Nach dem Champions-League-Aus des FC Bayern kochen die Emotionen immer noch hoch. Grund dafür ist vor allem eine strittige Szene – und die Entscheidung von Schiedsrichtger Szymon Marciniak. Dessen Reaktion nach Spielende ist ein schwacher Trost für die Münchner.
Das Frust-Aus des FC Bayern München im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid wird von einer hochemotionalen Debatte um den Schiedsrichter und eine Szene kurz vor dem Abpfiff begleitet. Was ist rund um das 1:2 und Referee Szymon Marciniak im Rückspiel passiert, das so viel Wut auslöst?
Das ist Szymon Marciniak
Der Pole gehört zur weltweiten Schiedsrichter-Elite. Marciniak (43) hat das WM-Endspiel 2022 zwischen Argentinien und Frankreich sowie das Champions-League-Finale 2023 zwischen Manchester City und Inter Mailand gepfiffen. Er ist also sehr erfahren und auch am Mittwoch lange ein guter Spielleiter. Seine Münchner Bilanz ist nun ausgeglichen. Zwei Siegen gegen Benfica Lissabon in der Gruppenphase und im Viertelfinale steht eine Niederlage bei Atlético Madrid und eine eben bei Real Madrid gegenüber.
Das ist der Aufreger
Es ist die 13. Minute der Nachspielzeit, die Bayern liegen nach einem Doppelschlag von Joselu (88., 90.+1) mit 1:2 zurück. Der vermeintliche Ausgleichstreffer von
Das sagen die Bayern
"Es ist gegen alle Regeln des modernen Fußballs. Die Fahne in so einer Situation zu heben, wo du niemals, niemals, niemals sicher sein kannst, dass es Abseits ist, ist eine harte Entscheidung", sagt Trainer
So reagiert der Schiedsrichter
Marciniak entschuldigt sich, dass er beim 2:2-Ausgleich von de Ligt zu früh gepfiffen hat. "Man kann sich entschuldigen. Das ist auch gut und schlau, dass er es macht", sagt Bayern-Kapitän
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Tuchel redet sich auf der Pressekonferenz später förmlich in Rage. "Natürlich nehmen wir die Entschuldigung als Sportsmänner an. Aber es ist ein Halbfinale, es ist nicht der Moment für Entschuldigungen, ehrlich nicht", sagt der Bayern-Coach. "Es ist nicht der Moment für so krasse Video-Verstöße. Alle müssen ans Limit, alle müssen leiden, alle müssen fehlerfrei spielen. Da müssen halt die Schiedsrichter auf diesem Niveau das auch tun. Das hilft halt nicht, wenn du nachher Entschuldigung sagst. Dafür bist du auf dem Feld, dafür bist du der Beste, den es da draußen gibt. Und wenn du das nicht liefern kannst, hilft das nicht."
Das sagen Fachleute
"Wenn es so knapp ist, musst du die Situation laufen lassen und abwarten. Du musst dem VAR die Möglichkeit geben, einzugreifen, deshalb hat das Schiedsrichterteam voreilig gepfiffen. So hat man diese Möglichkeit genommen. Letztendlich haben sie viel zu früh gepfiffen", äußert der ehemalige deutsche Referee und ServusTV-Experte Lutz Wagner.
Der frühere Schweizer Spitzenschiedsrichter Urs Meier sagt im Schweizer Streamingdienst "blue sport": "Eine Szene kann wieder alles kaputt machen – aber das Schiedsrichterteam hat das nicht gut gemacht. Das ist sicher nicht die Linie, die die UEFA oder die FIFA will. Bei den knappen Dingen soll man laufen lassen. Und dann kann man das immer noch anschauen, wenn es auf die andere Seite gekippt ist."
Manuel Gräfe erkennt im ZDF "keine strafbare Abseitsposition" um de Ligt. Der Assistent an der Seitenlinie hätte bei dieser knappen Situation warten müssen und habe den ersten Fehler begangen, meint der langjährige DFB-Referee. "Dann hätte Marciniak mit all seiner Erfahrung wissen müssen, in so einem Spiel in den letzten Minuten warte ich doch kurz, bis die Situation endgültig tot ist. Er hat leider zu früh gepfiffen." Das sei "sehr, sehr bitter" für die Bayern. (dpa/tar)
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