Noch fliegt Brajan Gruda in der Bundesliga ein wenig unter dem Radar. Beim Mainzer Talent dürfte es aber nur eine Frage der Zeit sein, bis er seinen Weg ganz nach oben macht.

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Das Lob kam von höchster Stelle und es dürfte den Teenager richtig gefreut haben: Thomas Müller ließ es sich im Oktober nicht nehmen, sich das Trikot von Brajan Gruda zu sichern. Nach dem Auftritt der Bayern beim FSV Mainz und einem hart erkämpften 3:1-Sieg schnappte sich der Weltmeister das Leibchen der Mainzer Nachwuchshoffnung und posierte damit für ein Foto, das sich später auf Müllers Instagram-Story wiederfinden sollte.

"Thank you for your shirt – keep on working hard my friend", ließ Müller seine Follower wissen und formulierte noch den Zusatz: "Gruda is a baller", Gruda ist ein echter Straßenkicker. Der erst 19-Jährige hatte offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen und Thomas Müller vielleicht auch ein bisschen an ihn selbst in jüngeren Jahren erinnert.

Das Spielverständnis, das Gespür für Situationen, Raum und Zeit: Einiges davon kann man nicht erlernen, es schlummert einfach in einigen Spielern. Thomas Müller ist ein solcher Spieler, Brajan Gruda einer seiner legitimen Nachfolger – und zugleich auch ein ganz anderer Kicker.

Der nächste kreative Dribbler

Noch fliegt der Teenager in der Bundesliga ein wenig unter dem Radar, steht außerhalb von Mainz eher weniger im Fokus. Aber Gruda gilt schon jetzt, nach nur 27 Bundesligaspielen, als ein ganz besonderer Spieler und auch als Produkt einer angepassten Nachwuchsförderung.

Jahrelang und wahrscheinlich zu lange lag der Fokus in den Förderstrukturen des DFB und der Profiklubs mit ihren Leistungszentren auf der etwas gleichförmigen Ausbildung der Spieler mit viel Passdrill und weniger Positionsspezifik. Deutschland bildete Mittelfeldspieler wie am Fließband aus, für die Kreativen auf den Flügeln blieb dabei aber immer weniger Platz.

Es fehlten und fehlen die Dribbler, wie sie andere Nationen weiter bis in die Weltspitze brachten. Nun wächst auch in Deutschland wieder eine neue Generation an herausragenden Dribblern heran. Spieler, die die Vorzüge der NLZ-Ausbildung mit ihrer eigenen Kreativität paaren und so etwas Besonderes schaffen können: Florian Wirtz, Jamal Musiala – und eben Brajan Gruda.

Ein bisschen Ribery

Gruda vereint strategische Fähigkeiten als Spielmacher mit einer unglaublichen Stärke im Eins-gegen-Eins, hat einen starken linken Fuß, Tempo und jene Unbekümmertheit, die besonders junge Spieler einbringen.

Ein wenig erinnert Gruda mit seinem Portfolio und in seinen Bewegungsabläufen an den ehemaligen Bayern-Star Franck Ribery. Der hatte einen ähnlich tiefen Körperschwerpunkt und war deshalb im Dribbling so schwer zu greifen und ließ sich – wie auch Gruda jetzt – nichts gefallen.

Vor dem Spiel gegen den FC Augsburg vor ein paar Wochen verletzte sich Gruda im Training im Gesicht, Mitspieler Silvan Widmer fügte dem 19-Jährigen mit den Stollen eine tiefe Schnittwunde in der linken Gesichtshälfte zu. Gruda wurde mit zehn Stichen genäht und stand trotz der frischen Verletzungen nur wenige Stunden später gegen die Bayern auf dem Platz.

"Ich glaube zu 100 Prozent, dass das den Unterschied für die anderen gemacht hat."

Bo Henriksen, Trainer des 1. FSV Mainz 05

Und zwar mit einer speziell dafür angefertigten Maske, die der Spieler aber nach nur wenigen Minuten ablegte. Unerschrocken war das und mutig. "Das ist unglaublich", sagte Bo Henriksen, für den der 1:0-Sieg damals das erste Spiel als Mainzer Trainer und deshalb auch besonders wichtig war. "Er ist 19, hatte eine echt harte Verletzung, spielt trotzdem und wirft nach fünf Minuten seine Maske sogar weg. Ich glaube zu 100 Prozent, dass das den Unterschied für die anderen gemacht hat. Ich bin so stolz auf ihn!"

Der nächste Mainzer Nationalspieler?

Mit Gruda hat Mainz wieder ein großes Talent in seinen Reihen, das es früher oder später bei einem anderen Verein versuchen wird. Noch kann der deutsche U-21-Nationalspieler in seiner gewohnten Umgebung reifen, sammelt aktuell auch wichtige Erfahrungen im Abstiegskampf.

Irgendwann dürfte es Brajan Gruda aber auch zu neuen Aufgaben in anderen Sphären ziehen, dann wird ihm Mainz zu klein werden. Längst steht der Spieler bei anderen Klubs auf dem Zettel – wohl auch bei Bundestrainer Julian Nagelsmann. Wahrscheinlich aber nicht mehr für die Europameisterschaft in ein paar Wochen, dafür dürfte die Zeit zu knapp sein.

Aber Gruda stehen auch in der deutschen A-Nationalmannschaft schon bald alle Türen offen, wenn er so weitermacht. Und vielleicht spielt er dann ja auch gemeinsam mit Thomas Müller für Deutschland

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