- Der russische Fahrer Nikita Masepin ist nach nur einem Jahr bei Haas nicht mehr erwünscht.
- Dem bisherigen Teamkollegen Mick Schumachers wird der russische Einmarsch in die Ukraine zum Verhängnis.
- Masepin fühlt sich abserviert und sagt dies auch deutlich.
- Sein Vater, Sponsor des Teams Haas, fordert sein investiertes Geld zurück.
Auf Fragen zu Verbindungen zwischen seinem Vater und Russlands Präsident
"Gibt es im Sport überhaupt keinen Platz für Neutralität?", will Masepin am Mittwoch bei einer Videokonferenz in Moskau wissen und spannt einen Bogen bis in die 80er Jahre, als mehrere Nationen nicht an den Olympischen Sommerspielen 1980 in Moskau teilnahmen. "Hat ein Sportler nicht nur das Recht auf eine Meinung, sondern auch das Recht, diese Meinung aus dem öffentlichen Raum herauszuhalten?"
Zum Ukraine-Krieg positioniert sich Masepin am Tag vor dem Start der offiziellen Testfahrten in Bahrain nicht. Diese Meinung entzieht er dem öffentlichen Raum. "Jene, die nicht in diesem Teil der Welt leben oder hier geboren wurden", würden nur einen Teil des Konflikts sehen. Menschen aus Russland und der Ukraine würden ihn auf viel mehr Ebenen verstehen.
Nikita Masepin will rechtlich gegen seinen Rauswurf vorgehen
Masepin behält sich rechtliche Schritte gegen seinen Rauswurf vor. "Es ist gut, sich alle Optionen offen zu halten", befindet Masepin irgendwo in Moskau hinter einem schwarzen Schreibtisch sitzend. Zugleich stellt er klar: "Ich will nicht an einen Ort zurück, an dem man mich nicht will."
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Dieser Ort ist Haas - und eine Rückkehr ohnehin ausgeschlossen. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat der Rennstall am Samstag den Vertrag mit Masepin als zweitem Fahrer beendet. Außerdem trennte sich das Team vom russischen Titelsponsor Uralkali. Beim Bergbauunternehmen ist Masepins Vater Dmitri Miteigentümer, weil Mehrheitsaktionär. Ihm werden enge Verbindungen zu Putin nachgesagt.
"Was den gegenwärtigen Konflikt betrifft, habe ich meine Ansichten und meinen Standpunkt in meiner Erklärung dargelegt", meint Nikita Masepin. Tatsächlich hat er es nicht getan. Vielmehr findet er, dass sein Rauswurf "nicht fair" sei. "Es gab keinen rechtlichen Grund, der das Team dazu befähigt hätte, meinen Vertrag aufzulösen."
Eine Chronologie der Ereignisse: Am 1. März verkündet der Motorsport-Weltrat, dass ein russischer Fahrer wie Masepin "bis auf Weiteres" als neutraler Athlet unter "Fia Flagge" starten darf. Am 4. März erklärt der Motorsport-Weltverband Fia, dass russische Fahrer einen Verhaltenskodex unterschreiben müssen, in dem sie sich unter anderem von Russlands Handeln in der Ukraine klar distanzieren.
Der Russe Nikita Masepin sollte seine Neutralität per Unterschrift versichern
"Ich wollte ja als neutraler Athlet starten", erzählt Masepin und meint über die Verpflichtungserklärung: "Während wir das Schreiben durchgingen und Optionen prüften, weil es viele Klauseln beinhaltete, erhielt ich am nächsten Morgen in aller Frühe die Kündigung meines Vertrags." Er habe gar keine Zeit gehabt, "Ja zu sagen, ich wurde einfach gefeuert." Er habe seinen "Traum verloren, für den ich 18 Jahre meines Lebens gekämpft habe." Die Frage aber, die bei Masepin im Raum steht, ist: Kann jemand wie er überhaupt als neutral gelten?
Nach Masepins Darstellung hat er von seinem Formel-1-Aus durch die offizielle Pressemitteilung erfahren. Mit Teamchef Günther Steiner habe er dazu gar keinen Kontakt gehabt. "Ich denke, dass ich mehr Unterstützung hätte haben sollen", meint Masepin an Haas gerichtet, das auch noch wegen Transportproblemen erst verspätet in Bahrain testen kann. "Ich hätte mir nie vorgestellt, dass ich meinen Sitz hätte so früh verlieren können." Auf Steiners Wort habe man sich stets "zu 110 Prozent verlassen können."
Masepin: Schumacher zeige "sein wahres Ich"
Einige Fahrer wie George Russell, Valtteri Bottas oder Charles Leclerc hätten ihm aufmunternde Nachrichten geschickt. Von
Masepin will "das Kapitel in aller Klarheit schließen und das nächste mit Hoffnung beginnen. Das Kapitel Formel 1 ist für mich noch nicht beendet."
Vorher steht aber seine angedrohte Klage im Raum. Und auch Uralkali ist von der "einseitigen" Beendigung des Sponsorings keineswegs erfreut. Das Unternehmen fordert die "sofortige Rückerstattung der von Haas erhaltenen Beträge" für diese Saison. Das Unternehmen will nach eigener Aussage "seine Interessen im Rahmen der geltenden rechtlichen Verfahren" schützen.
Die Rückerstattung soll in eine gemeinsame Stiftung mit Nikita Masepin einfließen. "We Compete As One" will Athleten unterstützen, die aus politischen Gründen, "die außerhalb ihrer Kontrolle liegen", von Spitzenwettbewerben ausgeschlossen sind.
"Unsere Tür steht jedem offen", sagte Masepin und kündigte sein erstes Hilfsprojekt an: die russischen Sportlerinnen und Sportler, die nicht an den Winter-Paralympics in Peking teilnehmen durften. (dpa/SID/hau)
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