Max Verstappen hat seine letzten Teamkollegen über kurz oder lang erst dominiert und dann irgendwann demontiert. Droht Liam Lawson jetzt das gleiche Schicksal? Teamchef Christian Horner nennt Gründe, die dagegensprechen.

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Am Ende hatten sie alle keine Chance. Pierre Gasly und Alex Albon wurden degradiert und abserviert, Sergio Perez wurde aus seinem laufenden Vertrag entlassen. Den Stein des Anstoßes gab in vielen Fällen Max Verstappen, der seine Teamkollegen mit der Zeit durch seine Dominanz demontiert. 2025 fährt Liam Lawson bei Red Bull Racing an der Seite des viermaligen Formel-1-Weltmeisters. Wird der Neuseeländer früher oder später ebenfalls auseinandergenommen?

Der erste Blick verheißt nichts Gutes für Lawson: Er hat erst elf Rennen in der Motorsport-Königsklasse absolviert und ist zudem gerade einmal 22 Jahre alt. Und durch die Vorgeschichten von Verstappens Ex-Teamkollegen wird der Druck nicht kleiner.

Der härteste Job in der Formel 1

Das weiß auch Teamchef Christian Horner, der bei "Racer" auf diese "Gefahr" hinweist, denn "der Teamkollege von Max Verstappen zu sein, ist wahrscheinlich der härteste Job in der Formel 1." Versehen mit einem entscheidenden Aber: "Ich denke, dass Liam ein anderer Charakter ist", betonte Horner. Lawson sei eine andere Persönlichkeit, die mit diesem Druck umgehen könne: "Ich denke, er hat echte Belastbarkeit und Charakterstärke gezeigt, indem er die Gelegenheit genutzt hat, sich zu beweisen und zu liefern - und das hat er getan."

Lawson war in der Saison 2023 bei den Racing Bulls für fünf Rennen für den damals verletzten Daniel Ricciardo eingesprungen, hatte ihn während der Saison 2024 endgültig beerbt und schließelich die letzten sechs Rennwochenenden absolviert. Dabei stellte er unter Beweis, dass er schnell lernen und mit Druck umgehen kann und jede Menge Potenzial besitzt. "Wir glauben, dass sich Liams Leistung auf dem derzeitigen Niveau nur weiter verbessern kann", sagte Horner.

Ähnliche Ansprüche ans Auto wie Verstappen

Ein weiterer Vorteil: Lawson fährt das Auto auf ähnliche Art und Weise wie Verstappen. Denn durch seine Dominanz kann der Niederländer stark beeinflussen, in welche Richtung das Auto entwickelt und abgestimmt wird. Lawson "schreckt nicht davor zurück, eine sehr starke Front im Auto zu haben. Das wird es einfacher machen, die Autos mit einem ähnlicheren Setup fahren zu lassen", so Horner.

Dazu will Red Bull dem neuen Verstappen-Teamkollegen helfen, indem der RB21 ein breiteres Performancefenster bekommen soll, im Gegensatz zu dem sehr engen, sehr spitzen Arbeitsfenster des RB20. Perez hatte zum Beispiel extreme Probleme, dieses Fenster, in dem das Auto die beste Performance bringt, regelmäßig zu treffen. "Wenn wir ein breiteres Fenster schaffen, wird das Liam hoffentlich ein Auto bringen, das nachsichtiger ist als der RB20", hofft Horner.

Eine klare Hierarchie

Was darüber hinaus helfen soll, ist eine klare Hierarchie. Als Verstappen Gasly und Albon als Teamkollegen hatte, war er noch kein Champion, die Ausgangslage heute als viermaliger Weltmeister ist daher eine ganz andere: Niemand erwartet von Lawson Wunderdinge. "Wovor wir Liam schützen wollen, sind Erwartungen. Wir haben eine sehr klare Positionierung im Team, was Max' Karriere betrifft und was wir vom zweiten Fahrer erwarten", so Horner.

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Lawson soll sich neben Verstappen entwickeln und in Ruhe die nächsten Schritte machen. Und dabei konstant punkten, auf das Podium fahren, damit Red Bull auch in der Konstrukteurswertung wieder den Titel angreifen kann. Dinge, an denen Perez 2024 krachend gescheitert war.

Klare Vorgabe für Lawson

Lawson muss daher im Hinterkopf behalten, dass er innerhalb des Teams gegen den derzeit besten Formel-1-Fahrer antritt. "Und dabei nicht versuchen, was viele andere Teamkollegen von Max getan haben: Dass sie ihr Heil in der Technik, mit teilweise absurden Setups und strategischen Klimmzügen, gesucht haben", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei "sport.de".

Man müsse akzeptieren, dass Verstappen der Beste sei und sehen, wie weit man herankommen könne, so Marko: "Aber man darf nicht mit dem Willen reingehen: 'Den will ich schlagen'. Das ging bei all seinen Teamkollegen schief." Markos Vorgabe: Dass sich Lawson innerhalb von drei Zehntelsekunden im Vergleich zu Verstappen bewegt.

Horner macht sich "keine Sorgen" um Lawson, denn der sei mental stark, so der Teamchef: "Uns gefällt, wie er nicht davor zurückschreckt, sich mit jedem auf der Piste anzulegen, er ist ein Racer durch und durch, der gegen keinen vom Gas geht. Die Techniker loben seine Arbeit, und seine Arbeitseinstellung ist erstklassig. Wir sind davon überzeugt, dass er bei Red Bull Racing einen prima Job machen wird". Damit sich Geschichte nicht wiederholt.

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