Eintracht Frankfurt steht nach einem Sieg im Elfmeterschießen bei Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal-Finale. An einem denkwürdigen Fußballabend schrieb dabei ein Frankfurter die vielleicht schönste Geschichte der Saison: Marco Russ.
Als Marco Russ die ersten Schritte in Richtung Elfmeterpunkt machte und somit klar wurde, dass der Verteidiger der fünfte und womöglich letzte Schütze des Abends für Eintracht Frankfurt sein würde, da wurde es für eine Sekunde mucksmäuschenstill im Fanblock der Gäste.
Marco Russ. Sollte ausgerechnet er die tragische Figur in diesem so wichtigen Spiel werden?
Russ hat heftige zwölf Monate hinter sich. Vor knapp einem Jahr wurde bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert. Er lief in einem Relegationsspiel gegen den 1. FC Nürnberg dennoch auf. Direkt im Anschluss begab er sich in Behandlung.
Seine Mitspieler, Trainer und die Fans waren in Gedanken bei ihm. Weil es in diesem Fall um viel mehr ging als um den Fußball. Es ging um sein Leben.
Er stellt sich in den Dienst der Mannschaft
Vor wenigen Wochen kehrte Russ zur Mannschaft zurück. Die Behandlung ist abgeschlossen, er hat den Krebs besiegt. Viel früher als geplant stand er wieder in der Startelf, weil seinem Trainer
Russ stellte sich erneut in den Dienst der Mannschaft, auch wenn die körperliche Fitness und die Spielpraxis eigentlich noch zu wünschen übrig ließen.
Auch in Mönchengladbach blieb Kovac fast gar nichts anderes übrig, als Russ einzuwechseln. Der Verteidiger kam in der Verlängerung für den angeschlagenen Taleb Tawatha - er war der letzte verbliebene Defensivakteur auf der Reservebank der Hessen.
Marco Russ schießt den fünften Elfmeter
Es wäre grausam gewesen, wenn diese Kämpfernatur im bis dahin für seinen Klub wichtigsten Spiel der Saison den entscheidenden Elfmeter verschossen hätte. Und Russ konnte in dieser Situation fast nur verlieren: Die Gladbacher hatten die ersten fünf Strafstöße verwandelt, er musste treffen - verschießen verboten.
Russ traf. Und ein paar Minuten später waren andere Frankfurter die umjubelten Helden: Keeper Lukas Hradecky, der zwei Elfmeter parierte und Branimir Hrgota, der den entscheidenden versenkte.
Die Geschichte um Marco Russ ging dabei fast ein wenig unter. Dabei schrieb er an diesem Abend die vielleicht schönste Geschichte der Fußballsaison: Ein Fußballer, der den Krebs besiegt hat, übernimmt im entscheidenden Moment Verantwortung. Sein Trainer lässt es zu - und der Spieler versenkt in dieser Situation einen so wichtigen Elfmeter.
Über Filme mit solch einer Handlung würde man sagen: Viel zu kitschig, viel zu übertrieben. Doch bei Marco Russ ist es wunderschöne Realität.
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