Die Leihspieler Jadon Sancho und Ian Maatsen helfen dem BVB aktuell aus der sportlichen Misere. Von den einst für viel Geld geholten Top-Transfers lässt sich das aus unterschiedlichen Gründen aber kaum behaupten.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Im neulich veröffentlichten Report "Football Money League" der Beratungsgesellschaft Deloitte weist Borussia Dortmund erfreulich positive Zahlen aus. Demnach sind die Einnahmen des BVB in der Saison 2022/23 um 63 Millionen Euro auf nun 420 Millionen Euro gestiegen; die 18-prozentige Steigerung lässt die Borussia im Ranking der 20 umsatzstärksten Klubs Europas deshalb wieder auf Rang zwölf klettern.

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Nach sportlich eher ernüchternden Jahren und den Nachwehen der Corona-Pandemie hat sich der BVB also mehr als konsolidiert – nur der Handlungsspielraum für die sportliche Leitung hat sich deshalb offenbar kaum vergrößert.

Jedenfalls sind vom BVB in naher Zukunft keine Wunderdinge auf dem Transfermarkt zu erwarten, das haben alle Beteiligten zuletzt mehrfach betont. Das gilt unter anderem für mögliche Verpflichtungen der beiden aktuellen Leihspieler Jadon Sancho und Ian Maatsen. Transfers in der Größenordnung von 30 Millionen Euro oder mehr plus einem entsprechend üppigen Gehalt für einen Spieler dürften nach aktuellem Stand schwer realisierbar sein für den BVB.

Viele spektakuläre BVB-Transfers

Dabei waren Geschäfte dieser Art in den letzten Jahren in Dortmund keine Ausnahme. Mit Ousmane Dembélé hat das alles begonnen, für den damals 19-Jährigen überwies der BVB immerhin 35 Millionen Euro an Stade Rennes. Bis heute ist Dembélé damit Dortmunds Rekord-Einkauf – und zugleich auch Dortmunds Rekord-Verkauf.

Mit satten 100 Millionen Euro Gewinn wurde Dembélé nur ein Jahr später an den FC Barcelona veräußert. Für den BVB war das der Deal des Jahrhunderts, bis heute nicht reproduzierbar. Wie schmal der Grat zwischen Volltreffer und Fehlgriff bisweilen sein kann, zeigte sich an einem anderen Transfer im Sommer 2016. Neben Dembélé schnappte sich Dortmund auch Andre Schürrle für 30 Millionen Euro.

Schürrle spielte in vier Jahren nur 51 Partien für den BVB, erzielte lediglich acht Tore, wurde stattdessen zweimal verliehen und beendete 2020 seine Karriere - ohne Wiederverkaufswert für den Klub, der viel Geld in ihn investiert hatte.

Das Modell der großen Transfers hat sich in Dortmund trotzdem etabliert, in jedem Sommer wechselten Spieler für 25 Millionen Euro oder mehr zum BVB. Einige, wie Jude Bellingham oder Mats Hummels, wurden zum Glücksfall. Andere, wie Abdou Diallo, wenigstens zu einem Nullsummenspiel. Das Gros der besonders teuren Zugänge der jüngeren Vergangenheit aber blieb beim BVB unter den Erwartungen.

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Die Top-Transfers und ihre Probleme

Das gilt auch und insbesondere für die Top-Transfers der letzten Jahre. Bellingham war im Sommer 2020 der letzte Volltreffer, danach kamen Donyell Malen, Sebastien Haller, Karim Adeyemi und Felix Nmecha für 30 Millionen Euro oder mehr zum BVB – und alle vier haben auf ganz unterschiedliche Weise Probleme und kommen einfach nicht in Tritt.

Malen ist seit zweieinhalb Jahren in Dortmund, lässt sein Potenzial immer wieder aufblitzen – nur um dann plötzlich wieder unterzutauchen. Dem Niederländer fehlt es schlicht an Konstanz, er bleibt intern eher ein Mitläufer und vielleicht liegt in dieser Konstellation auch der Grund für die dauernden Spekulationen um einen Wechsel. Aber: Im Vergleich zu seinen Mitstreitern ist Malen derzeit immerhin fit und kann sich zeigen.

Sebastién Haller weilt immer noch beim Afrika Cup, nach dem Elfmeter-Krimi gegen Senegal darf die Elfenbeinküste weiter vom Triumph im eigenen Land träumen. Er selbst ist nach seiner Sprunggelenkverletzung auch wieder fit und könnte sich nun doch noch ein wenig Spielpraxis und auch Selbstvertrauen holen.

Beim BVB fiel Haller nach der guten Rückrunde der letzten Saison und seiner überstandenen Erkrankung in ein Loch und war der Borussia vor allen Dingen wegen seiner gesundheitlichen Probleme und damit völlig unverschuldet bisher nur sporadisch eine Hilfe.

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Nmechas Rückkehr völlig offen

Zusammen mit Haller holte der BVB im Sommer 2022 auch Karim Adeyemi für viel Geld nach Dortmund. Für den deutschen Nationalspieler gilt ähnlich wie bei Malen, dass er vereinzelt zum Faktor werden kann, aber seine Leistungen bisher nicht auf einem hohen Niveau stabilisieren konnte. Aktuell ist Adeyemi verletzt, ein Syndesmoseband-Anriss ist schon die fünfte gravierende Verletzung in nur anderthalb Jahren beim BVB.

Noch länger als Adeyemi fällt Felix Nmecha schon aus. Mitte November machte die Meldung von Problemen in der Hüfte die Runde, die Ausfallzeit wurde damals bis zum Jahresende taxiert. Ein verpasstes Trainingslager und den Rückrundenstart später ist Nmechas Rückkehr weiterhin völlig ungewiss. Mehr als leichtes Lauftraining ist derzeit für den Nationalspieler nicht möglich.

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