Der FC Bayern trifft im Champions-League-Halbfinale auf Olympique Lyon und dürfte gewarnt sein. Immerhin mussten sich bereits zwei Top-Klubs den Franzosen beugen. Was aber macht OL so stark?

Eine Analyse

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Der 6. März 2001 ist in der ruhmreichen Geschichte des FC Bayern ein dunkler Fleck. An jenem Tag verloren die Münchner in der Champions League bei Olympique Lyon sang- und klanglos mit 0:3.

Der damalige Bayern-Präsident Franz Beckenbauer spöttelte auf dem anschließenden Team-Bankett von der "Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft" und polterte: "Das ist eine andere Sportart, die wir spielen." Wenige Wochen später gewannen die Bayern die Champions League.

2010 trafen die Münchner zum letzten Mal auf Olympique Lyon. Es war das Halbfinale der Champions League, die Münchner setzten sich nach Hin- und Rückspiel mit 4:0 durch.

Lyon glänzt mit starker Defensive

Nun, etwas mehr als zehn Jahre später, kommt es erneut zum Duell (hier im Live-Ticker). Beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon trifft der FCB auf Lyon, das im Viertelfinale überraschend aber verdient das favorisierte Manchester City mit Pep Guardiola ausschaltete. Die Franzosen hatten dabei über weite Strecken die hochveranlagte Offensive der Citizens um Kevin de Bruyne, Raheem Sterling und Gabriel Jesus im Griff.

Auch für die Münchner könnte es mit dem Toreschießen deutlich schwieriger werden als beim 8:2 gegen Barcelona. Denn das Team von Rudi Garcia agiert in einem kompakten 3-5-2-System, das sich defensiv zu einem 5-3-2-System formiert.

So gelang es Lyon gegen ManCity auch, die Außenbahnen weitestgehend dichtzuhalten. In der Folge flogen kaum gefährliche Flanken in die Mitte des OL-Strafraums.

Lyon verteidigt als Einheit und lauert auf Konter

Nun verfügt jedoch der FC Bayern mit Alphonso Davies über einen Außenverteidiger, der mit enormem Tempo an Gegenspielern vorbeiziehen kann. Auch die offensiven Flügelspieler der Münchner, in Person von Serge Gnabry und Kingsley Coman, sind mit reichlich Tempo gesegnet, sodass Lyons Taktik sich in diesem Bereich wohl etwas verändern muss. Insbesondere, da Jason Denayer gegen Manchester City und Sterling einige Male Geschwindigkeitsnachteile im direkten Duell offenbarte.

Insgesamt ist die Defensive aber klar Lyons Prunkstück, da das Team höchst diszipliniert und als Einheit gegen den Ball verteidigt. Bereits die Stürmer laufen ihre Gegenspieler immer wieder aggressiv an und versuchen, diese frühzeitig zu Ballverlusten zu zwingen, wie auch "Sky" bereits analysierte.

Bayern-Coach Hansi Flick warnte auf der Pressekonferenz am Dienstag: "Sie stehen in der Defensive sehr kompakt und sind sehr laufstark. Außerdem sind sie auch im Konterspiel stark."

Gelingt Lyon eine Balleroberung, geht es mit schnellem Kombinationsspiel ab nach vorne. Nur wenn der Gegner die Passwege gut zustellt, gibt es auch einmal einen langen Ball nach vorne. Lyons Offensive ist, mit Ausnahme vom einzigen wirklichen Star und Kapitän Memphis Depay, körperlich sehr stark. Spieler wie Maxwel Cornet und Karl Toko Ekambi können körperlich dagegenhalten, haben dabei aber auch ein gutes Auge für den Nebenmann. Vor dem Tor war OL sowohl gegen Turin als auch gegen ManCity eiskalt. Fast jede Chance mündete in einen Treffer.

Serge Gnabry: "Werden nicht zulassen, dass sie uns schlagen"

"Wir werden auf der Hut sein. Wir wissen, dass sie stark sind im Konterspiel, aber wir werden nicht zulassen, dass sie uns schlagen", erklärte Bayern-Profi Serge Gnabry auf der Pressekonferenz vor dem Duell.

Gerade durch den Modus mit nur einem K.-o.-Spiel pro Runde kann Lyons Kaltschnäuzigkeit ein echter Trumpf werden. Zudem dürften die Erfolge über Juve und ManCity das Selbstvertrauen der OL-Spieler weiter gesteigert haben.

Die ewige Pause nach dem Abbruch der Liga in Frankreich spielt scheinbar keine Rolle, stattdessen profitiert das Garcia-Team offenbar von der längeren Ruhepause, da die Laufleistung zuletzt deutlich über dem bisherigen Durchschnitt in der Champions League lag.

Wie bereits in den beiden Partien zuvor, geht Lyon auch gegen die Bayern als Außenseiter in die Partie, trotz des Ausschaltens zweier europäischer Top-Klubs binnen zehn Tagen. Zu beeindruckend war Bayerns Auftritt gegen den FC Barcelona.

FC Bayern braucht Geduld gegen Olympique Lyon

Mit Lyon wartet nun aber eine neue Herausforderung, die eine komplett andere Herangehensweise an ein Spiel hat. Ein Offensivrausch wie gegen Barcelona wird wohl nicht zu erwarten sein, dafür liegt Lyons Fokus zu sehr auf der Defensive.

So wird bei den Münchnern zum einen Geduld gefragt sein und zum anderen gilt es, eigene Fehler im Spielaufbau so gut wie möglich zu vermeiden. Denn genau auf solche Aktionen lauert das Garcia-Team, um daraus Profit zu schlagen. Zudem ist für Olympique Lyon allein schon das Erreichen des Halbfinales ein Riesenerfolg, während beim Rekordmeister schon intensiv vom zweiten Triple der Vereinsgeschichte nach 2013 geträumt wird.

Diese Ausgangslage macht das Halbfinalduell zwischen Bayern und Lyon noch ein Stück weit aufregender, als es allein schon die Bedeutung dieses Duells mit sich bringt.

Auch Ehrenpräsident Beckenbauer wird genau hinschauen und dabei hoffentlich nicht an jenen 6. März vor 19 Jahren zurückerinnert werden.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenz FC Bayern mit Hansi Flick, Serge Gnabry am 18.8.20
  • Miasanrot.de: Vorschau: Olympique Lyon - FC Bayern München
  • Skysport.de: Das sind die Stärken von Olympique Lyon
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