Der vorletzte Test der deutschen Nationalmannschaft endet zwar "nur" mit einer Nullnummer gegen die Ukraine. Trotzdem überwiegt nach einer guten Leistung die Zuversicht im deutschen Team. Die Mannschaft scheint auf dem richtigen Weg.

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Fleißkärtchen hatten die deutschen Spieler am Montagabend jede Menge gesammelt. 27 Torschüsse zählten die Statistiker, dazu 26 Flanken und elf Eckbälle. Definitiv genug also von den sogenannten Schlüsselindikatoren, die in der Regel auf einen Sieg hindeuten. Das vorletzte Testspiel vor dem Start in die Europameisterschaft in wenigen Tagen endete dann aber trotzdem nur 0:0.

Das magerste aller Ergebnisse wurde einem ansonsten recht beschwingten Abend in Nürnberg nicht gerecht. Die deutsche Nationalmannschaft zeigte gegen einen sehr ordentlichen Gegner schon sehr viel von dem, was man bei der Heim-EM erhoffen und auch erwarten darf - vergaß aber leider, ihre drückende Überlegenheit gegen die Ukraine auch mit dem einen oder anderen Tor zu belohnen.

Mehr als ein halbes Dutzend hochkarätiger Torchancen ließ die Mannschaft von Julian Nagelsmann ungenutzt und musste sich den Vorwurf der fehlenden Effizienz gefallen lassen.

"Es war nicht so, dass wir die Chancen leichtfertig vergeben haben. Wir wollen das Beste draus machen, aber manchmal gibt’s so Tage …", sprach Thomas Müller nach dem Spiel bei der "ARD" genau diesen Punkt auch an.

Bundestrainer Nagelsmann zufrieden

Mit der Ukraine wurde der Typus Gegner im Nürnberger Max-Morlock-Stadion vorstellig, gegen den die deutsche Nationalmannschaft seit Jahren erhebliche Probleme zeigt. Die Ukrainer verlegten sich von der ersten bis zur letzten Minute auf Konterfußball in der Offensive und verriegelten im Spiel gegen den Ball mit zwei tief positionierten Abwehrketten im 5-4-1 den Weg zum eigenen Tor.

Trotz dieses regelrechten Bollwerks kam die DFB-Auswahl aber immer wieder durch die Halbräume oder durchs Zentrum in die gefährlichen Zonen am und im ukrainischen Strafraum und in gute Abschlusspositionen.

"Der erste und wichtigste Indikator für mich ist: Wollen wir gewinnen oder hat man den Eindruck, wir spulen ein Testspiel runter und schauen, was passiert? Ich hatte schon den Eindruck, dass wir gewinnen wollten, unbedingt", sagte Julian Nagelsmann nach dem Spiel in der "ARD". Gewohnt aufgeräumt und auch entspannt analysierte der Bundestrainer die guten und weniger guten Sequenzen seiner Mannschaft und kam trotz des Chancenwuchers zu dem Schluss: "Natürlich hätten wir lieber 2:0 oder 3:0 gewonnen, aber ich finde, über weite Strecken haben wir schon ein gutes Spiel gemacht."

Gutes Gegenpressing der deutschen Mannschaft

Tatsächlich war sehr gut zu erkennen, dass die Abläufe innerhalb der Mannschaft schon richtig sauber aufeinander abgestimmt sind - egal in welcher personellen Konstellation. Die Mannschaft hat die ersten Trainingstage offenbar gut genutzt. Mit den Nachzüglern aus dem Champions-League-Finale plus jenen, die noch angeschlagen sind, wie Leroy Sane, wird demnächst sowohl die Quantität als auch die Qualität im Kader dann nochmal erhöht.

Mit zwei, drei Ausnahmen stach besonders das deutsche Gegenpressing hervor. Phasenweise schaffte es die deutsche Mannschaft, den Gegner am eigenen Strafraum festzuspielen, und ließ die Ukrainer dann auch bei einem eigenen Ballverlust nicht umschalten. Sauber abgesichert, schoben dann immer wieder drei, vier deutsche Spieler zum Ball durch und hatten frühe Ballgewinne.

Diese Disziplin war in den vergangenen Jahren und bei den vergangenen großen Turnieren stets die Achillesferse des deutschen Spiels. Insofern macht der Auftritt gegen die durchaus spielstarken und grundsätzlichen auch forschen Ukrainer Mut. Viele Chancen erspielten sich die Gäste in 90 Minuten jedenfalls nicht.

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Große Variabilität in der Offensive

Ganz im Gegenteil zur deutschen Mannschaft, die mit unterschiedlichen Ansätzen und Spielideen in beiden Halbzeiten zu etlichen Gelegenheiten kam. Mit Florian Wirtz und Jamal Musiala wurde es im ersten Durchgang in den engen Räumen über das Zentrum gefährlich, später entwickelten Chris Führich und Maxi Mittelstädt als eingespieltes Pärchen auf der linken Seite Druck. Mit Deniz Undav als verkappte zweite Spitze war die Strafraumbesetzung besser und auch die Gelegenheit gegeben, es mit Flanken aus dem Halbfeld zu versuchen.

Die Ukrainer konnten sich schwer auf das deutsche Offensivspiel einstellen, weil deren Werkzeugkasten schon prall gefüllt ist. Lediglich die Standards ließen noch zu wünschen übrig, in Person von Toni Kroos ist da aber schon Besserung in Sicht. Wobei auch die zweite Garnitur durchaus Akzente setzen konnte, allen voran Maximilian Beier in seinem ersten Spiel überhaupt für die A-Nationalmannschaft.

Von der Bank kamen genug frische Impulse, wodurch die Intensität im deutschen Spiel trotz dann vieler Wechsel immer hochgehalten wurde. Die nötige Willensstärke und auch der Biss waren da, um das Spiel zu gewinnen. Nur eben dieses eine Tor wollte partout nicht fallen. "Trotz der zahlreichen Wechsel ist unser Fluss nicht abgerissen, ein Tor hätten wir heute verdient gehabt. Schade, dass wir keins gemacht haben", sagte Thomas Müller nach dem Spiel der ARD.

Sorgen wegen der Effizienz vor dem Tor

Dem Routinier war die Unzufriedenheit darüber deutlich anzumerken. "Nicht gewinnen ist einfach nicht so toll", sagte Müller, der nur zu gut weiß, wie wichtig ein Sieg in einem vermeintlich eher belanglosen Testspiel gewesen wäre, so wenige Tage vor einem großen Turnier. Deshalb bleibt neben einiger kleiner inhaltlicher Themen und einem kleinen Fragezeichen bei Manuel Neuer, der mit einem technischen Fehler beinahe ein Gegentor verschuldet hätte, vor allem die Frage nach mehr Effizienz im deutschen Spiel.

Die wird nötig sein, wenn demnächst die kampfstarken Schotten, die traditionell unbequemen Ungarn und die Schweiz die Gegner der deutschen Mannschaft sind. Am Freitag geht es im letzten Test aber zunächst gegen Griechenland. Da bietet sich die Chance, die am Montag verpassten Tore und den Sieg nachzuholen und die Euphorie im Land hochzufahren.

Dann wird nicht nur die Spielweise der deutschen Mannschaft wichtig sein, sondern auch das Ergebnis. Der EM-Zug muss jetzt Fahrt aufnehmen. Auf dem richtigen Weg ist Julian Nagelsmann dabei allemal.

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