegen in einer am Freitag veröffentlichten Kolumne für die BBC zwar: "Ich werde sicher keine dummen Risiken eingehen, weil ich das nicht nötig habe." Doch sollte er tatsächlich hinter dem Deutschen liegen, dürfte das große Zittern beginnen. Er wird dann wohl eher dosiert fahren, auf absolute Fehlervermeidung achten, auf jedes Geräusch im Auto hören, um bloß nicht doch noch die WM zu verspielen. Schneller macht ihn das mit Sicherheit nicht.

In einem Saisonfinale ist alles möglich

Auch der amtierende Weltmeister Sebastian Vettel sieht zumindest einen kleinen psychologischen Vorteil für Rosberg - und erinnert sich an das Herzschlagfinale um den WM-Titel vor vier Jahren. Vettel war vor dem ebenfalls in Abu Dhabi stattfindendem Saisonfinale nur Dritter in der WM-Wertung, lag 15 Punkte hinter dem Spitzenreiter Fernando Alonso und sieben Zähler hinter Red-Bull-Teamkollege Mark Webber.

"Das war eine ähnlich schwierig Situation wie heute für Nico", sagt er im Gespräch mit "Auto Bild Motorsport". "Ich wusste, dass meine einzige Chance sein würde zu gewinnen. Ich habe also versucht, mich voll darauf zu konzentrieren, wollte während des Rennens keine Updates über den Zwischenstand in der WM haben." Vettel gewann das Rennen - und seine erste Weltmeisterschaft. "Ich war damals ziemlich überrascht, weil die Chancen statistisch gesehen eigentlich kaum vorhanden waren, dass Mark es nicht auf den dritten und Fernando es nicht auf den fünften Platz schaffen würden."

Schützenhilfe von Vettel?

Hamilton stand vor zwei Wochen in Brasilien kurz davor, Rosberg einen noch größeren Rückstand einzuschenken. Fast 20 Runden lang jagte er seinen Teamkollegen vor sich her. Doch anders als zuvor in den USA oder im September in Monza kam er einfach nicht am fehlerfrei fahrenden Rosberg vorbei, der sich mit seinem ersten Sieg nach sieben Rennen die Minimalchance auf den Titel bewahrte - und in Abu Dhabi noch einmal voll auf Angriff fahren wird.

Klar, am Ende ist Rosberg in jedem Fall auf Schützenhilfe anderer Fahrer angewiesen. Und bei der aktuellen Stärke von Mercedes scheint es auf den ersten Blick nahezu ausgeschlossen, dass sich andere Fahrer zwischen Rosberg und Hamilton schieben. Das Mercedes-Duo hat bei den letzten vier Rennen einen Doppelsieg eingefahren, in den bisherigen 18 Rennen in der laufenden Saison standen sie sogar elfmal gemeinsam ganz oben auf dem Treppchen.

Doch sowohl Williams als auch Red Bull konnten die Mercedes-Dominanz in dieser Saison bereits das eine oder andere Mal brechen. Nico Rosberg kann nur darauf hoffen, dass dies auch in Abi Dhabi geschieht. Schließlich dürfte auch sein Landsmann Sebastian Vettel hochmotiviert sein: Für ihn wird es das letzte Rennen für Red Bull sein.

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