- Ohne Gegentor ist Rekord-Europameister Deutschland bei der Frauen-EM in England bis ins Halbfinale marschiert.
- Mit Frankreich wartet eine der spielstärksten Auswahlen auf die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.
- Unser Kolumnist Olaf Thon erklärt, warum er vom Einzug der DFB-Frauen ins Endspiel überzeugt ist - und warum sich ein Vergleich des Frauenfußballs mit dem der Männer verbietet.
Es ist ein Spiel auf Augenhöhe. Die Französinnen haben tolle Spielerinnen im Sturm. In der Abwehr aber sind sie sehr anfällig. Die deutsche Mannschaft muss sich darauf einstellen, dass die Französinnen auf Konter spielen werden. Da müssen wir defensiv gut stehen.
Unsere Mannschaft aber hat als einzige im Turnier noch kein Gegentor bekommen. Das spricht vor allem auch für unsere Torfrau Merle Frohms. Wir haben in manchen Szenen zwar schon viel Glück gehabt. Man kann dem Gegner aber auch signalisieren: "Wir sind unüberwindbar!" Das hat der dann im Hinterkopf. Deswegen sind unsere Spielerinnen gegenüber den Französinnen psychologisch im Vorteil.
Olaf Thon: "Wir kommen ins Endspiel"
Bei den "Big Points" sind wir besser. Das hat man im Viertelfinale gegen Österreich gesehen. Die Cleverness von
Schon im Viertelfinale hat sich gezeigt, dass außergewöhnliche Persönlichkeiten Spiele entscheiden. In unserem Fall sind das Spielerinnen wie (Sara) Däbritz, Popp, (Marina) Hegering, (Giulia) Gwinn oder (Klara) Bühl (Bühl fällt wegen einer diagnostizierten Infektion mit dem Coronavirus für das Halbfinale gegen Frankreich aus, Anmerk. d. Red.). Das ist kein Unterschied zum Männerfußball. Bei den Engländerinnen ist die Nummer zehn, Georgia Stanway, eine Spielerin, die den Unterschied ausmacht. Sie wechselt von Manchester City zum FC Bayern München in die Bundesliga. Stanway hat eine super Schusstechnik und auch die nötige Schusskraft, um aus der Entfernung zu treffen.
Es wäre ein Highlight, in Wembley im Endspiel auf England zu treffen. Dann wird es - auch von der Stimmung her - gefühlt ein bisschen wie Männerfußball sein.
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Olaf Thon: "Der Boom des Frauenfußballs erscheint unaufhaltsam"
Der Fußball der Frauen boomt. Da ist kein Aufhalten in Sicht. Sie rücken näher an die Männer heran. Niemals aber ist Frauenfußball mit Männerfußball vergleichbar. Das sind zwei unterschiedliche Sportarten. Die lassen sich auf höchstem Niveau nicht miteinander messen.
Ich habe aber festgestellt, dass zwei von drei männlichen Fußballfans sich auch die Spiele der Frauenfußball-EM anschauen. Vor allem jetzt, da die deutsche Mannschaft im Halbfinale steht. Diese Aufmerksamkeit haben sich die Frauen verdient. Sie spielen einen sehr, sehr attraktiven Fußball. Die Entwicklung ist schön zu sehen.
Männer- und Frauenfußball unterscheiden sich aber nach wie vor in der Schnelligkeit, und die Männer haben mehr Kraft, auch Schusskraft, und auch mehr Muskelmasse. Die Männer haben den Vorteil der Robustheit. Im Schnitt sind die Torhüter im Fußball auch größer als die Torfrauen. Deshalb wäre - so glaube ich - ein Spiel zwischen Bezirksligafußballern und der Frauen-Nationalmannschaft eines auf Augenhöhe. Seine größere Strahlkraft wird der Männerfußball aufgrund seiner Vergangenheit aber noch lange behalten.
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