Arminia Bielefeld hat den Aufstieg in die Bundesliga praktisch sicher. Dabei drohte dem Verein Ende 2017 noch die Insolvenz. Die regionale Wirtschaft rettete den Verein damals. Kann sich die Arminia nun in der 1. Bundesliga behaupten?

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Der Jubel war groß, als am Montagabend bei dem 4:0 gegen Dynamo Dresden der Schlusspfiff ertönte. Doch was genau feierte die Mannschaft von Arminia Bielefeld? War es nur die Freude über den Sieg? Oder bereits der Jubel des Aufstiegs?

Drei Spieltage vor Saisonende hat die Arminia nun neun Punkte Vorsprung auf den Tabellen-Dritten VfB Stuttgart, weist zudem ein um 18 Tore besseres Torverhältnis auf.

Rechnerisch mag der Aufstieg noch nicht sicher sein. Realistisch betrachtet ist Bielefeld der Gang in die 1. Bundesliga allerdings nicht mehr zu nehmen.

"Wir wissen, uns wird keiner mehr einholen", sagte Trainer Uwe Neuhaus bei Sky und fügte hinzu: "Wir wissen, dass wir aufgestiegen sind." Seine Spieler tranken im Hintergrund freudig ein paar Flaschen Bier und hatten offenbar das gleiche Gefühl.

Von der Fast-Pleite zum Bundesliga-Aufsteiger: Arminia Bielefeld nahm in den vergangenen zweieinhalb Jahren eine beachtliche Entwicklung.

Bei 30 Millionen Euro Schulden drohte die Insolvenz

Im Dezember 2017 drohte dem Verein noch die Insolvenz. Die Bilanzschulden betrugen knapp 30 Millionen Euro, der Fehlbetrag für die damalige Saison 4,6 Millionen Euro.

Vermutlich würde es den Verein heute im Profifußball gar nicht mehr geben, hätte nicht die regionale Wirtschaft die Arminia gerettet.

Mehrere Unternehmen aus der Region, zum Beispiel Dr. Oetker und Melitta, gründeten zusammen das "Bündnis OWL" und pumpten zunächst vier Millionen Euro in den Verein, um den Spielbetrieb zu sichern.

Im November 2018 erfolgte der nächste Schritt: Der Verein verkaufte das Stadion an das Sponsorenbündnis und schloss einen Mietvertrag über 15 Jahre ab.

Innerhalb eines Jahres wurden somit Schulden von 26,5 Millionen Euro abgebaut. Das bedeutete: Der Verein war schuldenfrei.

Maurice Eschweiler von der DMG Mori Aktiengesellschaft sagte dazu: "Wir verstehen uns nicht als typische Investorengruppe, sondern betrachten Arminia Bielefeld als einen der größten Werbeträger für Ostwestfalen-Lippe und möchten gemeinsam mit dem Klub einen eigenen, typisch ostwestfälischen Weg beschreiten."

Dieser Weg führt die Arminia nun in die 1. Bundesliga.

Aufstieg trotz geringem Etat

Der Verein hat sich dabei finanziell nicht übernommen. Der Mannschaftsetat von Bielefeld beträgt laut Informationen der "Sport Bild" lediglich zwölf Millionen Euro.

Zum Vergleich: Der Liga-Konkurrent VfB Stuttgart soll laut Medienberichten einen Etat von etwa 40 Millionen Euro haben, der Hamburger SV von etwa 28 Millionen.

Selbst der 1. FC Nürnberg, der sich in akuter Abstiegsgefahr befindet, hatte mit einem Budget von rund 20 Millionen Euro deutlich mehr Geld zur Verfügung.

TV-Einnahmen steigen um 23 Millionen Euro

In der Bundesliga darf sich Arminia Bielefeld über deutlich höhere Einnahmen freuen. Allein die Fernseheinnahmen steigen von derzeit elf auf rund 34 Millionen Euro.

Allerdings nehmen in der Bundesliga auch die Kosten zu.

Weil die Arminia seit der Saison 2008/2009 nicht mehr erstklassig gespielt hat, zwischenzeitlich sogar drei Spielzeiten in der 3. Liga verbracht hat, entspricht die Infrastruktur nicht den Anforderungen der 1. Liga.

Allein die Vergrößerung der Flutlichtanlage kostet 300.000 Euro. Auch die Installation der Torlinien-Technologie und der Ausbau der Medien-Arbeitsplätze für die Fernsehsender schlagen ordentlich zu Buche. Insgesamt kommen hier Kosten von einer Million Euro zusammen.

Mannschaft kassiert 1,5 Millionen Euro Aufstiegsprämie

Nicht zuletzt kostet auch der Erfolg der Mannschaft Geld: In den Verträgen der Spieler ist eine Aufstiegsprämie verankert, die die Arminia rund 1,5 Millionen Euro kosten dürfte.

Nichtsdestotrotz ist die Arminia finanziell dazu in der Lage, die Mannschaft für die Bundesliga ordentlich aufzuwerten. Der Etat soll laut "Sport Bild" von derzeit zwölf Millionen Euro auf rund 25 Millionen Euro steigen.

Ex-Trainer Rapolder traut Bielefeld mehrere Jahre Bundesliga zu

Damit wird Bielefeld zwar zu den finanziellen Leichtgewichten der Bundesliga zählen. Dennoch glaubt der frühere Trainer Uwe Rapolder, der im Jahre 2004 die Arminia ebenfalls in das Fußball-Oberhaus führte, an einen längeren Verbleib in der 1. Liga.

"Wenn ich mir Freiburg, Mainz, Augsburg angucke - die sind doch nicht besser als Bielefeld. Ich glaube, Arminia kann sich wieder drei, vier Jahre in der ersten Liga halten", sagte er dem "Westfalen-Blatt".

Vor allem das Sturm-Duo, welches in der laufenden Saison bereits 30 Tore geschossen hat, sieht er als einen Schlüssel dafür: "Mit Fabian Klos und Andreas Voglsammer hat Arminia zwei gute Leute vorne. Das Team ist gut organisiert, stabil, kompakt. Das ist die halbe Miete."

Der ehemalige Bielefeld-Spieler Ansgar Brinkmann warnt allerdings bei Sky: "Die Mannschaft muss sich verstärken. Die Bundesliga ist noch einmal eine andere Nummer. Du brauchst sechs Spieler, die den Kader wirklich verstärken – und nicht nur ergänzen. Wenn sie das tun, können sie drei, vier Mannschaften hinter sich lassen."

Dann gäbe es für Bielefeld auch im kommenden Jahr wieder etwas zu feiern.

Verwendete Quellen:

  • Sport Bild (23/2020): Arminias Finanz-Pläne für die 1. Liga
  • westfalen-blatt.de "Klos müsste fünf Millionen pro Jahr verdienen"
  • arminia-bielefeld.de Arminia schließt Sanierung mit Stadionverkauf erfolgreich ab und ist netto-finanzschuldenfrei
  • Sky: Arminia Bielefeld – Dynamo Dresden vom 15.06.2020
  • Sportbuzzer.de; Hamburg, Nürnberg und Stuttgart: Wie sieht's bei der 96-Konkurrenz um den Aufstieg aus?

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