Der Kracher zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig wurde zu einer Lehrstunde für den Bundesliga-Aufsteiger. Die Bayern demonstrierten alte Stärke und ihr Trainer ein sehr feines Gespür für Spiele dieser Güteklasse.

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FC Bayern gegen RB Leipzig - das hätte so schön werden können: Der letzte Bundesliga-Spieltag vor Weihnachten, das seit langem ersehnte Topspiel, Establishment gegen Herausforderer, der Vergleich zweier Fußballphilosophien. Und selbstverständlich auch der Kampf um die Wintermeisterschaft.

Bayern gegen Leipzig, das hätte ein Fest werden können. Wurde es am Ende auch - aber eben nicht für den neutralen Fan. Die Münchner demontierten den aufmüpfigen Emporkömmling in einer Art und Weise, wie es wohl nur Wenige vor dem Spiel für möglich gehalten hätten.

Das 3:0 (3:0) ging absolut in Ordnung, weil die Bayern zum ersten Mal in dieser Saison auch spielten wie die Bayern. Und weil Leipzig, ebenfalls zum ersten Mal in dieser Saison, spielte wie ein handelsüblicher Aufsteiger.

Nichts funktionierte bei den Rasenballern und für den Rekordmeister lief in der ersten Halbzeit alles wie gemalt. Yussuf Poulsen hätte Leipzig nach wenigen Minuten in Führung bringen können, rutschte aber Millimeter am Ball vorbei. Dann griff das Pressing einmal nicht beim 1:0, beim 2:0 patzte der angeschlagen ins Spiel gegangene Naby Keita.

Emil Forsberg, einer der besten Techniker der Liga, musste mit einem brutalen Foul eine Umschaltsituation der Bayern ausbremsen, wie sie sich eigentlich Leipzig diese vorgestellt hatte. Der Schwede sah nach gerade einmal einer halben Stunde Rot. Da war die Partie dann schon gelaufen.

Großes Risiko des FC Bayern

Auf der anderen Seite spielte der FC Bayern in den ersten 45 Minuten phasenweise wie im Rausch. Trainer Carlo Ancelotti hatte vor dem Spiel mit seinen Personalrochaden für Verwunderung gesorgt. Thomas Müller, Joshua Kimmich und Franck Ribéry saßen nur auf der Bank. Dafür spielte der langsame Xabi Alonso auf der Sechs und Thiago völlig überraschend im offensiven zentralen Mittelfeld.

Man lehnt sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster mit der Behauptung, Ancelotti wäre diese Aufstellung und Spielausrichtung seiner Mannschaft mit Karacho um die Ohren geflogen, hätte Leipzig in München etwas mitgenommen. Aber dass RB noch nicht einmal in Reichweite kam, um etwas mitzunehmen, lag in erster Linie an: Alonso und Thiago.

Der eine, Thiago, traf zum 1:0. Der andere, Alonso, traf zum 2:0 und wurde dabei von Thiago assistiert. Überhaupt wirbelte Thiago den dicht besiedelten Leipziger Mittelfeldblock gehörig durcheinander und machte eines seiner besten Spiele im Bayern-Dress.

Die erste Halbzeit machte noch einmal klar, wer hier der gewachsene Welt-Klub ist und wer der nassforsche Herausforderer. Mit einem Mischmasch, der das Beste der Ära Guardiola mit der Ära Ancelotti verband: Ein Tor nach sauberem Positionsspiel, eins nach einem Konter und eins (per Elfmeter), dem ein simpler langer Ball vor dem Foulspiel vorausgegangen war.

Carlo Ancelotti, der große Gewinner

Die Bayern, die alle paar Wochen ein absolutes Highlight spielen in der Liga oder in der Champions League, sind Drucksituationen auf höchstem Niveau seit Jahrzehnten gewohnt. Für RB Leipzig hingegen war der erste Ausflug in die Allianz Arena das größte Spiel der noch jungen Vereinsgeschichte.

Trotzdem waren auch die Bayern heiß, vielleicht so heiß wie auf kein anderes Spiel in der Vorrunde. "Auch für uns war das Spiel etwas Besonderes, ganz Fußball-Deutschland hat sich darauf gefreut. Wir wollten beweisen, dass wir ein Ausrufezeichen setzen können. Das ist uns gut gelungen", sagte Kapitän Philipp Lahm.

Auch Trainer Ancelotti war sichtlich zufrieden. "Wir waren sehr aggressiv und hatten schnell die Kontrolle über das Spiel. Die ersten 30 Minuten waren perfekt für uns, das Tempo, die Spielanlage - damit war ich sehr zufrieden. Dieses Spiel gibt uns Selbstvertrauen für die Zukunft."

"Das war eine Lehrstunde"

Auf der anderen Seite nahm sein Pendant Ralph Hasenhüttl die heftige Abfuhr mit auf seine Kappe: "Wir hatten Spieler auf dem Platz, die nicht topfit waren. Den Schuh ziehe ich mir auch mit an. Wir sind besonders in der Abwehr auf der letzten Rille unterwegs und da ein bisschen gebeutelt", sagte Hasenhüttl und spielte insbesondere auf Keita an.

"Unser System funktioniert nur, wenn wir mit allen Spielern synchron agieren. Das hat heute nicht gepasst. Und wenn dann eine Mannschaft wie die Bayern so spielt wie heute, ist das nicht zu verteidigen."

Immerhin werde seine Mannschaft aus diesem Spiel einiges mitnehmen können. "Und außerdem haben wir heute keinen unserer 36 Punkte wieder verloren", so Hasenhüttl weiter. Es dauerte nicht lange, da hatte der Österreicher die Niederlage schon verdaut.

"Das heute war eine Lehrstunde, wir sind überrollt worden. Aber wir werden versuchen, in der Rückrunde ähnlich viele Punkte zu holen."

Das wären dann am Ende etwas über 70. Genug für die Champions League.

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