Edin Terzic schrammt gegen Leverkusen zwar hauchzart vorbei an einer perfekten Woche – nach den zuletzt positiven Ergebnissen und Ereignissen dürfte Dortmunds Trainer aber wieder fest im Sattel sitzen.
Unter den vielen prekären Wochen in dieser Saison war diese letzte für
Die Siege in der Bundesliga gegen Gladbach – im Kampf um Platz vier von essenzieller Bedeutung – und das rauschhafte Weiterkommen in der Königsklasse gegen Atlético waren schon ein herausragender Anfang. Der BVB steht damit zum ersten Mal seit elf Jahren wieder im Semifinale der Champions League, der kommende Gegner Paris St.-Germain lädt durchaus zum Träumen ein: Das Finale in Wembley ist längst mehr als eine Illusion.
Zu den Dingen, die Terzic selbst in der Hand hatte, kamen dann abseits noch zwei andere positive Nachrichten dazu: Der Aufschwung der deutschen Klubs im Europapokal und das Ausscheiden der englischen Vertreter Manchester City, FC Arsenal und West Ham United festigt der Bundesliga ihren zweiten Platz in der Uefa-Nationenwertung. Damit ist der fünfte Startplatz in der reformierten Champions League zum Greifen nahe.
Für den BVB könnte sich das noch als dringend benötige Absicherung entpuppen und der Mannschaft und Terzic das Minimalziel auf dem Silbertablett servieren.
Und: Die Vertragsverlängerung von Julian Nagelsmann beim DFB über die Heim-Europameisterschaft hinaus dürfte für Terzic ganz persönlich auch sehr viel Druck genommen haben. Es ist also eine ganze Menge passiert in den vergangenen Tagen…
Knapp vorbei an der perfekten Woche
Beinahe hätte Terzic "seine" Woche noch mit einem weiteren spektakulären Ausrufezeichen garniert. Bis tief in die Nachspielzeit führte seine Mannschaft am Sonntagabend gegen die Unbesiegbaren aus Leverkusen.
Dem frisch gebackenen Meister die erste Saisonniederlage und die erste nach 44 ungeschlagenen Spielen in Folge zuzufügen: Es wäre der nächste wichtige Meilenstein gewesen – im Hinblick auf die Tabellenkonstellation, vor allen Dingen aber für das Selbstverständnis der Borussia. Weil Leverkusen aber einfach nicht aufhört, Leverkusen-Dinge zu tun – Josip Stanisic' Ausgleichstreffer in der siebten Minute der Nachspielzeit war bereits das 14. Bayer-Tor in der 90. Minute oder später – blieb am Ende "nur" ein Punkt für den BVB und eine verpasste Chance auf einen Big Point.
Die Bundesliga-Saison bleibt deshalb ein Malus, mit dem aktuellen Platz fünf ist das Leistungsvermögen der Dortmunder Mannschaft ganz gut belegbar. Platz vier kann der BVB jetzt nur noch aus eigener Kraft schaffen, wenn am 31. Spieltag ein Sieg in Leipzig gelingt.
Umso wichtiger war der Schub in der Königsklasse, ist die Aussicht auf den größten aller Titel – für die Mannschaft, aber eben auch für Edin Terzic.
Terzic' Pluspunkt ist die Königsklasse
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde zumindest im Umfeld heftig und kontrovers über den Trainer diskutiert. Die Schlussphase der Saison würde über das Wohl und Wehe Terzic' entscheiden. Ein Verpassen der Königsklasse und ein Ausscheiden gegen Atletico hätten den 41-Jährigen demnach fast automatisch des Amtes enthoben.
Nun hat sich Terzic aber zum wiederholten Male befreit und etwas Luft verschafft: Wie schon im Dezember, als ihn besonders das Weiterkommen in die K.-o.-Runde im Amt gehalten hatte.
Das Abschneiden in der Champions League ist jedenfalls schon jetzt ein wunderbarer Erfolg, das aufpolierte Renommee und natürlich die zusätzlichen Millionen-Einnahmen ein ganz dicker Pluspunkt für den Trainer.
Dass sich dann ohne eigenes Zutun und zu einem perfekten Zeitpunkt auch noch ein mutmaßlicher Nachfolger selbst aus dem Spiel nimmt, stärkt Terzic‘ Position immens. Nagelsmanns bis zum 19. April offene Zukunft hatte besonders nach dessen Absage beim FC Bayern ein paar Tage zuvor die Spekulationen noch einmal drastisch angeheizt.
Helmer über Terzic: "Tut mir fast schon etwas leid"
Es war schon in den letzten Wochen und Monaten durchaus bemerkenswert, wie tapfer und ausdauernd sich Terzic den Debatten immer wieder stellte, dabei offen und ehrlich agierte und sich und seiner Linie damit treu blieb.
Der ehemalige BVB-Kapitän
Vielleicht kann Terzic nach den Befreiungsschlägen der vergangenen Woche nun die letzten Saisonspiele auch etwas befreiter angehen und den Fokus wieder etwas mehr weglenken von seiner Person. "Damit Edin Terzic besser dastehen könnte, müsste auch die Qualität des Kaders verbessert werden. Die in der Bundesliga durchwachsene Saison ist nicht allein seine Schuld", so Helmer weiter.
Der BVB kann sich selbst retten
Sie dürfte aber letztlich in erster Linie dann doch wieder am Trainer festgemacht werden. Aber vielleicht ist das am Ende ja alles sehr leicht zu verschmerzen. Den Schlüssel zu einer am Ende dann doch noch guten Saison hält die Borussia mittlerweile wieder selbst in der Hand.
Borussia Dortmund kann sich selbst mit zwei Siegen in der Champions League gegen Paris für die Champions League in der kommenden Saison qualifizieren – völlig egal, wie die Bayern, Leverkusen oder der letzte verbliebene englische Vertreter Aston Villa noch punkten. Dann wäre der Bundesliga Rang zwei in der Uefa-Wertung definitiv nicht mehr zu nehmen und der BVB auch als möglicher Fünfter in der Liga nächste Saison in der Königsklasse dabei.
Und da hat die Mannschaft in dieser Saison bisher doch fast immer für Highlights gesorgt, wenn es wirklich wichtig wurde. Und ihren Trainer damit nun schon mehrfach im Amt gehalten.
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