In Spa startet die Formel 1 in die zweite Saisonhälfte 2017, alles läuft auf ein WM-Duell zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton hinaus. Warum es der Deutsche packen kann - und danach bei Ferrari bleibt.
Gut gelaunt, weil gut erholt, präsentiert sich
14 Punkte liegt der Ferrari-Pilot in der Weltmeisterschaftswertung vor
Vettel gegen Hamilton also, ein Duell der Titanen. Es wird auf Nuancen ankommen, in jedem Bereich, kein Team oder Fahrer hat klare Vorteile. Dennoch gibt es einige Aspekte, die Vettel gute Chancen auf das fünfte Championat (und das erste mit der Scuderia) eröffnen.
Mercedes unterliegt größeren Schwankungen
"Ferrari hatte in der ersten Saisonhälfte eindeutig das stärkere Auto", sagt Red-Bull-Berater Helmut Marko zu "F1.com". Tatsächlich erwies sich der SF70-H als Allrounder, geeicht für Kurse jeglicher Art, nur in Silverstone mussten Vettel und Ferrari eine Schlappe einstecken.
Unter dem Strich sind die roten Boliden bei der Kontinuität im Vorteil; hier unterliegt Mercedes größeren Schwankungen. "In der ersten Saisonhälfte war Ferrari konstanter als wir. Jetzt müssen wir konstanter werden und konstant vor ihnen landen", fordert Hamilton, der seinen vierten Titel anstrebt (nach 2008, 2014, 2015).
Ferrari kann das Entwicklungstempo mitgehen
Entscheidend wird nun das Rennen zwischen den Rennen: bei der Weiterentwicklung. Da war Mercedes immer "Maßstab" (Vettel), in dieser Saison kann Ferrari mithalten. "Wir sind auf Augenhöhe", findet Vettel, dessen Truppe organischer miteinander verwachsen ist, dabei zielgerichteter und mit weniger Streuverlusten operiert.
Der Grand Prix von Belgien (Sonntag um 14 Uhr) sollte Mercedes-Hoheitsgebiet sein, es ist eine Strecke, die keinen maximalen Abtrieb verlangt, um schnell zu sein.
Ferrari bringt etliche Neuerungen mit: Frontflügel, Vorderradaufhängung, Dämpfer, Diffusor, alles überarbeitet. Eine Woche darauf in Monza sind Anpassungen am Motor zu erwarten. "Wir wissen, was zu tun ist", sagt Vettel selbstbewusst.
Sogar Ex-Mercedes-Mann Rosberg kennt Vettels Vorzüge
Spätestens in der Showdown-Phase wird der WM-Kampf zu einer psychologischen Angelegenheit. Belastungsgrenze, Stressresistenz, Fehleranfälligkeit: Der Kopf kann Rennen gewinnen oder verlieren.
"Ich glaube an Vettel, denn ich kenne seine mentale Stärke", sagt Marko, und Red-Bull-Teamchef Christian Horner erinnert sich: "Er kommt sehr gut mit Druck klar. Je mehr Druck er hatte, desto besser wurde er. Sein Ansatz, sein Einsatz, seine Detailtreue und seine Einstellung haben ihm vier Titel ermöglicht." Nämlich von 2010 bis 2013, ehe 2015 der Wechsel zu Ferrari folgte.
Sogar Ex-Mercedes-Rivale
Teamkollege Räikkönen fährt für Vettel
Vettels "dicke Haut (...) ist eine Stärke von ihm. Kurzfristig und in dem Moment mag das schwach wirken - über eine ganze Saison hinweg kann diese Abgebrühtheit den Unterschied machen."
Rosberg bezieht sich auf den Eklat von Baku 2017, als Vettel bewusst in Hamiltons Auto lenkte, während einer Safety-Car-Periode.
Einfluss nehmen werden auch die Teamkollegen, vielleicht prägend. Ferrari kultiviert seine Nummer-1-Politik, und
Mercedes gewährt beiden Piloten freie Fahrt, wobei es kein Mathematikgenie braucht, um festzustellen: Das kostet Punkte, für Hamilton und Bottas.
Vettel zu Mercedes? Zu wild, um wahr zu sein
Räikkönens Vertragsverlängerung bis 2018 verdeutlicht zudem Vettels Hausmacht in Maranello. Der Finne (37) ist schon lange kein Titelkandidat mehr - und nicht zuletzt deshalb Vettels bevorzugte Wahl: "Das Team hat mich gefragt, ob ich happy wäre. Ich bin happy. Toll, dass es so weitergeht."
Sein eigener Kontrakt läuft zum Jahresende aus, genau wie jener von Bottas bei Mercedes. Steht also ein Wechsel zu Mercedes an? Das ist zu wild, um wahr zu sein.
Allein aus Mangel an Alternativen bleibt Vettel bei den Italienern, seinem Lieblingsrennstall seit Kindheitstagen mit Idol Michael Schumacher.
Die Verhandlungen hängen wohl noch an Laufzeit und Entlohnung. Wird der Deutsche erster Ferrari-Weltmeister seit Räikkönen 2007, sollte sich die Frage der Finanzen doch regeln lassen.
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