• Borussia Dortmund ist Spitzenreiter - im Verletzten-Ranking der Liga.
  • Die Misere zog sich wie ein roter Faden durch die Hinserie, Erklärungsansätze gibt es genug.
  • Und vielleicht auch die Aussicht auf Besserung.

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Die Zahlen sind beängstigend hoch und sie dokumentieren das ganze Ausmaß der Dortmunder Verletzungsmisere in der Hinrunde: Das Portal "fussballverletzungen.com" hat wie jedes Halbjahr die aktuellen Verletzungs- und Ausfalltage unter anderem der Bundesligisten ermittelt und sieht Borussia Dortmund dabei mit weitem Abstand an erster Stelle - was in diesem Kontext keine erstrebenswerte Platzierung ist.

Für den BVB sind dabei 1.715 Tage erfasst, an denen ein Spieler der Mannschaft wegen einer Verletzung oder Erkrankung gefehlt hat. Nicht zufällig hatte der BVB mit 36 eingesetzten Spielern auch den größten "Verschleiß" bisher und kommt damit auf einen Quotienten an durchschnittlichen Ausfalltagen pro Spieler von 47,64. Rund anderthalb Monate fehlte jeder einzelne Spieler nur in der Hinserie der aktuellen Saison.

Zum Vergleich: Der zweitplatzierte VfB Stuttgart lag bei knapp 42 Ausfalltagen pro Spieler, am anderen Ende der Tabelle hatten Mainz und Union Berlin mit deutlich unter 20 Ausfalltagen am wenigsten zu leiden. Mainz landete bei rund 14 Tagen, Union als Spitzenreiter und damit der Mannschaft mit den wenigsten Verletzungssorgen der Liga bei nur 13,60. Das sind im Schnitt über 30 Tage weniger als der BVB - und das pro Spieler.

Muskelverletzungen bleiben das zentrale Problem

Fast schon traditionell musste die Borussia am meisten auf Spieler verzichten, die sich mit diversen Muskelverletzungen herumschlugen. Damit liegt der BVB voll im Trend: Nach Verletzungsarten aufgeschlüsselt dominieren Muskelverletzungen mit fast 32 Prozent vor Erkrankungen mit rund 26 Prozent - die wiederum sind eine eindeutige Folge des Corona-Protokolls der Liga.

Und auch in dieser Saison bleibt der Oberschenkel mit rund 29 Prozent der am meisten verletzte Körperteil der Profis. Danach folgen das Knie (rund 22 Prozent) und das Sprunggelenk beziehungsweise der Knöchel (rund 15 Prozent).

Beim BVB zeigte sich das in der Hinrunde in folgenden absoluten Zahlen: Giovanni Reyna war der Spitzenreiter, fehlte insgesamt 14 Spiele. Dahinter landeten Youssoufa Moukoko und Dan-Axel Zagadou (beide neun), Raphael Guerreiro verpasste acht Spiele.

Auf den Plätzen: Nico Schulz, Emre Can (beide sieben), Mahmoud Dahoud, Erling Haaland (beide sechs), Steffen Tigges, Thorgan Hazard (beide fünf), Manuel Akanji, Thomas Meunier, Julian Brandt, Marius Wolf (alle drei), Mats Hummels (zwei), Jude Bellingham und Marco Reus (beide je eines).

Diverse Probleme und Risikofaktoren beim BVB

Die zunehmende Überbelastung der Spieler, verursacht durch den straffen Terminkalender, ist ein großer Faktor der zunehmenden Verletzungsanfälligkeit der Spieler. Andere Faktoren können eine falsche Trainings- und Belastungssteuerung sein, zu wenige qualitativ hochwertige Erholungsphasen, natürlich aber auch schlichtes Pech. Nur kann man daran bei 1.715 Dortmunder Ausfalltagen im Vergleich zu den nur 408 von Union und Mainz kaum glauben.

Der BVB ging schon mit ganz anderen Voraussetzungen in die Saison: Dortmund stellte zehn EM-Teilnehmer, die nach einer anstrengenden Saison quasi durchspielen mussten und damit mit entsprechend weniger Urlaub wieder in die Saisonvorbereitung einstiegen. Dazu kam die Dreifachbelastung aus Bundesliga, Pokal und Champions League. Zeitweise hatte Dortmund bis zu zwölf verletzte oder erkrankte Spieler gleichzeitig - darin sind die Dauerverletzten wie Marcel Schmelzer oder Mateu Morey allerdings auch schon eingerechnet.

Trotzdem ist das ein wunder Punkt beim BVB, der sehr hinderlich war in der Hinserie - für die Rückrunde aber im Umkehrschluss auch ein enormes Potenzial birgt. Schafft es das Trainerteam in Zusammenarbeit mit der medizinischen Abteilung, die Zahlen signifikant zu drücken, hat Marco Rose auch wieder deutlich mehr Alternativen.

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Bisher wiesen die Verantwortlichen eine falsche Trainings- und Belastungssteuerung der Spieler entschieden zurück. "Sport1" hatte vor einigen Wochen zudem berichtet, dass sich einige Spieler beim eigenen Reha- und Athletikstab der Borussia nicht gut genug aufgehoben fühlten und Fitness-Programme statt in Dortmund lieber in Zusammenarbeit mit externen Trainern vollzogen.

Prominentestes Beispiel war Haaland, der einen Teil seiner Reha im Dezember in Katar absolvierte: an der "Aspire Akademie", einer der modernsten Fußballanlagen der Welt. Das warme Klima am Golf, die 24-Stunden-Betreuung und ein Ärzte-Team inklusive Privat-Physiotherapeut hatten Haaland dazu veranlasst.

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