Thomas Müller war in den ersten beiden Pflichtspielen des FC Bayern München ein entscheidender Faktor. Der Routinier hätte einen Stammplatz verdient, doch einige Argumente sprechen auch dagegen.
Thomas Müller brachte die Wende. Als der Routinier in der 65. Minute eingewechselt wurde, lag der FC Bayern beim VfL Wolfsburg noch mit 1:2 zurück. 17 Minuten später führte der deutsche Rekordmeister mit 3:2 – und gewann schlussendlich das Spiel. Ein entscheidender Faktor dabei: Thomas Müller.
Dass nur Sekunden nach seiner Einwechslung dem Wolfsburger Jakub Kaminski ein Eigentor unterlief, hing nicht zuletzt damit zusammen, dass
17 Minuten später leitete Müller den Angriff zum 3:2 ein. Der Torschütze
Ausgerechnet in dem Spiel, in dem Müller mit seinem 474. Bundesligaspiel zum alleinigen Rekordhalter wurde, zeigte er seine besonderen Qualitäten. "Er hat eine richtig gute Energie reingebracht, er hat die Mannschaft gepusht und war an allen entscheidenden Situationen beteiligt", lobte Sportdirektor
Immer motiviert wie in einem Champions-League-Finale
Der Offensivspieler, der am 13. September seinen 35. Geburtstag feiern wird, befindet sich in einer herausragenden Form. Bereits beim DFB-Pokalspiel gegen den SSV Ulm, welches mit 4:0 gewonnen wurde, war er mit zwei Toren und einer Vorlage der Mann des Spiels.
Trainer
Zwangsweise stellt sich die Frage: Sollte Müller in dieser Form ein Stammspieler sein? Gilt bald wieder der einst von Louis van Gaal geprägte Satz "Müller spielt immer"?
Müller passt in das System von Kompany
Taktisch scheint Müller gut in das Spielsystem von Kompany zu passen. Er ist ein Spieler, der sich nur ungern in eine bestimmte Formation pressen lässt. Müller braucht taktische Freiheiten, um seinem Instinkt zu folgen und in die gefährlichen Räume zu gelangen. Daher wird Müller gerne auch als "Raumdeuter" bezeichnet. Kompany gewährt seinen Spielern diese Freiheiten.
Ebenfalls für Müller spricht seine geringe Verletzungsanfälligkeit. Seit der Saison 2009/2010 gab es keine einzige Spielzeit, in der er weniger als 27 Pflichtspiele absolvierte. Seine Erfahrung kommt ihm dabei zugute. "Es hilft, Unfälle auf dem Fußballplatz zu vermeiden, wenn du ein gutes Navi hast", verriet er im Interview mit dem "kicker". "Dazu kommen Trainingseifer, die richtige Mentalität, Cleverness, das Wissen, wann man Gas geben und wann auf die Bremse treten muss."
Das Luxusproblem: Wer sollte für Müller weichen?
Doch es gibt auch Gründe, die gegen die Rolle als Stammspieler sprechen – allen voran die Konkurrenz. Jamal Musiala ist als offensiver Mittelfeldspieler gesetzt, die Flügelspieler Serge Gnabry und Neuzugang Michael Olise befinden sich ebenfalls in einer starken Form. Mit Mathys Tel und dem bald wieder einsatzfähigen Leroy Sané gibt es noch zwei weitere Offensivspieler, die eigentlich Startelf-Ambitionen haben. Dies trifft auch auf Kingsley Coman zu, sollte er den Verein nicht verlassen.
Wer soll für Müller also weichen? Als die Vereins-Ikone gegen Wolfsburg ins Spiel kam, wechselte die Mannschaft von einer 4-2-3-1-Formation auf eine 4-1-4-1 Formation. Dies dürfte allerdings nicht dauerhaft die bevorzugte Ausrichtung sein, weil mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler die defensive Stabilität fehlen könnte.
Da der FC Bayern speziell in der Offensive sehr breit aufgestellt ist, benötigt Kompany Spieler, die auch als Einwechselspieler gut funktionieren. Müller ist ein solcher Spielertyp, weil er keine Eingewöhnungszeit benötigt. Er kommt über seine Mentalität sowie den Kampfgeist und setzt dadurch sofort wichtige Impulse.
Warum sollte sich Kompany einer solchen "Waffe" berauben, indem er Müller zum dauerhaften Stammspieler befördert?
Müller murrt nicht, freundet sich mit Joker-Rolle aber trotzdem nicht an
Zumal Müller zu den (eher wenigen) Spielern gehört, die auch dauerhaft als Einwechselspieler agieren würden, ohne zu murren. Bereits im April sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion: "Der Trainer stellt die Mannschaft so auf, wie er denkt, er habe die bestmögliche Chance zu gewinnen." Jeder Spieler sei "dazu eingeladen, uns in jeder Minute, die wir auf dem Trainingsplatz oder in den Spielen auf dem Platz stehen, so zu präsentieren, dass er an einem nicht vorbeikommt."
Das bedeutet allerdings nicht, dass er mit wenig Spielzeit zufrieden sei. Als er nach dem Spiel in Wolfsburg noch einmal gefragt wurde, ob er sich mit der Joker-Rolle anfreunden könnte, antwortete er: "Es gibt im Profi-Fußball kein Anfreunden mit Rollen. Sondern, du musst jedes Spiel bereit sein, alles reinzuhauen. Und der Trainer bestimmt, wie viel Spielzeit du kriegst."
Es wird spannend, zu beobachten sein, wie Kompany bei Müller entscheidet.
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