Joao Palhinha, der in diesem Sommer zum FC Bayern München wechselte, spricht im Interview über den Konkurrenzkampf im Mittelfeld, Trainer Vincent Kompany und Ex-Trainer Thomas Tuchel

Ein Interview

Der Portugiese Joao Palhinha war bereits im Sommer 2023 der Wunschspieler des FC Bayern München. Der Transfer scheiterte allerdings am letzten Tag der Transfer-Periode, weil sein Verein FC Fulham keinen Ersatz fand. Dafür wechselte der defensive Mittelfeldspieler nun in diesem Jahr für eine Ablöse von rund 51 Millionen Euro zum deutschen Rekordmeister.

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Am vergangenen Samstag, als der FC Bayern mit 6:1 bei Holstein Kiel gewann, stand Palhinha erstmals in der Startelf. An der Seite von Joshua Kimmich kam der 29-Jährige auf 102 Ballkontakte, spielte 87 Pässe und erreichte eine gute Passquote von 92 Prozent. Nach dem Spiel sprach Palhinha unter anderem mit unserer Redaktion über seine ersten Eindrücke.

Herr Palhinha, wie fühlen Sie sich nach Ihrem ersten Spiel über 90 Minuten für den FC Bayern?

Ein bisschen müde, um ehrlich zu sein. Aber das ist normal. Ich brauche das. Natürlich bin ich froh, die 90 Minuten gespielt zu haben. Noch glücklicher bin ich aber, weil wir gewonnen und viele Tore geschossen haben. Eigentlich war es unser Ziel, ohne Gegentor zu bleiben. Das ist uns leider nicht gelungen. Wir müssen uns noch weiter verbessern. Ich denke, wir sind in dieser Saison bereits von Spiel zu Spiel besser geworden. Und jetzt blicken wir dem ersten Spiel in der Champions League entgegen.

Sie sagen, Ihre Mannschaft muss sich weiter verbessern. Was genau meinen Sie damit im Hinblick auf das Spiel am Dienstagabend gegen Dinamo Zagreb?

Es gibt viele Dinge. Es geht nicht nur darum, dass wir jetzt gegen Kiel mit sechs Toren gewonnen haben. Man kann immer Dinge verbessern, auch individuelle Dinge. Wir bekommen immer mehr Daten vom Trainer. Meine Teamkollegen und ich lernen Woche für Woche sehr viel von ihm.

Wie ist bislang Ihr Eindruck von Trainer Vincent Kompany? Was zeichnet ihn als Trainer aus?

Das Erste, was ich Ihnen über den Trainer sagen kann, ist, dass er wirklich sehr viel vom Fußball versteht. Wenn man ein Gespräch mit ihm hat, sind es die vielen kleinen Details, die einen wirklich großen Unterschied in unserem Spiel machen. Ich bin stolz, mit ihm zu arbeiten. Ich weiß, dass er mich als Spieler verbessern wird. Ich bin auch seinetwegen hier.

Das Auswärtsspiel in Kiel fand in einem kleinen Stadion vor lediglich 15.000 Zuschauern statt. Wie hat sich das angefühlt?

Es war ein kleines Stadion, aber der Rasen war wirklich gut. Das ist für mich das Wichtigste. Wir wissen, dass wir nicht überall die gleiche Atmosphäre haben wie bei uns in der Allianz Arena. Es war aber trotzdem besonders, weil wir die volle Unterstützung unserer Fans hatten. Sie haben eine lange Reise auf sich genommen. Es ist schön, ihnen einen Sieg zu schenken.

In den ersten drei Pflichtspielen standen Sie nicht in der Startelf. Empfanden Sie dies als enttäuschend?

Nein, ich bin ein vielseitiger Spieler. Wie kann ich also enttäuscht sein? Das ist wahrscheinlich der beste Verein der Welt. Ich habe also keinen Grund, enttäuscht zu sein. Das ist ein Teil des Prozesses. Ich muss mich weiter verbessern. Aber ich vertrete hier einen sehr großen Verein. Daher habe ich allen Grund, um stolz zu sein.

Eigentlich wollte der FC Bayern Sie bereits vor einem Jahr verpflichten. Damals war noch Thomas Tuchel der Trainer. Wie war damals Ihr Eindruck von Tuchel?

Ich kann nicht viel zu Thomas Tuchel sagen, weil ich nicht unter ihm trainiert habe. Aber ich werde ihm immer dankbar sein, weil ich weiß, was er für mich getan hat, damit ich beim FC Bayern lande. Leider hat es damals nicht geklappt. Aber ich hatte das Glück, dass mit Vincent Kompany ein Trainer aus der Premier League nach München kam. Es macht mich sehr stolz, dass nicht nur ein Bayern-Trainer mich haben wollte, sondern sogar zwei Bayern-Trainer. Das zeigt mir, dass meine Arbeit gut war und ich so weitermachen muss.

In der vergangenen Saison, bevor Sie nach München kamen, gab es in München viele Diskussionen darum, dass der FC Bayern eine Holding Six benötigt. Damit gemeint ist ein Spielertyp wie Sie, der für eine gewisse Stabilität sorgt. Würden Sie auch sagen, dass Sie sich mit Ihren Eigenschaften von den anderen Spielertypen wie Joshua Kimmich oder Aleksandar Pavlovic unterscheiden?

Wir haben unterschiedliche Eigenschaften. Das ist etwas, was gute Mannschaften ausmacht. Der Trainer kann entscheiden, was er für das jeweilige Spiel braucht. Ich denke, jeder Spieler hat ein anderes Profil. Das ist gut für mich und auch für den Trainer. Meiner Meinung nach kann ich im Mittelfeld mit jedem Spieler zusammenspielen, auch mit Konrad Laimer zum Beispiel, der ein Top-Spieler ist. Wir haben Top-Spieler auf allen Positionen, nicht nur im Mittelfeld. Es ist wirklich gut, hier zu sein.

Würden Sie zustimmen, dass Sie mit Ihrem Spielerprofil vor allem für die schwierigen Spiele in der Champions League geeignet sind?

Ich denke, jeder hat das Profil, um in dieser Mannschaft zu spielen. Wie ich schon sagte, ist es das Wichtigste für mich, dass die Mannschaft Spiele und Trophäen gewinnt.

Zur Person

  • Der portugiesische Mittelfeldspieler Joao Palhinha (Jahrgang 1995) wurde in der Jugend bei Sporting Lissabon ausgebildet und absolvierte später für deren Profimannschaft 95 Pflichtspiele. In dieser Zeit gewann er in Portugal einmal die Meisterschaft. Von 2022 bis 2024 war er für den englischen Profiverein FC Fulham aktiv, ehe der Wechsel nach München erfolgte. Für die Nationalmannschaft von Portugal absolvierte Palhinha 32 Spiele, unter anderem bei der Weltmeisterschaft 2022 sowie den Europameisterschaften 2021 und 2024.
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