In der 2. Bundesliga kam es am Wochenende zum Spitzenspiel zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln. Doch ein brutales Video von einem Angriff vor dem Spiel trübte die Vorfreude. Jetzt hat der HSV auf die Aufnahmen reagiert.

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In den sozialen Medien machte am Wochenende ein verstörendes Video von einem gewaltsamen Übergriff am Rande des Zweitligaspiels zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln die Runde.

Darauf zu sehen ist eine Gruppe vermummter Fans – die Farben ihrer Sturmhauben lassen darauf schließen, dass sie Anhänger des Hamburger SV sind. Im Video ist zu sehen, wie sie gemeinsam eine Kneipe, in der Fans der Kölner sitzen, stürmen und auf dort außerhalb stehende Gäste brutal einprügeln. Die angegriffenen Fans scheinen diesen Angriff nicht erwartet zu haben, auch ältere Männer und Frauen sind auf den Aufnahmen zu erkennen.

Während die meisten versuchen, ins Innere des Lokals zu flüchten, schlagen die Vermummten von hinten unentwegt auf sie ein. Die Ausschnitte, die in einem Lokal im Hamburger Stadtteil St. Pauli gefilmt worden sein sollen, sorgten im Vorfeld der Zweitligapartie zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln für viel Empörung. Und zwar nicht nur, weil die Gewalt der Hooligans dort klar zu sehen ist, sondern auch, weil diese offensichtlich völlig Unbeteiligte betrifft.

Polizei identifiziert 400 Personen

Nach Erkenntnissen der Polizei sollen an den Übergriffen wohl mehr als 150 teils vermummte HSV-Anhänger beteiligt gewesen sein. Die Ordnungshüter führten danach bei mehr als 400 angetroffenen Personen Identitätsfeststellungen und erkennungsdienstliche Maßnahmen durch. Unter anderem stehen die Vorwürfe des schweren Landfriedensbruchs und der Körperverletzung im Raum, die Polizei bittet um Zeugenhinweise.

FC-Geschäftsführer Christian Keller fand noch am Tag des Spiels klare Worte zu den Videoaufnahmen. "Nach meinem Kenntnisstand waren die FC-Fans wirklich harmlos. Wenn harmlose Passanten von vermummten Halbstarken angegriffen werden, wenn auf Frauen und Alte eingeschlagen wird, das ist dermaßen asozial, das habe ich selten gesehen", äußerte sich Keller deutlich zu den schockierenden Videoaufnahmen.

Kuntz ist "fassungslos"

Und auch der Hamburger SV, von dessen Fans der Angriff mutmaßlich ausging, reagierte am Tag nach dem Spiel auf die Vorfälle. "Ich bin genauso fassungslos wie wahrscheinlich die meisten anderen, die das gesehen haben", erklärte HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz im Interview mit NDR 90,3. "Das bekloppte Vorgehen von einigen wenigen" sorge dafür, dass die Raute in negativen Schlagzeilen steht, sagte der 62-Jährige. "Und da hört es bei mir auf."

Intern sind die Vorfälle bereits ein Thema. "Ich war und bin schockiert von diesen Vorfällen, gerade wenn man sich die Intensität der Gewalt vor Augen führt", sagte Cornelius Göbel, Direktor Direktor Fans, Kultur & Markenidentität und damit auch Leiter der Fanbeauftragten.

Göbel weiter: "Wir sind bestürzt und können nicht fassen, dass solche Aggressionen gegen offensichtlich harmlose Anhänger und Sympathisanten aus Köln gerichtet wurden; insbesondere, weil auch Frauen und ältere Menschen betroffen waren. Wir versuchen seit gestern so gut wie möglich, die Vorfälle aufzuarbeiten und einen möglichst ganzheitlichen Überblick zu bekommen."

Laut HSV-Fankreisen soll es im Vorfeld zu erheblichen Provokationen unterschiedlicher Gruppen gekommen sein, auch Flaschen- und Glaswürfe soll es vor der Gewalt-Eskalation im Lokal gegeben haben, erklärt Göbel. Das alles rechtfertige aber kein solch brutales Vergehen, wie es auf dem Video zu sehen ist. "Wir als HSV distanzieren uns maximal von diesem Verhalten. Und wir verurteilen es als sinnlose, beschämende Gewalt", so Göbel, der sich bei den Fans des 1. FC Köln entschuldigte. (sid/jum)

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