Im Zentrum des Spiels türmten sich zuletzt die Probleme, die Zeugnisse der Dortmunder Spieler fallen entsprechend durchwachsen aus. Immerhin: Der eine oder andere Spieler dürfte Steigerungspotenzial für die Rückserie haben.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Der Leistungsdelle folgte die Ergebnisdelle und am Ende der ersten Saisonhälfte hitzige Diskussionen um die Qualität im Dortmunder Mittelfeld. Besonders im Spiel mit dem Ball offenbarten sich in den letzten Wochen teilweise eklatante Schwächen. Die Zugänge hatten wenig Rhythmus, die vermeintlichen Führungsspieler zu viel mit sich selbst zu tun.

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Emre Can

Nach einer überzeugenden Rückserie in der letzten Saison bestimmte Trainer Edin Terzic seinen Aggressive Leader zum neuen Kapitän und machte ihn zum Aushängeschild der veränderten Spielidee mit mehr körperlicher Robustheit und Widerstandskraft. In diesen Disziplinen fühlte sich Can auch zu Hause – seine Defizite in der Spielgestaltung auf der neuralgischen Sechser-Position waren damit aber nicht zu übertünchen.

Und auch die Wahl zum neuen Anführer der Mannschaft hat dem 29-Jährigen nicht besonders gutgetan. Can fand sich zeitweise auf der Ersatzbank wieder, konnte in den vielen schwierigen Momenten nicht immer wie erwünscht vorangehen.

Marcel Sabitzer

Der Österreicher war als starker Balleroberer und Schütze aus der zweiten Reihe geholt worden, der aufgrund seiner Erfahrung bei großen Klubs auch schnell in eine Führungsrolle wachsen sollte. Bisher blieb Sabitzer in fast allen Bereichen aber einiges schuldig.

Diverse Verletzungen erschwerten die ersten Monate beim BVB und waren auch ein Grund für bisher erst zwei Scorerpunkte in der Liga. Sowohl auf der Doppel-Sechs als auch auf der Acht fand Sabitzer zu selten echte Anbindung ans Dortmunder Spiel.

Felix Nmecha

Die Debatten rund um seine Verpflichtung waren laut und langwierig, und am Ende hätte Nmecha diese nur mit guten Leistungen verstummen lassen können. Das gelang dem Zugang aber vor seiner Verletzung Ende November auch nur sporadisch. Immer wieder blitzte sein Können auf, konnte man eine Vorstellung davon bekommen, warum der BVB immerhin 30 Millionen Euro nach Wolfsburg überwiesen hatte.

Dann aber folgten prompt wieder schwächere Leistungen, letztlich fehlte Nmecha auch der Rhythmus. Bisher war das alles noch ausbaufähig – aber die Hoffnung bleibt groß, dass der Nationalspieler schon bald sehr wichtig werden kann.

Julian Brandt

Zum Start in die Saison war Brandt eine der tragenden Figuren, knüpfte fast nahtlos an seine starke Rückserie davor an und war ein Garant für den einen oder anderen Punktgewinn, als der Dortmunder Motor schon – oder noch – kräftig stotterte. Acht Scorerpunkte nach neun Spieltagen waren herausragend.

Dann aber verfiel auch Brandt wieder in alte Muster, wirkte überspielt, war in den vermeintlich "kleinen" Spielen in der Liga nicht so zuverlässig, hatte immer weniger Torbeteiligungen und konnte am Ende auch seinem Führungsanspruch in einer verunsicherten Mannschaft kaum noch gerecht werden.

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Marco Reus

Der Routinier erlebte eine wechselhafte und am Ende sogar unangenehme Halbserie. Im "goldenen September" war der ehemalige Kapitän der Anführer seiner Mannschaft und ein Garant für einen kleinen Lauf in der Liga. Dann folgte der sukzessive Leistungseinbruch der Mannschaft, und auch Reus verschwand in der breiten Masse seiner Mitspieler.

Zum Anführer taugte er in den Highlight-Spielen "nur" noch in der Königsklasse, die starken Offensivmomente sind seltener geworden. Der angebliche Zwist mit seinem Trainer zum Ende der Hinserie erscheint keine gute Basis für die kommenden Wochen und Monate.

Salih Özcan

Eigentlich ist Özcan hinter Can und Sabitzer als Alternative für die Sechser-Position vorgesehen – Mitte der Hinserie aber hatte plötzlich der klassische Abräumer die Nase vorn und verdrängte Can mehrere Wochen lang auf die Bank.

Dabei spielte der 25-Jährige seine Stärken besonders gegen den Ball aus – auf der anderen Seite waren seine Defizite mit dem Ball am Fuß unter Gegnerdruck aber auch nicht zu übersehen.

Giovanni Reyna

Eine schwere Verletzung in der Vorbereitung vermasselte Reyna den Start in die Saison, und auch danach fand der 21-Jährige nie so richtig seinen Rhythmus. Reyna könnte in einer Offensive ohne klar eingeschliffene Abläufe einer der Spieler sein, die durch ihre individuellen Fähigkeiten den Unterschied machen. Dafür wäre aber Spielzeit dringend nötig – und die hat Reyna kaum bekommen.

Auch deshalb stehen bisher lediglich 318 Spielminuten und null Scorerpunkte in allen drei Wettbewerben zu Buche. Im besten Fall ist Reyna in der Rückserie das "dark horse", mit dem niemand rechnet. So wie in der vergangenen Rückserie, als er mit einigen wichtigen Toren die Aufholjagd erst befeuerte.

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