• An diesem Spieltag haben die Unparteiischen nur wenige strittige Szenen zu bewerten.
  • In München wird ein Tor für die Bayern nach einem Kopf-gegen-Kopf-Duell von de Ligt und Kossounou zu Recht annulliert, in Köln dagegen kommt Duda nach einem rustikalen Foul gegen Özcan mit einer Verwarnung zu milde davon.
  • Konsequent ist der Referee dafür bei unsportlichem Verhalten.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Alex Feuerherdt sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Bis zu diesem Wochenende verlief die Saison für die Schiedsrichter der Fußball-Bundesliga recht unruhig – das lässt sich wohl konstatieren, ohne unfair zu sein. So gab es unter anderem diverse Debatten über Entscheidungen, die das Thema Abseits betrafen, und zuletzt auch einmal mehr über die Bewertung von Handspielen sowie über (Nicht-)Eingriffe der Video-Assistenten, die auch von der sportlichen Leitung der Referees kritisch gesehen wurden.

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Hinzu kamen Diskussionen über die Altersgrenze für die Unparteiischen, über die interne Beurteilung von Schiedsrichterleistungen und darüber, wer warum nicht mehr im Kölner Video-Assist-Center eingesetzt wird. Dass solche Baustellen stören und nicht gerade leistungsfördernd sind, liegt nahe.

Am 8. Spieltag jedoch gab es nur wenige wirklich heikle Situationen für die Spielleiter. Eine davon trug sich am Freitagabend in der Partie zwischen dem FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen (4:0) nach rund einer Stunde zu.

Manés zweites Tor wurde zu Recht annulliert

Bei einem Eckstoß für die Hausherren schlug Joshua Kimmich den Ball hoch in den Strafraum der Rheinländer, der Münchner Mathijs de Ligt und der Leverkusener Odilon Kossounou sprangen zum Ball. Kossounou hatte das bessere Timing und beförderte die Kugel mit dem Kopf aus dem eigenen Strafraum.

De Ligt hingegen verfehlte den Ball und traf dafür einen Sekundenbruchteil später seinen Gegenspieler mit dem Schädel am Kopf. Kossounou ging zu Boden, Schiedsrichter Tobias Stieler ließ jedoch weiterspielen, kurz darauf traf Sadio Mané zum zweiten Mal ins Leverkusener Tor.

Bei solchen Kopfballduellen entscheiden die Unparteiischen oft, dass lediglich ein unglücklicher Zusammenprall vorlag und keine Regelübertretung. Dabei ist es nicht selten so wie am Freitagabend: Der eine Spieler ist schneller und erreicht den Ball mit dem Kopf, der andere kommt einen Tick zu spät und trifft nur den Kopf des Gegners. Ungewollt natürlich, aber schmerzhaft.

Regeltechnisch handelt es sich – da die Absicht hier kein Kriterium ist – letztlich genauso um ein Foulspiel wie in einer Situation, in der ein Spieler den Ball mit dem Fuß verfehlt und dafür einen Gegenspieler trifft. Deshalb war es korrekt, dass VAR Timo oGerach seinem Kollegen Stieler zu einem On-Field-Review riet, der Unparteiische nach dem Gang an den Monitor das Tor für den FC Bayern aberkannte und auf Freistoß für Bayer 04 Leverkusen entschied.

Osmers konsequent bei unsportlichem Verhalten

Einen schwereren Job als Stieler hatte Harm Osmers in der phasenweise hitzigen Begegnung des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund (3:2). Sieben Gelbe Karten zeigte der Referee, fünf davon bereits vor der Halbzeitpause. Dabei setzte Osmers die vor Saisonbeginn kommunizierte Direktive der sportlichen Leitung der Unparteiischen, gegen unsportliches Verhalten konsequenter vorzugehen, geradlinig um.

Er verwarnte Karim Adeyemi in der 23. Minute, als der Dortmunder den Ball, den ein Mitspieler ins Seitenaus befördert hatte, zurück aufs Feld kickte und so eine schnelle Einwurfausführung der Kölner sabotierte. Der Dortmunder Niklas Süle und der Kölner Denis Huseinbašić sahen später ebenfalls die Gelbe Karte, weil sie den Ball in einer Spielunterbrechung wegspitzelten und dadurch eine rasche Spielfortsetzung verhinderten.

Die restlichen vier Verwarnungen in dieser Partie gab es für Foulspiele, die Harm Osmers regeltechnisch als rücksichtslos beurteilte. Eine davon fanden jedoch nicht nur die Dortmunder, sondern auch manche neutralen Beobachter zu nachsichtig, nämlich die für Ondrej Duda nach 25 Minuten.

Duda gegen Özcan: Gelb oder Rot?

Der Kölner hatte an der Seitenlinie gegen Salih Özcan erst den Ball verloren und seinen früheren Mitspieler dann von hinten zu Fall gebracht: Erst traf er ihn mit seinem rechten Fuß an dessen rechtem Fuß, dann folgte ein Tritt mit dem linken Fuß in die Kniekehle. Eine Möglichkeit, den Ball zu spielen, hatte Duda dabei nicht, die Grätsche richtete sich ausschließlich gegen Özcan.

Wenn für ein Foulspiel eine persönliche Strafe in Betracht kommt, müssen die Unparteiischen vor allem zwei Parameter berücksichtigen: das sogenannte Trefferbild und die Intensität des Vergehens. Beim Trefferbild geht es darum, wie und wo der Gegner getroffen wird, bei der Intensität um die Heftigkeit und die Dynamik des Foulspiels.

Beide Parameter helfen dem Referee bei der Einschätzung, ob ein Vergehen als gesundheitsgefährdend und damit als brutal zu bewerten ist oder lediglich als fahrlässig beziehungsweise rücksichtslos. Für ein fahrlässiges Foulspiel sehen die Regeln keine persönliche Strafe vor, für ein rücksichtsloses die Gelbe Karte und für ein brutales den Feldverweis.

Osmers: Tritt nicht mit der letzten Heftigkeit oder Brutalität

In der Sendung "Doppelpass" begründete Osmers, warum er Duda nur verwarnt hatte. Das Tackling sei zwar von hinten erfolgt und "grenzwertig" gewesen, der Kölner habe keine Chance gehabt, den Ball zu erreichen. Das seien "Kriterien, die sicherlich auch für Rot sprechen".

Auf dem Spielfeld habe er "aber auch erkannt, dass die Dynamik und das Trefferbild nicht ganz so brutal sind", so der 37-Jährige weiter. "Daher habe ich am Ende auf Gelb entschieden, aber es ist sicherlich eine orange gefärbte Gelbe Karte und ein Stück weit mein Ermessen gewesen. Ich habe den Sachverhalt im Spiel aber deutlich erkannt, und deshalb war es auch kein Fall für den Video-Assistenten." Duda habe "den Tritt nicht mit der letzten Heftigkeit oder Brutalität" ausgeführt.

In der Tat handelte es sich um ein Foulspiel im Grenzbereich zwischen Gelb und Rot. Ein Treffer deutlich oberhalb des Sprunggelenks, zumal im Bereich des Knies oder der Kniekehle, ist häufig deutlich gefährlicher als einer am Fuß – das ist ein starkes Argument für eine Hinausstellung.

Rot wäre die bessere Entscheidung gewesen

Dass es nicht zu einem intensiven Vollkontakt mit der offenen Sohle kam, minderte die Schwere des Vergehens allerdings etwas und gab dem Schiedsrichter einen gewissen Ermessensspielraum. Eine Rote Karte sei die "Höchststrafe", sagte Harm Osmers, deshalb gelte: "Wenn es Kriterien gibt, die dagegen sprechen, muss man wie vor einem normalen Gericht abstufen."

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Zwar war hier kein Lehrbuchbeispiel für eine eindeutig und unzweifelhaft falsche Entscheidung gegeben, die den VAR zu einem Eingriff hätte zwingen müssen. Doch da Dudas Tackling nur dem Gegner galt, von hinten kam und in einem Tritt auf eine empfindliche Körperstelle endete, also von einiger Hinterhältigkeit gekennzeichnet war, wäre eine Rote Karte zumindest die deutlich bessere Entscheidung gewesen.

Alleine die nicht ganz so hohe Intensität des Treffers ließ die Verwarnung gerade noch als vertretbar erscheinen. Auch verglichen mit den übrigen – allesamt absolut angemessenen – Gelben Karten in diesem Spiel wirkte die Strafe gegen Duda allerdings als zu milde Sanktion.

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