Schalke will wieder hoch, und das so schnell wie möglich. Die Rahmenbedingungen bei den Königsblauen stimmen - wenngleich der prominente Absteiger aus der Bundesliga, wie so oft schon, knapp bei Kasse ist. Trotzdem sucht er noch mindestens zwei neue Spieler.

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Als Simon Terodde und seine Mitspieler das saftige Grün im Parkstadion betraten, brandete warmer Applaus auf. Vor rund 2.400 Fans hat bei Schalke 04 die Mission Bundesliga-Rückkehr begonnen. Schon vor dem ersten Training machte Trainer Thomas Reis dem Team eines unmissverständlich klar.

"Das habe ich den Spielern auch so gesagt: Wir wollen aufsteigen. Das muss das Ziel sein", sagte Reis nach dem Trainingsstart gut vier Wochen nach dem zweiten Bundesligaabstieg binnen zwei Jahren allen Herausforderungen zum Trotz.

"Wir brauchen den Zusammenhalt aus der Rückrunde, der muss uns wieder tragen. Unser Ziel ist der Aufstieg", untermauerte Teammanager Gerald Asamoah. Man benötige den Schulterschluss mit den Anhängern, "um diese Energie wieder auf den Platz zu bringen. Das wissen die Jungs. Das wird der Schlüssel für den Aufstieg sein."

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Thomas Reis: "Auf Schalke muss man Druck aushalten"

Die hohen Erwartungen nimmt Trainer Thomas Reis mit seinem Team ausschließlich als Rückenwind wahr. "Wer heute die Kulisse sieht, muss den Druck positiv sehen. Es ist etwas Schönes, wenn man sieht, wie viele Leute einen unterstützen", sagte er nach dem Training. Er selbst wolle als Leader vorangehen. "Wer mich kennt, der weiß, dass ich aufsteigen will", sagte Reis: "Wer keinen Druck aushalten kann, ist auf Schalke fehl am Platz."

Die Schuldenlast drückt den Revierklub nach wie vor enorm. Noch ist kein neuer Hauptsponsor in Sicht und der Kader gleicht rund einen Monat vor dem Saisonstart einer Baustelle. Die bereits feststehenden Abgänge der Leistungsträger Moritz Jenz (VfL Wolfsburg), Alex Král (Union Berlin) und Tom Krauß (nach Leihende zurück zu RB Leipzig) schmerzen enorm. Zudem dürfte Marius Bülter, der wegen einer Lebensmittelvergiftung nur eine Laufeinheit absolvierte, bald zu 1899 Hoffenheim wechseln. Auch der Uruguayer Rodrigo Zalazar gilt als umworben.

Für Moritz Jenz gibt es noch keinen Nachfolger

"Ich bin sehr zufrieden", sagte Reis dennoch zum aktuellen Kader. Immerhin gelang es Sportdirektor André Hechelmann, in Paul Seguin (Union Berlin) und Ron Schallenberg (Paderborn) zwei wohl auch von Erstligisten umworbene Profis zu verpflichten. "Jetzt müssen wir schauen, dass wir noch den ein oder anderen dazu bekommen", sagte Reis selbst. Laut Hechelmann wird vor allem für die Innenverteidigung noch ein Jenz-Nachfolger gesucht. Auch ein neuer Linksverteidiger steht auf der Prioritätenliste weit oben.

Doch dürfte sich Reis noch gedulden müssen. "Wir schauen jetzt erst einmal, wie die Jungs loslegen", sagte Hechelmann nach dem Trainingsstart. Finanziell sind ohnehin keine großen Sprünge drin, die Schuldenlast liegt nach wie vor im dreistelligen Millionenbereich. Dass nach wie vor kein Hauptsponsor präsentiert werden konnte, sorgte gerade erst auf der Mitgliederversammlung für Unmut. Ohnehin ist Reis bei allem zur Schau gestellten Selbstbewusstsein klar, dass der Aufstieg "kein Selbstläufer" wird.

Neuzugang Ron Schallenberg ist schockverliebt in die Fans

Doch Schalke zählt trotz des sportlichen Absturzes der letzten Jahre nach wie vor auf die Wucht des Vereins. Neuzugang Ron Schallenberg war nach seinem Wechsel schon vom Andrang der Zuschauer beim Trainingsstart beeindruckt. "So eine Kulisse hatte ich bei einem Trainingsauftakt bislang auch noch nicht", sagte der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler, der sogleich Kandidat für die Kapitänsbinde ist.

Die Symbiose aus Mannschaft und Fans, das wurde exakt 30 Tage nach dem schmerzhaften Erstliga-Abstieg deutlich, soll Königsblau in der Saison 2023/24 wieder nach oben führen. Auch das war Thema bei einer Teamsitzung am Morgen, auf der neben Reis auch Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Andre Hechelmann zur Mannschaft sprachen. "Es wird eine sehr schwierige, sehr anspruchsvolle Saison werden", so Knäbel. Das Gefühl, das sich entwickle, sei aber "ein sehr gutes".

Schalke, das mit den Mittelfeldspielern Ron Schallenberg (SC Paderborn) und Paul Seguin (Union Berlin), Torhüter Marius Müller (FC Luzern) und Angreifer Bryan Lasme (Arminia Bielefeld) bereits vier Neuzugänge verpflichten konnte, glaubt, die Unwägbarkeiten der 2. Liga zu kennen. "Diesmal wissen wir, was auf uns zukommt. Es wird ab und zu dreckig sein", prognostiziert Asamoah, aber man habe eine Mannschaft, die bereit sei, "alles" für den Aufstieg zu geben.

Schalkes Konkurrenz ist zahlreich und namhaft

Der Schalke-Coach benannte nahezu jeden ambitionierten Klub, der in der kommenden Saison offiziell oder heimlich auf die Aufstiegsränge schielt. Und davon gibt es diesmal etliche: Neben Mitabsteiger Hertha BSC und dem Hamburger SV sprach Reis noch Düsseldorf, Hannover, Nürnberg, Paderborn, Kaiserslautern und St. Pauli an. "Dazu wird es wieder Überraschungsteams geben", sagte Reis. Das ist mehr als die halbe Liga.

Schalke spielt seit Einführung der Bundesliga zum fünften Mal zweitklassig. 1982 und 1984 gelang wie 2022 der direkte Wiederaufstieg. Einzig nach dem Bundesliga-Abstieg 1988 dauerte es drei Spielzeiten, bis der Klub wieder im Oberhaus antrat.

Er hat - trotz des Abstiegs - gerade erst einen Anstieg der Mitgliederzahlen auf rund 170.000 veröffentlicht. Mehr haben in Deutschland nur der FC Bayern (300.000) und der Revierrivale Borussia Dortmund (175.000). Auch angesichts dieser Zahlen sind die Ziele auf Schalke gerne mal größer als anderswo in einer ähnlichen Situation. Knäbel nannte als langfristiges Ziel unlängst die "Top Sechs der Bundesliga" und einen "Kaderwert von 200 Millionen Euro". Zumindest kurzfristig klingt der direkte Wiederaufstieg da schon fast bescheiden. (dpa/sid/hau)

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